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Darwins Finken von Fliegenlarven bedroht  
  Eine der berühmtesten Vogelarten schwebt in Gefahr. Blutsaugende Fliegenlarven attackieren die Jungen der Galapagos-Finken - jene Vögel, die Charles Darwin wichtig für die Formulierung der Evolutionstheorie waren.  
Die beiden Biologinnen Birgit Fessl und Sabine Tebbich haben im Auftrag des Konrad Lorenz Instituts und des Max Planck Instituts für Verhaltensphysiologie in Seewiesen Finken und Parasiten auf den Galapagos-Inseln genauer unter die Lupe genommen.
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Darwins Finken
Vor rund 170 Jahren hat die Vielfalt der Finkenarten auf den Galapagosinseln den jungen britischen Naturforscher Charles Darwin fasziniert. Die Beobachtung der verschiedenen Schnabelformen wurde später zu einem zentralen Ausgangspunkt für die Formulierung seiner Evolutionstheorie.
->   Darwin und seine Finken
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Blutsaugende Larven
Gefährlich für die frisch geschlüpften Finken sind die Larven der Fliegenart Philornis downsi. Die erwachsenen Fliegen unterscheiden sich kaum von normalen Hausfliegen - sie leben, harmlos für die Vögel, von Obst und Blüten.

Ihre Eier legen sie in die Finkennester, etwa zur gleichen Zeit, wie die Jungvögel schlüpfen, vermuten die Forscherinnen. Vor allem nachts saugen die Fliegenlarven das Blut der Finkenküken.
Tourismus verhindert Ausweich-Möglichkeit
Im Schnitt 40 Fliegenlarven pro Nest haben Birgit Fessl und Sabine Tebbich gefunden. Für ein einziges Küken ist diese Menge Blutsauger tödlich. In den meisten Finkennestern sind zwei Küken pro Brut. In infizierten Nestern ist die Jungvogel-Sterblichkeitsrate fast doppelt so hoch wie normal, sagt Birgit Fessl gegenüber dem ORF-Radio.

Zusammen mit anderen Faktoren wie Trockenheit oder Nestraub durch Ratten entwickeln sich die Fliegenlarven zu einer ernsten Bedrohung für die Finken. Tourismus und die Ausbreitung menschlicher Lebensräume verringern den Lebensraum der Vögel und damit auch ihre Möglichkeiten auszuweichen.
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Mangroven-Finken besonders gefährdet
Die Mangroven-Finken kommen nur auf der Insel Isabella vor, von ihnen gibt es noch 110 Individuen. Sie leben in zwei Waldstrichen, in zwei kleinen Populationen. Auch ihre Nester sind mit Philornis infiziert. Ein trockenes Jahr, das immer eine Belastung für die Vögel bedeutet, könnte zusammen mit der Parasitenplage zum endgültigen Aussterben der Art führen, befürchtet Birgit Fessl.
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Nester desinfizieren ...
Die Fliegen ganz auszurotten, ist keine Lösung und auch kaum möglich, meint Birgit Fessl. Erste Erfolge mit Gegenmaßnahmen gibt es aber schon:

Die Biologinnen haben die Jungvögel aus den Nestern entfernt, die Nester mit Insektiziden besprüht und die Vögel nach einiger Zeit wieder zurückgesetzt. Die Methode ist mühsam, aber sie wirkt. Zumindest im Rahmen dieser ersten Kurzstudie konnte die Sterblichkeit unter den Finkenjungen wieder auf das normale Maß reduziert werden.
... oder Fliegen wegfangen
Bei kleinen Finkenpopulationen, die auf sehr engem Raum leben, wie zum Beispiel den Mangroven-Finken, kann sich Birgit Fessl auch eine andere Variante vorstellen: die Fliegen sollen ¿weggefangen¿ werden. Verschiedene Mittel könnten ausprobiert werden, die die Fliegen an- und von den Finkennestern weglocken.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
->   Konrad Lorenz Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften
->   Max Planck Institut für Verhaltensphysiologie, Seewiesen
 
 
 
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01.01.2010