News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Universitäten und Nachhaltigkeit  
  Der letzte UN-Weltgipfel in Johannesburg war dem Thema "Nachhaltige Entwicklung" gewidmet. Wissenschaft und Bildung kommen bei der Umsetzung dieses Ziels der Vereinten Nationen eine entscheidende Rolle zu - nicht zuletzt was die Zukunft der Universitäten betrifft. Am Freitag findet dazu eine internationale Tagung in Wien statt. Bereits heute zeichnet Hans-Peter Winkelmann, Generalsekretär des universitären Netzwerkes "Copernicus-Campus", in einem Gastbeitrag für science.ORF.at den aktuellen Stand der Diskussion nach.  
Die Hochschulen nach Johannesburg
Von Hans-Peter Winkelmann

Zum Abschluss des UN-Nachhaltigkeitsgipfels (WSSD) im September 2002 wurde in der "Johannesburg-Erklärung" die weltweite Bedeutung der nachhaltigen Entwicklung bekräftigt, damit verbunden die globale Verantwortung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Erde sowie für den Umweltschutz.

Die Johannesburg-Erklärung betont die große Verantwortung für nachkommende Generationen. Die große Frage lautet: Wie kann die wirtschaftliche Entwicklung im Norden und im Süden so gestaltet werden, dass sie nicht zu Lasten der Umwelt und damit künftiger Generationen geht?
->   Johannesburg Summit 2002
Meilenstein Agenda 21
1992 schien mit dem Erdgipfel für Umwelt und Entwicklung (UNCED) der Aufbruch in eine solche neue Zeit unmittelbar bevorzustehen. Zehn Jahre später wurde in Johannesburg Bilanz gezogen.

In diesem Zusammenhang geht die Johannesburg-Erklärung auf die Bedeutung des Erdgipfels von 1992 in Rio de Janeiro ein. So sei die Konferenz von Rio mit der Verabschiedung der Agenda 21 ein Meilenstein für die nachhaltige Entwicklung gewesen.
Besondere Bedeutung des Bildungssektors ...
Die Agenda 21 definiert eine innovative Weiterentwicklung der Bildung in allen Bereichen als eine wesentliche Voraussetzung für eine gesellschaftliche Modernisierung in Richtung "Nachhaltigkeit". Dem Bildungssektor kommt somit im Hinblick auf die Umsetzung des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung eine besondere Bedeutung zu.

Durch die Agenda 21 sind insbesondere die Hochschulen als wichtige Akteure aufgefordert, an dem Prozess der nachhaltigen Entwicklung auf lokaler und regionaler Ebene gestaltend mitzuwirken und wichtige Impulse für die Lösung der globalen Umweltprobleme zu geben.
->   Agenda 21
... und hier vor allem der Hochschulen
Bildung auf allen Ebenen, insbesondere die Hochschulbildung für zukünftige Entscheidungsträger und Lehrer, sollte an einer nachhaltigen Entwicklung orientiert sein und umweltbewusste Einstellungen, Fähigkeiten und Verhaltensstrukturen sowie ein Gefühl für ethische Verantwortung fördern.

Universitäten und Hochschulen bilden die zukünftigen Generationen von Bürgern aus und verfügen über Wissen in allen Forschungsgebieten, sowohl in den technischen Disziplinen als auch in den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Folglich ist es ihre Aufgabe, ein besseres Verständnis für die ökologische, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme zu schaffen und auch ethische Fragestellungen in der Gesellschaft zu fördern.
->   Mehr über den Nachhaltigkeits-Gipfel in Johannesburg
...
Tagung "Nachhaltige Universitäten 2002"
Ziel der Tagung "Nachhaltige Universitäten 2002" ist es nach Angaben der Veranstalter, "die Ergebnisse und Akzente des Weltgipfels zu reflektieren, einen Blick auf die neuen Herausforderungen und Rahmenbedingungen zu werfen sowie den Erfahrungsaustausch und die Vernetzung an Österreichischen Universitäten zum Thema Nachhaltigkeit zu verbessern".

Veranstalter: FORUM. Umweltbildung (im Auftrag des BMLFUW und des BMBWK) in Kooperation mit dem European Support Centre of the Club of Rome
Termin: Freitag, 25. Oktober, 9:00-16:30
Ort: Festsaal der Bank Austria, Renngasse 2, 1010 Wien
->   Mehr über die Veranstaltung
...
Was bedeutet Johannesburg für die Hochschulen?
Es wird nicht ausbleiben, dass der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg weltweit auch Auswirkungen auf die Hochschulen haben wird: auf die Forschung, die Lehre, die Weiterbildung, die Institution.

Internationale Einrichtungen wie die UNESCO und Zusammenschlüsse von Nichtregierungsorganisationen haben den Weg gezeigt, den Hochschulen künftig einschlagen sollten, wenn das Leitbild der Nachhaltigkeit von ihnen ernst genommen wird.

