News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Das Klima ändert sich - auch in Österreich  
  Die Dekade ab 1990 war mit hoher Wahrscheinlichkeit global die wärmste seit 1860. In der nördlichen Hemisphäre, für die gesichertere Daten vorliegen, war es die wärmste Dekade in den letzten 1.000 Jahren. Bei einem "Science Event" im RadioKulturhaus sollen nun die österreichischen Vorbereitungen auf den Klimawandel diskutiert werden. science.ORF.at bringt dazu einen Gastbeitrag von Helga Kromp-Kolb und Stefan Schleicher.  
Neue Perspektiven des Klimawandels
Von Helga Kromp-Kolb und Stefan Schleicher

Die Schnee- und Eisbedeckung geht fast weltweit zurück, am beeindruckendsten ablesbar an den Gletschern. Gleichzeitig stieg um 10 bis 20 cm der Meeresspiegel. Die Niederschlagstätigkeit verschiebt sich meist zugunsten mittlerer und höherer Lagen, verbunden mit mehr Ereignissen mit extremen Niederschlagsmengen.
Befunde für Österreich
Der seit 1860 gemessene globale Temperaturanstieg um 0,6 Grad Celsius ist in Österreich rund dreimal so stark ausgeprägt.
Um rund zwei Wochen ist die Zahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke zurückgegangen und die Eismassen der Gletscher schwinden.

Noch haben wir nicht ausreichendes Wissen, um die jüngsten extremen Wettereiereignisse - Überschwemmungen und extreme Dürre - mit dem Klimawandel zu verbinden. Diese Katastrophen passen aber in die möglichen Abläufe eines verstärkten Klimawandels.
...
Science-Event "Das Klima ändert sich - auch in Österreich"
"Alle reden über das Wetter, aber keiner tut etwas dafür". Dieser Meinung von Mark Twain widersprechen die Veranstalter des Science Events "Das Klima ändert sich - auch in Österreich", das am Donnerstag, dem 7. November, ab 14 Uhr im Großen Sendesaal des RadioKulturhauses in Wien ablaufen wird.
->   Mehr über die Veranstaltung
...
Erkenntnisse der Klimaforschung
Im Auftrag der UNO dokumentiert seit 1988 ein internationales Expertengremium - das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCCC) - den aktuellen Stand der Klimaforschung.

Das sind die aktuellen Erkenntnisse: Mit zunehmender Wahrscheinlichkeit ist die beobachtbare Klimaänderung auf menschliches Handeln, vor allem durch die Emissionen der sogenannten Treibhausgase (wie CO2 und Methan) zurückzuführen.

In den nächsten hundert Jahren ist ein weiterer Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius zu erwarten, zusätzlich zum seit 1860 bereits gemessenen Anstieg um 0,6 Grad Celsius.
Anpassungsstrategien
Die Klimaänderung in den nächsten Jahrzehnten ist nur mehr in der Intensität beeinflussbar und erfordert umfangreiche Anpassungsstrategien. Diese Aussagen reflektieren den gegenwärtigen Stand des Wissens, der in die verfügbaren Computermodelle zur Simulation des Klimas eingeht.
...
Ursachenforschung
Derzeit ist keine andere Ursache für den überraschenden Anstieg der globalen Temperatur bekannt als die erhöhte Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre. Das breite Band für den prognostizierten weiteren Temperaturanstieg resultiert aus Unsicherheiten, weil viele Mechanismen des Klimas, beispielsweise die Wolkenbildung und die Rolle der Meere, zu wenig erforscht sind.
...
Anstieg der Meere
Mit dem erwarteten Temperaturanstieg von 1,4 bis 5,8 Grad Celsius für die nächsten 100 Jahre wird der Schwankungsbereich von mindestens den letzten 10.000 Jahren verlassen.
Mit einem Anstieg der Meere bis zu 90 cm ist zu rechnen. Schon bei einem Meeresanstieg von 40 cm würden bis zu 200 Millionen Menschen bedroht sein.
Reduktion von Treibhausgasen ist "ökonomisch"
Eine Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen in den nächsten Jahren auf ein Niveau, das rund 5% unter den Werten von 1990 liegt - der Meßlatte des auf politischer Ebene akkordierten Kyoto Protokolls - ist mit den verfügbaren Technologien möglich.

Auch unter pessimistischen Annahmen wären die negativen Folgen für das Brutto-Sozialprodukt kleiner als die Messfehler dieses ohnehin fragwürdigen Wirtschaftsindikators.
Langfristige Perspektiven
Das Klima selbst würde jedoch von einer solchen Politik noch nichts spüren. Langfristig geht es um einen Reduktionsbedarf bei den Treibhausgasen auf weniger als ein Viertel des jetzigen Volumens. Nach den derzeitigen Erkenntnissen ist also für das nächste Jahrhundert mit einer deutlichen Klimaänderung zu rechnen.
Szenarien des Klimawandels
In Österreich steigen die Temperaturen stärker an als im globalen Durchschnitt. Die extremen Wetterereignisse dieses Jahres passen durchaus in die Szenarien des erwarteten Klimawandels.

Von der Landwirtschaft über den Tourismus, vom Wohnen bis zur Produktion werden umfangreiche Anpassungen an die neue Klimasituation erforderlich sein. Österreich ist eingebunden in die internationale Klimapolitik und muss dort messbare Erfolge bei der Reduktion von Treibhausgasen nachweisen.
...
Autoren des Gastbeitrages - Sendungen in Ö1
Univ. Prof. Helga Kromp-Kolb, Institut für Meteorologie und Physik der Universität für Bodenkultur.
Univ. Prof. Stefan Schleicher Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Graz.

Berichte in Ö1:
Dimensionen, 7.11., 19.05 Uhr
Im Radiokolleg läuft von 4. - 7. 11. um 9.30 Uhr die Serie "Der Treibhauseffekt und die Folgen".
->   Radio Österreich 1
...
->   RadioKulturhaus
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010