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Im Labor: Gehirngewebe dauerhaft am Leben gehalten  
  Forscher haben einen Weg gefunden, um lebendes Gehirngewebe für Wochen kultivieren zu können. Dies lässt auf neue Therapieformen etwa für Alzheimer oder Schizophrenie hoffen.  
Wissenschaftler der Firma Tensor Biosciences of Irvine, California haben eine Methode entwickelt, um Gehirnmasse nicht wie derzeit üblich nur für wenige Stunden, sondern für mehrere Wochen am Leben zu erhalten.

So können akute und chronische Wirkungen von Medikamenten für neurodegenerative und psychiatrische Erkrankungen im Nervennetz, also im neuronalen Verband, direkt untersucht werden.
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Die Studie ist unter dem Titel "Brain slices grown in lab" in der aktuellen Ausgabe von "New Scientist" (Bd. 2365, S.18.) erschienen.
->   Zur Studie im "New scientist"
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Gewebe auf Chip aufgetragen
Bei der neuen Methode trägt man Schnitte von Gehirngewebe von Ratten oder Mäusen auf einen Glas-Chip auf, der Zehntausenden Zellen Platz bietet.

Dabei können auch gleichzeitig Gewebe verschiedener Gehirnteile am Chip aufgebracht und somit deren Kommunikation erforscht werden.
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Chips als neue technologische Innovation
An der Technischen Universität Wien arbeitet ein Labor derzeit an der Entwicklung eines ein Quadratzentimeter großen Chips, der als Analysegerät genutzt werden soll. Zukünftige Anwendungsgebiete: Zellanalyse und Proteinforschung.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Natürliche Situation simuliert
Das Gewebe ist in eine Lösung aus künstlicher Gehirnflüssigkeit getränkt. Um eine natürliche Ausgangslage zu simulieren, werden im Chip Gehirnströme erzeugt.
Elektroden messen elektrische Aktivität
Das zu untersuchende Medikament injiziert man in das Gewebe. Mittels 64 Mini-Elektroden, die sich auf der Oberseite des Chips befinden, wird die darauffolgende elektrische Aktivität des Gehirngewebes registriert und wie bei einem EEG (Elektroenzephalogramm) aufgezeichnet. Aus diesen Reaktionen lässt sich die Medikamentenwirkung ableiten.
Wirkung besser einschätzbar
Das neue Verfahren erlaubt laut "New Scientist" einen detaillierteren Einblick in die Effektivität, die Toxizität und die möglichen Nebenwirkungen von Medikamenten, da sie in einem Gewebeverband und nicht an isolierten Zellen ausgetestet werden - schließlich basiere Verhalten auf einem Zusammenspiel von Billionen von Gehirnzellen, die in einem komplizierten System angeordnet sind.
Neue Therapie bei Angst
Nach Angaben der Firma Tensor Biosciences wurde auf diesem Wege eine neue Behandlungsform für Angstzustände gefunden, die spezifischer, weniger giftig und mit weniger Nebeneffekten verbunden ist. Vorgestellt werden soll sie auf einem Kongress in der nächsten Woche.
Elektroden weit auseinander
Kritiker wie der Neurophysiologe Peter Fromherz des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried in Deutschland weisen daraufhin, dass die Elektroden weit auseinander angebracht sind. Daher bekomme man nur wenig Information über die neuronalen Schaltkreise. Es wäre sinnvoller, die Aktivität von einzelnen Nervenzellen aufzuzeichnen.
->   Tensor Biosciences
 
 
 
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01.01.2010