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Sanfte Chemie für edle Tropfen und gesunde Umwelt  
  Wein gilt zwar als Naturerzeugnis, aber auch er braucht hin und wieder eine Behandlung mit Chemikalien - u.a. mit Gelatine oder Kupferverbindungen. Die Klosterneuburger Weinbauschule entwickelt nun eine neue Generation sanfter, meist pflanzlicher Zusatzstoffe. Exzellente Tropfen sollen daraus ebenso resultieren wie ein schonenderer Umgang mit der Umwelt.  
So wenig Chemie wie möglich
Bei Winzern gilt das ungeschriebene Gesetz, Chemie so sparsam wie möglich einzusetzen, da mit jeder Korrekturmaßnahme der Geschmack leidet. Ganz wegzudenken ist sie dennoch nicht aus dem Alltag des Weinbauern.

Zu den üblichen Verfahren gehört das Schwefeln, um den Wein vor dem Verderben zu schützen. Viele Verfahren zur Wenbehandlung sind bereits mehr als 100 Jahre in Gebrauch.
"Wein schönen" ...
Enthält ein Wein zu viele Gerbstoffe, schmeckt er kratzig und bitter. Weinbauern greifen deshalb manchmal zu "Schönungsmitteln". Oft ist es Gelatine, das aber durch BSE in Verruf geraten ist, oder Hühnereiweiß. Winzige Spuren dieser Mittel bleiben auch nach dem Filtern im Wein zurück - ein Problem zum Beispiel für Vegetarier oder für Menschen, die auf Hühnereiweiß allergisch sind.
... mit pflanzlichen Mitteln
Chemiker rund um Reinhard Eder von der Weinbauschule in Klosterneuburg wollen stattdessen nun pflanzliche Schönungsmittel etablieren. Derzeit testen sie Extrakte aus Soja, Lupinen, Mais oder Raps. Einige der sanften Schönungsmittel haben aber noch einen zu starken Eigengeschmack - ein Problem, das die Weinspezialisten mit Hilfe von Extrakten aus Kartoffeln oder Sonnenblumen in den Griff bekommen wollen.

Ihr oberstes Ziel: das Pflanzenprodukt Wein tatsächlich rein pflanzlich zu belassen.
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Boku bietet ab 2004 Wein-Studium an
Ab 2004 bietet die Universität für Bodenkultur (Boku) Wien ein Bakkalaureatstudium mit dem Titel "Önologie und Weinwirtschaft" an. Das Studium werde gemeinsam mit der Höheren Bundeslehranstalt und dem Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg durchgeführt, heißt es in einer Aussendung der Boku am Freitag.

Zu den Inhalten des Studiums gehören landwirtschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche und naturwissenschaftlich-technologische Kompetenzen. Die HTL Klosterneuburg und die Boku arbeiten bereits seit vielen Jahren speziell auf den Gebieten Obst- und Weinbau zusammen. Es ist geplant, im Zuge der Neubesetzung der Professur für Obst- und Gartenbau an der Boku den Weinbau auch wissenschaftlich zu stärken.
->   Boku
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"Blauschönung" produziert Sondermüll
Sorten wie der Grüne Veltliner oder der Müller-Thurgau entwickeln bei der Gärung manchmal einen Geruch nach faulen Eiern. Man vermutet, dass die Schwefelverbindung von der Hefe stammt, die zur kontrollierten Gärung genutzt wird.

Mit einer Kupferverbindung lässt sich der Geruch wieder aus dem Wein entfernen - allerdings ist danach noch eine so genannte "Blauschönung" notwendig, um das Metall wieder aus dem Rebensaft zu filtern. Eine sehr aufwendige Angelegenheit, die der Winzer meist nicht ohne Hilfe eines Labors durchführen kann.

Nach der Filterung des Weins bleibt noch der blaue Filterkuchen übrig - und der hat es in sich: er gehört zum Sondermüll. Das verträgt sich allerdings nicht mit dem Image des Weines als Naturerzeugnis.
Harz als umweltschonende Lösung
Die Klosterneuburger nutzen statt der "Blauschönung" in einem Großversuch nun ein umweltschonendes Harz, das ursprünglich zur Abwasserreinigung entwickelt wurde.

Ein weiterer Vorteil des Harzes: die Dosierung ist keine Angelegenheit mehr für Laborspezialisten, der Winzer kann den Wein selbständig behandeln. Sollten nach dem Filtern noch Spuren im Wein zurückbleiben, leidet höchstens der Geschmack, nicht die Gesundheit des Weintrinkers.

Franz Zeller, ZiB-Wissenschaft für Nano-3sat
->   Nano
->   Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg
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01.01.2010