News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
"Deutsches Harvard" an historischer Stätte  
  An historischer Stätte soll in Berlin eine neue Wirtschafts-Eliteschule, die "European School of Management and Technology", entstehen. Sitz des "Deutschen Harvard" ist das frühere Staatsratsgebäude der DDR.  
Als Starthilfe für die Kaderschmiede der deutschen Wirtschaft stehen bisher 115 Millionen Euro zur Verfügung - recht wenig für ein solch ehrgeiziges Projekt.
Prominent besetzte Gründungsveranstaltung
Bei der Gründungsveranstaltung am Donnerstag wird vertreten sein, was in der Geschäftswelt Rang und Namen hat: DaimlerChrysler-Boss Jürgen Schrempp ebenso wie Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle oder der Vorstandsvorsitzende des Energieriesen E.ON, Ulrich Hartmann. Insgesamt sind zwei Dutzend Konzernchefs dabei. Für die Politik ist beim Festakt ebenfalls die Top-Prominenz anwesend, allen voran der deutsche Bundespräsident Johannes Rau.
Voller Lehrbetrieb ab 2004
Bis sich die feine Adresse am Schlossplatz 1 mit Studenten bevölkert, wird es allerdings dauern. Erst 2004 soll der Lehrbetrieb beginnen. Die ersten Management-Seminare laufen aber schon früher an - fernab von Berlin, in der Außenstelle der Schule auf dem Gelände des früheren Flughafens München-Riem. Später sollen Jahr für Jahr 200 bis 300 Nachwuchsmanager das "deutsche Harvard" mit akademischen Abschluss verlassen. Master oder Executive Master of Business Administration (MBA oder EMBA) dürfen sie sich dann nennen.
Unterrichtssprache Englisch
Wie überhaupt die Schule viel Wert auf Internationalität legt: Unterrichtssprache wird Englisch sein. Als Gründungspräsident wurde der renommierte englische Management-Professor Derek F. Abell verpflichtet. Auch von den später einmal 80 Professoren sollen zwei Drittel aus dem Ausland kommen. Vollmundig verspricht der Sprecher der Stiftungsinitiative, ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, die EMTS zu "einer der bedeutendsten Lehr- und Forschungseinrichtungen auf dem Kontinent" zu machen.
Finanzielle Schwierigkeiten
Auf dem Weg dahin sind noch viele Schwierigkeiten zu überwinden - vor allem der finanziellen Art. Erst nach langen Debatten stellten Bund und Land Berlin der Wirtschaft ihre Wunschadresse kostenlos zur Verfügung.

Am Staatsratsgebäude hatten auch viele andere Interesse. Weitere finanzielle Unterstützung soll es aber nicht geben. Beim Versuch, vom Staat auch noch die Renovierungskosten von etwa 25 Millionen Euro zu bekommen, hatte Cromme keinen Erfolg. "Wir haben kein Geld dafür", hieß es übereinstimmend bei Bund und Land.
90 Millionen Euro Stiftungskapital
Auch beim Geldeintreiben in den eigenen Reihen hatte die Initiative einige Probleme. Derzeit wird in den Konzernen eher gespart. Trotz heftigen Drängens sind aus der Wirtschaft bisher erst 90 Millionen Euro Stiftungskapital zusammen - 100 Millionen sollten es eigentlich schon mindestens sein.

Hinzu kommen 25 Millionen von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Allein aus den Kapitalerträgen sowie den Studiengebühren - etwa 30.000 Euro pro Jahr - soll sich die Schule finanzieren.
Dramatisch unterfinanziert?
Nach Meinung von Experten reicht das jedoch längst nicht aus. Der langjährige Leiter der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, Hans Weiler, rechnete vor, dass das Prestigeprojekt dramatisch unterfinanziert sei.

Demnach hat die ESMT pro Jahr allenfalls vier Millionen Euro zur Verfügung - ein Bruchteil dessen, was andere große Business Schools brauchen. Zur Kostendeckung müssten die Studiengebühren dann bei über 100.000 Euro liegen - viel mehr als im internationalen Vergleich.

Die Stiftungsinitiative äußert sich zu solchen Rechnungen vorerst überhaupt nicht. Erst nach dem Festakt will sie wieder Auskunft geben. Bei den beteiligten Unternehmen jedenfalls herrscht Zuversicht, dass die Elite-Uni erfolgreich starten wird. "Am Geld wird unsere Schule nicht scheitern", heißt es bei einem der Konzerne. "Die Blamage wäre einfach zu groß."
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010