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Studie: Schluckimpfung hungert Tumore aus  
  Mit einer Schluckimpfung auf genetischer Basis möchten US-Forscher in Zukunft Krebs bekämpfen. In Mäuseversuchen sei es damit bereits gelungen, das Wachstum von Blutgefäßen zu stoppen und Tumore "auszuhungern". Ob der Impfstoff auch bei Menschen wirkt, muss allerdings noch getestet werden.  
Die entsprechenden Forschungsergebnisse eines Teams um Ralph Reisfeld vom Scripps Research Institute in La Jolla wurden am Montag als Online-Vorabpublikation in "Nature Medicine" veröffentlicht und werden auch in einer der kommenden Print-Ausgaben publiziert.
Hintergrund: Auch Tumore brauchen Nahrung
Krebsgeschwulste sind - ebenso wie alle Gewebe des Körpers - auf eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen angewiesen. Ab einigen Millimetern Größe ist es schließlich mit der Autonomie eines Tumors vorbei:

Denn um weiter wachsen zu können, schließt sich der Tumor an die Blutversorgung an, fördert das Wachstum von Gefäßen und versorgt sich so mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Mediziner suchen daher seit Jahren nach Möglichkeiten, das Wachstum von Blutgefäßen in Tumoren zu stoppen. Von solchen Therapien verspricht man sich unter anderem auch eine Anwendung bei vielen verschiedenen Arten von Tumorerkrankungen.
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Versorgung und Wachstum von Tumorgewebe
Kleine Tumore, die zunächst lediglich aus ein paar Zellen bestehen, beziehen Nährstoffe bzw. den benötigten Sauerstoff direkt aus dem umliegenden Gewebe. Dafür verwenden sie feinste Blutgefäße, die so genannten Kapillaren. Diese durchziehen den gesamten Körper, allerdings in einer normalerweise gleichbleibenden Anzahl.

Ab einer bestimmten Größe des Tumorgewebes reichen die umliegenden Kapillaren für die Versorgung nicht mehr aus - der Tumor regt dann die Bildung von Blutgefäßen an, um den steigenden Sauerstoffbedarf zu decken. Ein Vorgang, der sich Angiogenese nennt und im Körper nur unter ganz speziellen Bedingungen stattfindet, etwa nach der Menstruation oder bei Herzerkrankungen.
->   Mehr Informationen zu Angiogenese in www.angiogenese.de
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Gen-Baustein von Protein als Lebendimpfstoff
Das US-Forscherteam konzentrierte sich nun auf ein in neuen Blutgefäßen produziertes Protein: den Rezeptor für einen Wachstumsfaktor (vascular endothelial growth factor receptor 2), kurz FLK-1. Sie setzten Gen-Bausteine von FLK-1 in einen nicht-infektiösen Strang des Bakteriums S. typhimurium ein und fütterten Mäusen mit diesem Lebendimpfstoff.

Das Immunsystem der Tiere richtete sich daraufhin gegen die zum Wachstum der Blutgefäße nötigen körpereigenen Rezeptoren, berichten die Forscher. Laut Studie gelang dies bei drei verschiedenen Krebsarten.
Wachstum gestoppt, Tumore schrumpften
Zwei Wochen nach ihrer dritten Impfung kam in den Mäusen das Wachstum der neu sprießenden Blutgefäße zum Erliegen. Tumore der Haut, des Dickdarms und der Lunge schrumpften.

Selbst bereits etablierte Metastasen stellten das Wachstum ein. Ernsthafte Nebenwirkungen, etwa Unfruchtbarkeit, traten bei der Behandlung nach Auskunft der Forscher nicht auf. Lediglich die Wundheilung war leicht verzögert - nach Ansicht der Forscher eine Folge der Beteiligung von Blutgefäßwachstum am Prozess der Wundheilung.
Noch Monate lang wirksam
Während gängige Therapien zur Unterbindung der tumoreigenen Blutversorgung konstant hohe Medikamentendosen benötigen, wirkt der DNA-Impfstoff laut Studie noch zehn Monate nach seiner letzten Einnahme.

Erweist sich der Impfstoff beim Menschen als ebenso wirksam, könnte er eine große Zukunft bei der Prävention wiederkehrender Geschwulste haben, insbesondere in Fällen minimaler Resterkrankung nach einer Krebsoperation oder einer Chemotherapie. Besonders effektiv könnte die Kombination mit anderen Tumorgenese-Medikamenten sein.
->   "Nature Medicine"
->   Scripps Research Institute
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01.01.2010