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Langlebigkeits-Gen: Funktion entschlüsselt  
  Forscher haben die Funktionsweise einer Genmutation bei der Fruchtfliege beschrieben, die die Lebensdauer des Tieres in etwa verdoppelt. Ob das betreffende Gen auch bei Menschen vorkommt, ist noch nicht bekannt.  
Entschlüsselt hat diese Funktionsweise der Berliner Wissenschaftler Felix Knauf. Bislang war unklar, weshalb Fliegen mit der Gen-Mutation länger leben.

Wie das Max-Delbrück-Centrum Berlin-Buch am Dienstag mitteilte, bremse das nach der Vorlage des veränderten Langlebigkeitsgen hergestellte Protein die Umwandlung von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß in Energie.
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Die Entdeckung des "Indy-Gens"
Die Forschung von Knauf baut auf früheren Forschungen seiner amerikanischen Kollegen Blanka Rogina und Stephen L. Helfand von der Universität von Connecticut in Farmington/USA auf. Beide hatten vor zwei Jahren bei der Fruchtfliege jenes Langlebigkeits-Gen entdeckt, dem sie den humorvollen Namen "Indy" als Abkürzung für "I am not dead yet" gegeben hatten.
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Protein übernimmt Transport von Stoffwechselprodukt
Zusammen mit den US-Kollegen kam Knauf jetzt zu dem Ergebnis, dass das vom "Indy-Gen" produzierte "Indy-Protein" den Transport von Stoffwechselprodukten übernimmt.

Dieses Indy-Protein ist insbesondere in den Zellen und Organen aktiv, die bei der Nahrungsaufnahme, Nahrungsverwertung und Energiespeicherung eine Rolle spielen.
Eine "genetisch bedingte Diät"
Der lebensverlängernde Effekt der Mutation im Indy-Gen scheint auf der Verringerung der Transportfunktion des Indy-Proteins zu beruhen. Dadurch entsteht eine Lücke in der Transportkette und damit im Stoffwechsel.

Die Umwandlung von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß in Energie wird gedrosselt. Die Fliegen befinden sich quasi im Stadium einer "genetisch bedingten Diät", wie Knauf es nennt. Nicht alles, was an Nahrung aufgenommen wird, wird verwertet.

Die Fliegen specken ab. Wer seine Kalorienzufuhr drosselt, lebt länger und gesünder. Das treffe nicht nur für die Fruchtfliege Drosophila zu, sondern sei auch für kleine Säugetiere bewiesen und könnte auch beim Menschen so sein.
Anwendung beim Menschen möglich?
Möglicherweise, so die Wissenschaftler, gelingt es in Zukunft, die Produktion von Indy-Protein medikamentös so zu bremsen, dass der Mensch ein möglichst langes und gesundes Leben hat.

Doch einfach wird es nicht, wie die Forscher betonen. Denn der Zusammenhang ist nicht eindeutig. Nicht alle Fliegen mit Indy-Gen leben länger und einige Fliegen ohne dieses Gen werden trotzdem überdurchschnittlich alt.
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"Functional characterization and immunolocalization"
Die Laborergebnisse von Knauf, Rogina, Helfand sind in der US- Fachzeitzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht: "Functional characterization and immunolocalization of the transporter encoded by the life-extending gene Indy" (doi: 10.1073/pnas.222531899).
->   Der Abstract des Artikels
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->   Max-Delbrück-Centrum Berlin-Buch
 
 
 
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01.01.2010