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Nachhaltigkeit durch Bohnen, Gras und Wespen  
  Mit nachhaltigem Maisanbau haben kenianische Bauern die Ernteverluste durch Schädlinge und Unkraut in den Griff bekommen. Die Schlüssel: Wildgras, Bohnengewächs und die Schlupfwespe.  
Schaden durch Stängelbohrer
Blasse Pflanzen, krumm und fleckig - das ist das Werk des Stängelbohrers. Der Stängelbohrer ist eine Motte, verwandt mit dem Maiszünsler, und nistet sich in Pflanzenstängeln ein.
Locken und vertreiben
Der gefräßige Stängelbohrer hat am Maisfeld kein Interesse mehr, der Boden wird gedüngt und die Erträge steigen - dahinter stecken weder Chemikalien, noch Gentechnik, sondern zwei Pflanzen: das Bohnengewächs Desmodium und sein Gegenspieler, das Napier-Gras.

Die Anbaumethode hat das Internationale Institut für Insektenphysiologie und -ökologie (ICIPE) in Nairobi in Kenia entwickelt, der Schweizer Hans Herren leitet das Institut.
->   ICIPE
Umweltschonend und mehr Erträge
Wildgras und ein Bohnengewächs als Helfer im Maisanbau bringen nicht nur mehr Erträge, sondern schonen auch den Boden. Einer der Vorreiter dieser Form der nachhaltigen Landwirtschaft ist Hans Herren. 1995 wurde er mit dem Welternährungspreis ausgezeichnet. Derzeit ist er zu Gast bei einer Tagung der Wiener Universität für Bodenkultur.
Bohnengewächs Desmodium
Desmodium wird im Feld zwischen den Mais gepflanzt. Die Bohnenpflanze bindet Stickstoff. Außerdem bedeckt Desmodium den Boden und schützt ihn so vor Erosion, erklärte der Insektenforscher Hans Herren im ORF-Radio. Mit seinem Duft vertreibt das Gewächs den Stängelbohrer, nützliche Insekten hingegen werden angelockt, so Herren.
In der Napier-Gras-Falle
Am Rand des Maisfeldes wächst ein heimisches Wildgras: Napier-Gras. Es lockt mit seinem Duft den Stängelbohrer an. Außerdem bleiben die Insekten am klebrigen Gras hängen.
Zusätzlicher Nutzen: Tierfutter
Desmodium ist sehr proteinreich, meinte Hans Herren. Es wird nach der Ernte den Kühen und Hühnern verfüttert, ebenso wird das Wildgras als Futtermittel weiterverwertet.
Vielfältiger Profit
Die Bauern ernten mehr Mais als früher. Ein Teil der Felder könne nun für Baumwolle oder andere Pflanzen genützt werden. Durch das zusätzliche Tierfutter bekämen die Bauern auch mehr Milch und mehr Eier.
Schneeball-Prinzip
Derzeit bewirtschaften 900 Bauern in Kenia ihre Maisfelder nach diesem Prinzip der Nachhaltigkeit, sagte Hans Herren. Jeder der 900 Bauern betreut fünf weitere und gibt sein Wissen weiter. Das Modell macht auch in Uganda, Tansania, Mozambique und Äthiopien Schule.
Schlupfwespe gegen Schildlaus und Stängelbohrer
Die Schlupfwespe ist ein weiterer Bestandteil in der natürlichen Bewirtschaftung. Hans Herren hat die Schlupfwespe aus Südamerika geholt. Sie hat die schädliche Maniok-Schildlaus in Afrika erheblich dezimiert.

Die Wespe legt ihre Eier in den Parasiten. Sind die Larven geschlüpft, fressen sie den Schädling von innen heraus auf. Die Schlupfwespe geht auf dieselbe Art und Weise gegen den Stängelbohrer vor.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Faszination Bioforschung
 
 
 
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01.01.2010