News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Die Rolle der Frauen in rechten Gruppierungen  
  Das öffentliche Bild rechter Gruppierungen ist vor allem durch Männer mit kurzem Haarschnitt und stabilem Schuhwerk geprägt. Dass es nichtsdestoweniger auch Frauen in diesen Organisationen gibt, stellt Anita Weinberger in einer Seminararbeit fest und versucht, deren vielschichtige Rolle innerhalb der Gruppierungen genauer zu beleuchten. Die Arbeit ist im Uni-Portal mnemopol.net erschienen, science.ORF.at stellt sie in Form einer Rezension vor.  
Von Skingirls und Nationalfeministinnen
Rezensiert von Thomas Müller, mnemopl.net

Das Frauenbild, das von rechten Intellektuellen gezeichnet wird, ist - wenig überraschend - ein althergebrachtes. Die Frau spielt im Zusammenhang mit Familie und Nachwuchs eine große Rolle und hat somit die Verantwortung für die heranwachsende Generation und deren Tugenden.

Dem Weiblichen wurde auch eine mystische Note verliehen. Die Frau als Urquell des Lebens, als Symbol für Geborgenheit und Wärme. Doch diese Vorstellungen sind mittlerweile nicht nur weitab jeder gesellschaftlichen Realität, sondern werden auch von vielen rechten Frauen(-gruppen) nicht verwirklicht.
Die Rolle der Frauen: Cheerleader ...
Die Rollen, die von Frauen am rechten Rand tatsächlich wahrgenommen werden, sind in Wahrheit viel differenzierter. Da gibt es einerseits die Freundin, die ihren Gespons bei Prügeleien anfeuert und nachher auch die "Wunden der Krieger" versorgen darf.

Andererseits sorgen die Freundinnen dafür, dass Gewalt nicht lebensgefährlich wird und halten ihre Freunde auch mal zurück. Über Beziehungen führt der übliche Weg von Frauen in die Gruppe.
... und "Schlägermädels"
Dann gibt es wiederum die aktiveren Frauen, die als emsige Soft-Power-Armee im Hintergrund werken. Sie organisieren Veranstaltungen, Kundgebungen, daraufhin nötigen Rechtsbeistand und den Nachschub an Propagandamaterial.

Eine größer werdende Gruppe ist die der gewaltbereiten Skingirls. Sie stoßen dabei nicht nur auf den Widerstand der Männer, sondern vor allem den der traditionsbewussteren Frauen, welche Skingirls gern als "Schlägermädel" denunzieren.
Vereinsmeierinnen
Frauen agieren nicht nur als Teil von Organisationen, sondern haben auch ihre eigenen Vereine gegründet, die mitunter unterschiedliche Positionen einnehmen. Ausführlich dokumentiert ist dies nur in Deutschland; das Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus verzeichnet keine expliziten Frauengruppen.

Heute existieren in Deutschland noch die Skingirl-Front Deutschlands (SFD) und der Republikanische Bund der Frauen (RBF) als nennenswerte Gruppen. Ein Kuriosum der Geschichte stellen die so genannten Nationalfeministinnen dar, die die Gleichberechtigung von Männern und Frauen bei der Errichtung eines autoritären Staates forderten.
Einfache Lösungen
Die Motive der Frauen, die in rechten Gruppen tätig sind, sind vielschichtig. Zum einen ist es die Möglichkeit Dominanz zu zeigen, die Frauen ansonsten verwehrt bleibt.

Die benachteiligte Position gegenüber den Männern führt nicht etwa zur Solidarität mit anderen Schwachen, sondern zur Suche nach noch Schwächeren wie Minderheiten ethnischer, religiöser oder sexueller Natur. Ausgrenzung und Rassismus sind die logische Folge.

Zusätzlich geben rechte Ideologien einfache Strickmuster vor, die die Schwierigkeiten der Lebensplanung zu lösen versprechen.
Indirekte Gewalt
Skingirls hingegen wollen Stärke und Gewaltbereitschaft zeigen und ausleben und suchen nach der Sicherheit in der Gruppe. Aufgrund ihres Alters (16-20) kommen Abgrenzung vom Elternhaus und die Möglichkeit aufzufallen und zu provozieren hinzu.

Die meisten rechtsgerichteten Frauen lehnen diese direkte Gewalt zwar ab, was aber nicht heißt, dass sie Gewalt prinzipiell ablehnen. Sie neigen eher dazu, staatliche Gewalt zu befürworten. Das macht sie allerdings nicht harmloser, auch wenn sie nicht aufmarschieren.
->   Der Beitrag nachzulesen auf www.mnemopol.net
...
Informationen zur Autorin
Anita Weinberger (Jg. 1978) studiert Sozialwirtschaft in Linz im 2. Abschnitt und hat sich bereits mehrmals im Rahmen des Studiums mit dem Thema "Rechtsextremismus" auseinandergesetzt. Seit 1998 ist sie bei der Österreichischen HochschülerInnenschaft aktiv und dort zurzeit im Vorsitz der Bundesvertretung der ÖH.
...
->   Weitere Rezensionen aus mnemopol.net in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010