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Artenschutzkonferenz: Kampf um bedrohte Arten  
  Die Schlachtordnung im Kampf um die Erhaltung bedrohter Arten steht. Geld oder Leben - auf diese Formel lassen sich die Argumente vor der nächsten internationalen Artenschutzkonferenz in Chile reduzieren.  
Bereits im Vorfeld der im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkommens stattfindenden Konferenz finden hinter den Kulissen heiße Schlachten um Elefanten, Schildkröten, Seepferdchen, Papageien und andere bedrohte Wildtiere statt. Von 3. bis 15. November treffen einander dann in Santiago de Chile die Vertreter der Mitgliedsländer und Umweltschützer.

Das Artenschutzabkommen ("Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora", CITES) regelt den internationalen Handel mit bedrohten wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.
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Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES): Details
Das 1973 unterzeichnete Washingtoner Artenschutzabkommen ist eines der ältesten zum Umwelt- und Naturschutz. Es trat 1975 erstmalig in Kraft. Inzwischen umfasst die Liste der Mitgliedsländer 158 Staaten weltweit. In Österreich ist das Übereinkommen seit 1982 in Kraft. Der Strafrahmen für Verstöße bewegt sich bei 10.000 bis 500.000 Schilling. Für besonders schwere Verstöße drohen Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren.

Etwa alle zwei Jahre treffen sich die CITES-Mitglieder zur Artenschutzkonferenz, um zu entscheiden, welche Arten so gefährdet sind, dass sie in die Liste aufgenommen werden müssen. Derzeit sind rund 5.000 Tier- und 25.000 Pflanzenarten erfasst.

Das Abkommen besteht aus einem Vertragstext und drei Anhängen mit unterschiedlichen Schutzkriterien. Im Anhang I sind alle unmittelbar vom aussterben bedrohten Arten aufgeführt, mit denen kommerzieller Handel strikt verboten ist. Im Anhang II sind die gefährdeten Tiere und Pflanzen genannt, für deren Handel Ausfuhrgenehmigungen erforderlich sind. Zuletzt sind im Anhang III die Arten angeführt, die nur in bestimmten Ländern unter Handelsschutz stehen.
->   Washingtoner Artenschutzabkommen CITES
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54 neue Anträge für Schutzstatus von Tieren und Pflanzen
Weltweit sind mittlerweile insgesamt 11.167 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, berichtete die internationale Umweltschutzorganisation IUCN vor kurzem. Insgesamt 54 Anträge auf Änderung des Schutzstatus für bedrohte Wildtiere und -pflanzen liegen nun für die Konferenz vor.
Der Kampf ums Elfenbein beginnt erneut
Beim Elfenbein etwa, das bis zu 500 Euro pro Kilogramm einbringt, wollen Südafrika, Namibia, Botswana, Sambia und Simbabwe die Genehmigung, trotz des absoluten Handelsverbotes insgesamt 87 Tonnen Elfenbein aus Lagerbeständen verkaufen zu dürfen.

Das entspreche etwa 7.000 getöteten Tieren, berichtete die Umweltschutzorganisation Pro Wildlife. Während die Bestände in Afrika und Asien auf historische Tiefstände sanken, wurde die Menge beschlagnahmten Elfenbeins immer größer.

Darüber hinaus wollen diese Länder regelmäßige Jahres-Handelsquoten von zwölf Tonnen Elfenbein durchsetzen. Umweltschützer wie der World Wild Fund for Nature (WWF) warnen jedoch, dies werde Wilderer wieder verstärkt auf den Plan rufen, weil legales nicht von illegalem Elfenbein zu unterscheiden sei.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Alarm um asiatische Schildkröten
Alarm schlagen Artenschützer auch für die asiatischen Schildkröten. Die Bestände fast aller Schildkröten Asiens seien in den vergangenen 15 Jahren zusammengebrochen, warnt Pro Wildlife. Dies sei die Folge einer unkontrollierten Plünderung für die Fleischmärkte und Apotheken in China und seinen Nachbarländern. Die meisten der etwa 90 betroffenen Arten seien noch ungeschützt.
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Handelsverbot für vier Papageienarten angestrebt
Ein absolutes Handelsverbot wird für vier Papageienarten angestrebt. Es geht dabei um Gelbnacken-Amazone, Gelbkopf-Amazone, Blaukopfara und Kap-Papagei, für die entsprechende Anträge vorliegen.

Deutschland, selbst Antragsteller für den Blaukopfara, war Abnehmer für mindestens zwei der genannten Arten und trägt damit Mitverantwortung am Schwund der Bestände. Die Papageien werden - außer durch den internationalen Handel - auch durch die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes bedroht.
Überfischung gefährdet Seepferdchen
Durch Überfischung sind auch die Seepferdchen Südostasiens gefährdet. Etwa 16 Millionen Seepferdchen werden jährlich allein für die traditionelle Chinesische Medizin gefischt. Hinzu kommen hunderttausende Tiere für den internationalen Aquarienhandel.

Allein Deutschland importierte von 1996 bis 2000 knapp 18.000 lebende Seepferdchen sowie eine unbekannte Zahl getrockneter Tiere aus dem Souvenirhandel. Auf der Konferenz in Chile soll für alle 32 Arten der internationale Handel eingeschränkt und einer Kontrolle unterworfen werden.
Auch Walfang ist wieder Thema
Auch beim Thema Wale stehen die Gegner lange fest. Die Walfangnationen Japan und Norwegen machen seit Jahren Jagd zu vorgeblich wissenschaftlichen Zwecken auf die gefährdeten Meeressäuger. Bei der diesjährigen Konferenz will Japan die Aufhebung des Handelsverbotes für zwei Walarten beantragen.

Island, das seit Oktober wieder Mitglied der Internationalen Walfangkommission ist, hat bereits angekündigt, dass es in der kommenden Saison 250 Zwergwale, 200 Finnwale und 68 Seiwale zu wissenschaftlichen Zwecken töten wolle.

(Jan-Uwe Ronneburger/dpa)

Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   IUCN: Zunahme bei bedrohten Tier- und Pflanzenarten
->   Welttierschutztag: Auch der Braunbär ist gefährdet
 
 
 
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01.01.2010