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Sensor erkennt müde Autolenker  
  Deutsche Techniker testen Warnsysteme für den gefürchteten Sekundenschlaf. Sensoren registrieren jede Augenbewegung des Lenkers und schlagen Alarm, wenn er einzuschlafen droht. In Simulatoren müssen Autofahrer Belastungstests absolvieren, zum Beispiel stundenlange Nachtfahrten. Das Ergebnis der Untersuchungen: Fahrer sind müde, lange bevor sie es selbst merken.  
Kampf dem Sekundenschlaf
Der gefürchtete Sekundenschlaf führt immer wieder zu katastrophalen Unfällen. So ist nach einer Studie bei einem Viertel aller tödlichen Autobahnunfälle die Ursache Sekundenschlaf.

An der Universität Würzburg untersuchen Wissenschaftler, wie übermüdete Autofahrer in Zukunft rechtzeitig gewarnt werden können, bevor es kracht.
Gefährliche Monotonie
Am Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW) gehen Forscher der Frage nach, wie sich das Fahrverhalten ändert, wenn der Autolenker müde wird.

Kleine Magnetspulen, die der Testperson auf die Lider geklebt werden, messen, wie weit die Augen geöffnet sind - und helfen so, den Müdigkeitsgrad zu ermitteln.
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"Testfahrt im Labor"
Die notwendigen Testfahrten werden im hauseigenen Simulator durchgeführt. Eine ebenso starke wie sensible Pneumatik dirigiert die Bewegungen des tonnenschweren Simulators. Das Resultat ist ein verblüffend realitätsnahes Fahrgefühl im Inneren. Auf einer großen Projektionsfläche können verschiedenste Straßen und Fahrsituationen dargestellt werden. Was in der Realität tunlichst vermieden werden sollte, ist hier Programm: im Dunkel des Simulators ermüden die Testfahrer besonders rasch.
->   Interdisziplinäres Zentrum für VerkehrsWissenschaften, Universität Würzburg
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Alarm vor dem Einnicken
Das Ziel der Wissenschaftler ist ein Gerät, das den Zustand des Lenkers während der Fahrt erkennt - und ihn möglichst frühzeitig warnt, dass seine Leistungsfähigkeit nachlässt.

Deutliches Anzeichen dafür ist das so genannte Lidschlussverhalten. Wohl jeder kennt diesen Effekt aus eigener Erfahrung: je langsamer das Blinzeln erfolgt und je länger es dauert, desto müder ist man meist auch.

Aus der Art des Blinzelns filtern die Forscher vier Stufen der Müdigkeit - von leichter Unaufmerksamkeit bis zum lebensgefährlichen Sekundenschlaf.
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Modern Times Neu
Modern Times, das Zukunftsmagazin des ORF, wird ab sofort von Gisela Hopfmüller moderiert. Aus einem neuen virtuellen Studio, in dem Wissenschaft "zum Greifen nahe" kommt.
->   Modern Times
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Riskante Fehleinschätzung
Den Müdigkeitszustand zu messen ist eine Sache - die Selbsteinschätzung des Fahrers jedoch häufig eine andere.

"Die Fahrer merken teilweise schon recht früh, dass sie müde werden - nur: wenn man sie nach ihrer Leistung befragt, dann sagen sie 'Autofahren, das geht schon noch' ", erläutert Projektleiter Volker Hargutt das Problem. "Diese Diskrepanz zwischen Müdigkeitsgefühl und Leistungseinschätzung bringt die Fahrer dazu, zu sagen 'die halbe Stunde schaffe ich noch' - und das kann die letzte sein."
Erster Prototyp
Weltweit arbeiten mehrere große Autohersteller an einem System, das wirkungsvoll vor dem gefährlichen Sekundenschlaf warnt.

Auf Basis der Ergebnisse der Würzburger Verkehrsforscher haben Ingenieure bei BMW nun ein neues Gerät vorgestellt, das beginnende Müdigkeit besonders frühzeitig erkennen soll.
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"Aufmerksamkeits-Assistent"
Beim Prototypen des offiziell "Alertness Assistant" genannten Systems ersetzt eine Infrarot-Kamera die Magnetspulen. Die Kamera behält die Pupillen des Fahrers ständig im Auge. Ein spezielles Bildverarbeitungsprogramm registriert jede Veränderung - etwa das Blinzeln. Eine Art Ampel am Armaturenbrett signalisiert dem Fahrer von Grün über Gelb bis Rot den jeweils aktuellen Müdigkeitszustand. Probleme hat der Prototyp noch bei Kopfbewegungen des Fahrers sowie bei manchen Kontaktlinsen und Sonnenbrillen. Das System könnte in fünf bis zehn Jahren serienreif sein, schätzen die Experten.
->   BMW Group
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Weitere Entwicklung
Die Versuche im Würzburger Fahrsimulator gehen jedenfalls weiter, denn auch hier sind noch einige Probleme zu lösen.

Die Forscher bewegt besonders die Frage, wie sie ihre "Müdigkeitsmodelle" gestalten müssen, damit sie auch tatsächlich bei jedem Autofahrer funktionieren.

Und so werden weiterhin Testfahrer stundenlang im Dienste der Verkehrssicherheit unterwegs sein - ohne dabei auch nur einen Meter zurückzulegen ...

Ivo Filatsch, Modern Times
->   Gefährliche Beifahrerin: Müdigkeit am Steuer
 
 
 
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01.01.2010