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Computer auf der Killerjagd  
  Auf der Jagd nach dem Serienkiller von Washington setzten die Polizeiermittler auf ein revolutionäres Fahndungsmittel: "Geographic Profiling" ist ein Computerprogramm, das anhand von Tatorten die Lage des Wohnorts des Täters errechnen kann.  
Letzte Hoffnung
Seit knapp einem Monat lebten die Menschen in Washington und im Bundesstaat Maryland in Angst. Fast jeden zweiten Tag hatte ein Anschlag des Heckenschützen ein Opfer gefordert: zehn Menschen wurden getötet, drei schwerverletzt. Donnerstagfrüh wurden zwei Männer festgenommen, einer der beiden wird verdächtigt, der Serienkiller zu sein.
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Wenn es um Serienverbrechen geht, hat die Polizei, vor allem das FBI, bereits seit Jahrzehnten große Erfolge mit dem Erstellen eines Täterprofils, dem so genannten Profiling. Grundlage sind spezielle Eigenarten, die der Täter beim Durchführen eines Verbrechens zeigt.

"Geographic Profiling" konzentriert sich dabei auf das räumliche Vorgehen des Täters. Im Falle des Snipers hat sich bereits eine auffallende Vorgangsweise, ein so genannter "Modus Operandi" gezeigt.
Das "geografische" Täterprofil
Der Heckenschütze hat dreimal als Tatort eine Tankstelle gewählt, viermal einen großen Supermarkt. Alle Tatorte befinden sich in der Nähe von Autobahnen. Die Tat wird mit einem Scharfschützengewehr aus großer Entfernung durchgeführt, die Opfer sind willkürlich ausgewählt.

Was die Polizei bereits daraus erkennt: der Täter legt Wert darauf, sich risikolos vom Tatort absetzen zu können und bei der Flucht möglichst rasch große Entfernungen zurückzulegen. In der Geschichte von Serienkillern ist das ungewöhnlich und auffällig.
Tiere als Vorbilder
Die Erkenntnisse des "Geographic Profiling" beruhen auf dem Revierverhalten von Raubtieren. Der Entwickler des Systems, der kanadische Kriminologe Kim Rossmo, wurde vom Beuteverhalten der Löwen inspiriert, als er die Profile von Serienkillern auswertete.

Die These: Serienmörder agieren wie auf einer Jagd. Im Zentrum steht der Wohnort des Täters, der sichere "Bau". Rund um diesen, dort wo man ihn tagtäglich sieht und kennt, befindet sich eine Pufferzone.

Erst außerhalb der Pufferzone werden Tatorte, an denen der Mörder immer wieder zuschlägt, ausgewählt: nach Fluchtmöglichkeiten, nach bestimmten Opfern, nach der Möglichkeit ungestört zu töten.
Mathematik als Mittel
Die nächste These von Rossmo: wissenschaftlich gesehen gibt es keinen Zufall. Alles lässt sich mit Hilfe der Mathematik berechnen. Wahrscheinlichkeitsrechnungen sollen helfen, dem Täter auf die Spur zu kommen. Freilich: je mehr Daten verfügbar sind, umso aussagekräftiger ist das Ergebnis.

Für das "Geographic profiling" braucht es drei Dinge: leistungsfähige Computer, Informationen über den Täter, Stadtpläne mit demografischen Daten. Zitat Kim Rossmo: "Wir arbeiten genauso wie McDonalds, wenn der Standort einer neuen Filiale gefunden werden soll."
Der "Jäger" wird zum Gejagten
Die Erfolgsquote der Profiler: das Suchgebiet, in denen ein Serientäter gesucht wird, lässt sich mit Hilfe des Computers um bis zu 95 Prozent reduzieren.

Von 1.000 Verdächtigen, die mit herkömmlichen Mitteln untersucht werden müssen, kann durch das Geographic Profiling die Liste auf 50 Personen eingeschränkt werden.

Im Wettlauf mit der Zeit können die Kriminalisten so wertvolle Meter gutmachen. Darauf setzen die Ermittler auch bei der Suche nach dem "Sniper von Washington". Mittlerweile gibt es soviel Informationen über sein Verhalten, dass der "Jäger" schnell zum Gejagten - und möglicherweise bereits gefasst wurde.

Tom Matzek, Modern Times
->   Modern Times
->   Geographic Profiling Computersystem ECRI
->   FBI Seite zum Thema Serienkiller
 
 
 
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01.01.2010