News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Stottern - der gestörte Redefluss  
  Etwa 80.000 Österreicher leiden unter der Redeflussstörung Stottern. Ein Handicap, das gerade im "Kommunikationszeitalter" schwer beeinträchtigen kann. Im schlimmsten Fall sind die sprachlichen Möglichkeiten der Betroffenen so stark eingeschränkt, dass sie versuchen, die Kommunikation mit Mitmenschen gänzlich zu vermeiden.  
Wie schrieb Ingrid Noll in einem ihrer Bücher: "Stottert Mario immer? Nein, nur wenn er redet!" Mit anderen Worten: Stottern behindert - allerdings nur beim Sprechen!
Vorurteile gegenüber stotternden Kindern
Dazu die Dipl. Logopädin Sylvia Reinal-Straka: "Vorurteile, wie dass stotternde Kinder besonders sensibel oder labil sind, treffen nicht zu. Sie haben keine Störung der Persönlichkeit und es gibt auch keine gestörte Eltern-Kind-Beziehung als Ursache im Hintergrund. Außerdem ist Stottern nicht ansteckend, wie manchmal besorgte Eltern von Mitschülern oder Kindergartenkindern befürchten. Es kann allerdings vorkommen, dass nicht stotternde Kinder die Betroffenen aus Neugierde nachmachen, und oft höchst überrascht oder gar belustigt über die Reaktionen der Umwelt reagieren".
Wie erkennt man echtes Stottern?
Da ca. 5 Prozent aller Kinder zumindest vorübergehend stottern, stellt sich für viele Eltern die Frage: Welche Anzeichen weisen auf eine behandlungsbedürftige Redeflussstörung hin?

Doris Maria Denk, HNO-Fachärztin, Phoniaterin und stellvertretende Leiterin der klinischen Abteilung Phoniatrie / Logopädie an der Universitätsklinik im Wiener AKH: "Die Grenze zwischen einer entwicklungsbedingten, unbedenklichen Redeunflüssigkeit und dem tatsächlichen Stottern, gegen das man etwas unternehmen sollte, gilt es zu erkennen".

"Ein Hinweis könnte das Auftreten von Begleitsymptomatiken sein. Wenn ein Kind also grimassiert oder beim Stottern Mitbewegungen zeigt, dann ist das z.B. ein Alarmzeichen, dass es sich hier nicht mehr um so eine normale Redeunflüssigkeit handelt. Je früher man Stottern bei Kindern diagnostiziert, und desto größer sind die Chancen, dass mit der Hilfe der Eltern die Symptome erfolgreich behandelt werden können".
->   Was Sie über das Stottern wissen sollten:
Was weiß man über das Phänomen Stottern?
Das Phänomen Stottern ist seit über zweitausend Jahren bekannt. Über keine Kommunikationsstörung wurde so viel geschrieben.

Demnach sind auch viele unterschiedliche Definitionsversuche zu finden, deren gemeinsamer Nenner zu sein scheint, dass ein Stotternder Sprechunflüssigkeiten zeigt.

Bei der Redeflussstörung Stottern kann es zu Blockierungen oder Dehnungen beziehungsweise zu Wiederholungen von Silben und Wörtern kommen. Die Symptome können zu Beginn des Sprechens oder auch im Verlauf des Sprechens auftreten. Wodurch die kommunikativen Möglichkeiten des Betroffenen erheblich gestört sein können.
Sekundäre Begleitsymptome
Neben den primären Erscheinungen des Stotterns kann es auch zu sekundären Begleitsymptomen kommen, zum Beispiel zu Mitbewegungen, Verkrampfungen oder zum Grimassieren.

Jungen sind viermal häufiger betroffen als Mädchen; auch im Erwachsenenalter lässt sich Stottern häufiger bei Männern als bei Frauen beobachten.
->   Überblick zu unterschiedlichen Redestörungen
Wodurch entsteht Stottern?
Die Gründe für Redeflussstörungen wie z. B. Stottern sind noch nicht wirklich geklärt. Es wird zwar weltweit heftig geforscht und untersucht, aber mehr als Theorien und Modelle sind nicht bekannt.

Eine dieser Theorien basiert auf einer vermuteten Störung der Kommunikation zwischen den beiden menschlichen Gehirnhälften. Weitere Ursachen könnten Wahrnehmungsstörungen oder genetische Faktoren sein.
Nicht nur Kinder sind betroffen
Auch ein Missverhältnis zwischen Leistungsanforderung und Leistungsvermögen könnte ein Grund für das Stottern sein.

Fünf Prozent der Kinder durchleben in ihrem sprachlichen Entwicklungsprozess eine Phase des Stotterns, und immerhin ein Prozent der Bevölkerung stottert auch noch im Erwachsenenalter, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
->   Mehr zu den möglichen Ursachen von Stottern
Was kann man gegen Stottern tun?
So wie es eine Vielzahl von Ursachen und möglichen Gründe für das Stottern geben kann, so gibt es auch eine Vielzahl an Behandlungs- oder Therapiemöglichkeiten. Auch im Erwachsenenalter können noch sinnvolle Schritte gegen das Stottern unternommen werden.

Die wichtigste Therapieform für stotternde Menschen ist die Logopädie. Darüber hinaus reicht die Palette von Behandlungsmöglichkeiten von Atmungs- oder Biofeedback-Therapien mit Konzentration auf Entspannungssituationen über Förderung des Rhythmusgefühls und der Musikalität bis zur unterstützenden psychologischen bzw. psychotherapeutischen Intervention oder auch der medikamentösen Behandlung mit spannungslösenden Präparaten.
->   Übersicht der Therapiemöglichkeiten
...
Falls Sie Fragen zum Thema Stottern haben und mehr über mögliche Behandlungs- und Therapiemethoden wissen wollen, so können Sie sich unter der Nummer 0699 / 126 967 34 oder im Internet unter www.dla.at an den Bundesverband der diplomierten LogopädInnen wenden. Hier finden Sie auch eine Liste der praktizierenden LogopädInnen Österreichs.

Mehr zum Thema "Stottern" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 28.10.2002 um 14.05 Uhr in Ö 1 erfahren.
...
Christoph Leprich, Ö1 Radiodoktor
Eine ganz wesentliche Hilfe bei der Bewältigung der Krankheit können auch diverse Selbsthilfegruppen sein.
->   Stottern Selbsthilfegruppen in Österreich
->   Österreichische Selbsthilfe Initiative Stottern
->   Geschichte der Sprachheilkunde und des Stotterns
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010