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Experten empfehlen Meningokokken-Schutzimpfung  
  Meningokokken - vorzugsweise im Rachenraum lebende Bakterien - können tödliche Infektionen verursachen. Experten sprachen sich am Mittwoch für Schutzimpfungen speziell für Babys und Kleinkinder aus.  
Meistens ungefährlich, manchmal tödlich
Zehn Prozent der Menschen tragen Meningokokken in sich, ohne krank zu sein. Doch manchmal lösen sie rasante Infektionen aus. Das geht bis zu akut lebensgefährlichen Gehirnhautentzündung und zur Blutvergiftung (Sepsis).

Die Krankheit kann binnen Stunden zum Tod führen. Bei 20 Prozent der Menschen mit einer Meningokokken-Gehirnhautentzündung bleiben Schäden zurück.

"Es gibt alle paar Jahre kleine Epidemien", erklärte Ernst Gottfried Huber, Salzburger Kinderarzt, Impfspezialist und Chef der neu gegründeten "Initiative Meningokokken" im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien.
->   Mehr zur Meningokokken-Gehirnhautentzündung
Vor allem Babys gefährdet
Gefährdet sind speziell Babys und Kleinkinder: Mehr als 50 Prozent der Erkrankungen treten in diesem Alter auf. Einen zweiten Häufigkeitsgipfel gibt es bei Jugendlichen von 14 bis 19 Jahren (20 Prozent der Fälle). Ein größeres Risiko haben Kinder und Jugendliche, die in Gemeinschaftseinrichtungen verkehren.
Sieben Todesfälle im vergangenen Jahr
Ursula Kunze vom Institut für Sozialmedizin der Universität Wien: "Wir haben in Österreich pro Jahr rund 100 invasive Meningokokken-Infektionen. Im Jahr 2001 waren es 102, im Jahr davor 88. Vergangenes Jahr gab es sieben Todesfälle."
Serogruppen B und C vorherrschend
Vorherrschend in Österreich sind Erkrankungen durch Meningokokken-Keime der Serogruppen B und C. Im Jahr 2001 entfielen 51 Prozent der gemeldeten Erkrankungen auf den Serotyp B, 38 Prozent auf den Serotyp C (39 Erkrankungen). Im Jahr 2000 waren es noch 16 Meningokokken C-Erkrankungen gewesen. Der Trend zeigt offenbar nach oben.
Konjugat-Impfstoffe
Während es seit Jahren bei Kleinkindern nicht anwendbare und auch Erwachsene nur zu 60 Prozent schützende Meningokokken-Impfstoffe gegen mehrere der Keim-Stämme gibt, hat sich in jüngerer Vergangenheit eine wichtige Neuerung ergeben: so genannte Konjugat-Impfstoffe zum Schutz gegen die Meningokokken C (nicht gegen B oder andere Serotypen der Erreger).
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Karl Zwiauer, Chef der Kinderabteilung am LKH St. Pölten und Mitglied des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates: "Diese Konjugat-Impfstoffe sind auch wirksam bei Kindern unter zwei Jahren. Bei Kleinkindern haben sie eine Schutzwirkung von 92 Prozent, bei Teenagern eine von 97 Prozent." Wird ein erheblicher Prozentsatz der Gefährdeten geimpft, sinkt wegen der selteneren Übertragung der Keime auch die Zahl der Infektionen bei den Ungeimpften um 60 bis 65 Prozent.
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Noch keine generelle Impf-Empfehlung
Die Meningokokken C-Impfung ist bereits ab dem zweiten Lebensmonat möglich (bei Babys drei Impfungen im zweiten, dritten und vierten Lebensmonat). Ab dem vierten Lebensmonat reichen zwei Impfungen, bei Kindern und Erwachsenen genügt sogar eine "Spritze". Noch nicht vollständig geklärt ist die Dauer der dadurch hervorgerufenen Immunität.

Der Oberste Sanitätsrat hat diese Immunisierung - noch - nicht generell empfohlen. Die "Initiative Meningokokken" rät aber bereits dazu, alle Säuglinge generell zu schützen. Auf jeden Fall aber müssten Angehörige von Risikogruppen immunisiert werden: Personen mit einem angeborenen oder erworbenen Immundefekt.
Früherkennung wichtig
Besonders wichtig aber wäre auch die Früherkennung von Meningokokken-Erkrankungen generell. Die wichtigsten Symptome: Hohes Fieber, heftige Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit bzw. Hautblutungen (dunkle Punkte oder Flecken, die sich nicht wegdrücken lassen; Betroffenen ausziehen und die Haut am ganzen Körper kontrollieren). Im Zweifelsfall muss sofort der Arzt geholt und die Aufnahme ins Spital veranlasst werden.

Das Meningokokken C-Vakzin kostet rund 50 Euro. Das empfohlene Impfhonorar der Ärzte liegt bei zehn Euro.
 
 
 
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01.01.2010