Dieses Leitbild erfordert neue Denkstrukturen nicht nur auf individueller Ebene, sondern dieser Herausforderung müssen sich die Wissenschaft und damit auch die Hochschulen stellen.
Verständigung auf gemeinsames Arbeitsprogramm
In Johannesburg hat sich die internationale Gemeinschaft auf ein Arbeitsprogramm verständigt, das Richtlinien und Pläne für eine nachhaltige Entwicklung festlegt. Die Rolle von Wissenschaft und Bildung wird im Aktionsprogramm erneut betont. Sie stellen ein großes Potenzial für das Wohlergehen der Gesellschaft dar, obgleich sie noch nicht vollständig auf das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet sind.

Insbesondere die in Johannesburg ebenfalls auf Initiative der Universität der Vereinten Nationen UNU verabschiedete "Ubuntu-Declaration on Education and Science and Technology for Sustainable Development" bestätigt noch einmal die besondere Bedeutung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
->   Ubuntu-Declaration
Integrierung in Lehrpläne aller Bildungsbereiche
Diese Erklärung wurde von 11 der weltweit führenden Bildungs- und Wissenschaftsorganisationen verfasst und ruft dazu auf, das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung stärker in die Lehrplänen aller Bildungsbereiche zu integrieren.
Bildung als Voraussetzung von Nachhaltigkeit
Ferner fordern die Organisationen in der Erklärung die Stärkung der Bildung als Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung sowie eine engere Zusammenarbeit der Bildungssysteme weltweit.

Ziele sind dabei die Entwicklung von Lehrplänen, die Nord-Süd-Zusammenarbeit, die strategische Bildungsplanung und Ausarbeitung politischer Maßnahmen sowie die Entwicklung von Bildung und Wissenschaft (capacity-building).

Hochschulen werden in besonderer Weise zu einem problemorientierten Forschungsansatz angehalten, der sowohl die Lehre in der Wissensvermittlungsfunktion als auch die Forschungsfunktion von Hochschulen betrifft.
Bildung kein eigenständiger Aktionsbereich ...
In ersten Einschätzungen der Ergebnisse von Johannesburg wurden eigene Kapitel zu Bildung und Wissenschaft im Aktionsplan vermisst. Das auf dem WSSD beschlossene Arbeitsprogramm beinhaltet die Bildung zwar nicht als eigenständigen Aktionsbereich, rückt jedoch sowohl Wissenschaft und Forschung in den Mittelpunkt der Maßnahmen zur Umsetzung.
...aber dafür in fast allen Teilen des Aktionsplans
Von mehr und besserer Bildung ist fast in allen Teilen des Aktionsplans die Rede. So ist für den Bereich Wasserversorgung die Forderung nach Bildung verbunden mit der Erwartung, Kinder sollten "zu Agenten für Verhaltensänderungen" werden. Ähnlich ist es bei der Frage der nachhaltigen Nutzung von Energiequellen. Auch hier geht es nicht mehr ohne bessere Bildung und Ausbildung.

Im Vergleich mit dem etwas isolierten Kapitel 36, dem Bildungskapitel der Agenda 21, geht es im Aktionsplan von Johannesburg flächendeckend um Quantität wie Qualität von Bildungs- und Lernangeboten.
Umwelttechnologie, Politikberatung, Frühwarnsysteme
Eine genauere Analyse ergibt jedoch, dass die Beschlüsse von Johannesburg für den Sektor Wissenschaften in mehreren Bereichen - Umwelttechnologie, wissenschaftliche Politikberatung sowie Beobachtungs- und Frühwarnsysteme - die entsprechenden Kapitel der Agenda 21 vertiefen und präzisieren.
Bildung von Netzwerken
Im Hinblick auf die Forschungsfunktion von Hochschulen werden sie aufgefordert, zur wissenschaftlichen Entwicklung durch die Bildung von Netzwerken und Partnerschaften mit dem Privatsektor, Regierungen, Nichteregierungsorganisationen und Wissenschaftseinrichtungen in Entwicklungsländern und weniger entwickelten Ländern beizutragen.
Dekade zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
Für den Bereich der Bildung gilt im Arbeitsprogramm allgemein die Bedeutung der Bildung als Schlüssel zum Wandel. Von besonderer Wichtigkeit ist hierbei, dass der Weltgipfel ab dem Jahr 2005 eine Internationale Dekade zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung vorgeschlagen hat.

Besonders diese Dekade dürfte auch für Hochschulen weitreichende Auswirkungen haben, da auch Hochschulen auf die sich verändernden Rahmenbedingungen reagieren müssen.
...
Dr. Hans-Peter Winkelmann
COPERNICUS-CAMPUS
Brandschachtstrasse 2
D-44149 Dortmund
Tel.: +49 231 65 24 24
E-Mail: hpw@copernicus-campus.org
->   COPERNICUS-CAMPUS
...
->   Nachhaltige Universitäten
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010