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Stressiges Affenleben  
  Eine gewisse Portion Stress hält agil. Zu viel davon schwächt das Herz und die Abwehrkräfte, macht depressiv und tötet Hirnzellen - zumindest bei Pavianen. Das entdeckte der Biologe Robert Sapolsky bei Studien in Kenias Serengeti.  
Sapolsky, Biologe von der Stanford-Universität in Kalifornien, stellte seine Erkenntnisse, die er über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren gesammelt hatte, am Sonntag auf dem Kongress der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (AAAS) in San Francisco vor.
Blutproben geben Aufschluss
Um zu den korrespondierenden Daten über Verhalten und Physiologie zu kommen, beobachtete er die Paviane in der Serengeti. Er betäubte einige von ihnen mit präparierten Pfeilen, um ihren Puls, Blutdruck, Hormon- und Cholesterinspiegel sowie andere Hinweise auf ihre körperliche Verfassung messen zu können.

 


Stress wirkt auf die Libido
Aus den solcherart gewonnenen Daten folgert der Forscher, dass Paviane mit einer aggressiven "Typ-A-Persönlichkeit" nicht mit Stress umgehen können und deswegen häufiger erkranken.

Demnach wirkt sich Stress am schlimmsten auf den Magen- und Darmtrakt aus sowie auf den Schlaf, das sexuelle Verlangen und den Blutdruck. Die meisten der Typ-A-Affen waren übrigens Männchen.
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Typ-A-Persönlichkeit
Eine so genannte Typ-A-Persönlichkeit zeichnet sich durch Eigenschaften wie Wettbewerbsorientiertheit und Leistungsstreben aus. Menschen, die man dieser psychologischen Kategorie zuordnen kann, fühlen sich häufig unter Zeitdruck und zeigen verstärkt aggressive Verhaltensweisen.
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Gefährlicher als Rauchen?
Der Blutdruck jage nur zwei Sekunden nach einem Stresserlebnis in die Höhe, so Sapolsky. Diese schnelle Reaktion sei eine schlechte Nachricht für Typ-A-Persönlichkeiten, die sich durch eine Vielzahl von Faktoren ständig aus der Ruhe bringen lassen. Der Biologe ist überzeugt davon, dass "Typ A"-Verhalten gefährlicher für das Herz ist als etwa Rauchen.
Zum Glück kennen selbst die Paviane eine Stress-Therapie, wie Sapolsky - ebenfalls durch Beobachtung der Affen - herausfand.

Zum einen hilft ein Netzwerk stabiler sozialer Kontakte innerhalb der (Affen-)Gesellschaft - man denke an das gemeinschaftliche "Lausen". Zum anderen hilft offenbar auch der spielerische Umgang mit dem Nachwuchs.
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Paviane - Spiegelbild der Menschen
Paviane eignen sich laut Sapolsky besonders gut für einen Stress-Vergleich mit dem Menschen, weil auch sie in vielschichtigen, wettbewerbsorientierten Gesellschaften leben. Da sie Hungersnot, Seuchen und lebensbedrohliche Feinde nicht oder kaum kennen, sind sie ideal als Modell für Gesundheitsprobleme, die sich aus dem Zusammenleben in einer modernen westlichen Gesellschaft ergeben können.
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Mehr Stresshormone im Alter
Unglücklicherweise, so Sapolsky, steige der Anteil der Stresshormone im Körper mit zunehmendem Alter. Gleichzeitig produzieren die entscheidenden Hirnzellen weniger Rezeptoren auf ihrer Oberfläche und sind dadurch in zunehmendem Maße verletzbar.

Die stete Belastung durch Stresshormone jedoch könne Zellen im Hippokampus des Gehirns töten, sagt Sapolsky. Er will diesen Effekt in Studien an Ratten beobachtet haben.
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Hippokampus-Formation
Der so benannte Hirnteil unterstützt über Wochen bis Monate das Erinnern an Fakten und Erfahrungen, bevor diese an anderen Orten des Kortex endgültig abgespeichert werden.
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Stress als Stimulus
Moderater Stress jedoch sei, so Sapolsky, offenbar gut für das Gehirn. Dem stimmt auch sein kanadischer Kollege Michael Meaney von der McGill-Universität in Montreal zu: Etwas Stress sei ideal zur Stimulierung der Hirnzellen.

Außerdem helfe er jungen Tieren, sich schon früh auf die Stresshormone einzustellen und sie später besser zu vertragen.
->   Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft
->   Universität Stanford
->   McGill-Universität
 
 
 
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01.01.2010