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Uni Wien ist führend in "Gender Studies"  
  In absoluten Zahlen ausgedrückt verfügt die Universität Wien über das europaweit größte Lehrangebot zu Frauen- und Geschlechterforschung. Grund genug, im Rahmen ihrer Profilbildungen intensiv über die Einführung eines eigenen Studienzweigs "Gender Studies" nachzudenken. Frühestmöglicher Zeitpunkt dafür wäre das Wintersemester 2004.  
852 Veranstaltungen
"Wir waren selbst überrascht von der Menge und inhaltlichen Breite der Lehrveranstaltungen, die sich mit Genderfragen beschäftigen", schildert Sabine Kock vom Projektzentrum Genderforschung.

Gemeinsam mit Manuela Hofer und Natascha Gruber recherchierte sie für die Studie "Gender Studies - Perspektiven von Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Wien" sechs Semester lang das gesamte Lehrangebot der Uni - und kam auf die beachtliche Zahl von 852 Veranstaltungen in diesem Bereich.
->   Die Studie (pdf-Datei)
Geistes- und Sozialwissenschaften Spitzenreiter
"Das ist, absolut gesehen, das größte Angebot in Europa, allerdings muss dabei die Gesamtgröße der Uni als Bezugsrahmen berücksichtigt werden - Wien ist eben eine der größten Universitäten Europas ", wie Kock festhält. Über das breiteste Angebotsspektrum verfügen dabei die Human- und Sozialwissenschaftliche sowie die Geistes- und Kulturwissenschaftliche Fakultät.

Eher dünn ist das Angebot hingegen derzeit noch in den Naturwissenschaften und in der Fakultät Wirtschaft und Informatik, obwohl es auch in diesen Fakultäten Einzelinitiativen gibt: etwa den Plan der Molekularbiologin Renee Schröder, im neuen Studienplan ein Wahlfach Gender Studies einzurichten.
16.000 abgelegte Prüfungen
Auch auf Seiten der Studierenden scheint das Interesse groß: Immerhin 16.000 abgelegte Prüfungen von insgesamt etwa 7.000 Studierenden waren im Erhebungszeitraum in Genderveranstaltungen zu verzeichnen.
Interdisziplinäres Zentrum ...
Wie aber soll mit dieser Vielfalt zukünftig umgegangen werden? Studierende und Lehrende, die von den Studienautorinnen Helga Eberherr, Elisabeth Mayerhofer und Sabine Prokop zu Gruppendiskussionen eingeladen wurden, äußerten konkrete Vorstellungen: Sie wünschen sich ein interdisziplinäres Zentrum, das ähnlich den fachspezifischen Universitätsinstituten verankert und finanziell ausgestattet ist, um Lehraufträge, Stellen und Forschungsarbeiten vergeben zu können.

"Die Vorteile, die ein Institut eröffnen würde, werden in der Möglichkeit gesehen, offiziell und formell Diplom- und Dissertationsabschlüsse durchführen zu können". Als zentrale Anlaufstelle würde es beraten sowie "ein Netzwerk nach innen und außen aufbauen" schildert Sabine Kock. Für einen zukünftigen Studienplan wünschen sich alle Beteiligten möglichst große Offenheit, um flexibel persönliche Schwerpunkte setzen zu können.
... und Studienzweig geplant
Nächstes Ziel der Planungen ist die Einrichtung eines interdisziplinären Studienzweiges "Gender Studies", der wie jedes andere Studium mit dem "Mag." oder "Dr." abgeschlossen werden kann. Derzeit bekommen Studierende Gender-Veranstaltungen nur als Wahlfachbündel bzw. interdisziplinären Studienschwerpunkt angerechnet.
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Veranstaltungshinweis
Wie es mit den "Gender Studies" weitergehen soll, steht auch im Mittelpunkt einer öffentlichen Veranstaltung, die am 14. November um 17.00 Uhr in der Aula des Universitätscampus (Alserstraße 4, Hof 1, 1090 Wien) stattfindet. Am 15. November schließt sich eine Arbeitstagung für Akteurinnen, Planerinnen, Entscheidungsträgerinnen an, auf der internationale Gender Expertinnen aus Oxford, Nijmegen, Berlin, Hamburg und Erfurt referieren. Details gibt es telefonisch beim Projektzentrum Gender Studies unter 01-4277/18451 oder unter:
->   Die Veranstaltung
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"Problemfall" Interdisziplinarität
"Eine Erweiterung der Aufgabenbereiche des bestehenden Zentrums Genderforschung und ein eigenes Studium sind heute noch Utopie und würden erst mit der Vollrechtsfähigkeit der Universitäten 2004 formal möglich sein", erklärt Sabine Kock. Bisher stellte sogar die Organisation einzelner interdisziplinärer Veranstaltungen ein großes Problem dar.

"Für das laufende Wintersemester haben die Geistes- und Kulturwissenschaftliche und die Human-und Sozialwissenschaftliche Fakultät erstmals ein gemeinsames Einführungsmodul ¿Gender Studies¿ organisiert. Die strukturellen Probleme im Hintergrund der Kooperation waren enorm und reichten von der unklaren Finanzierung bis hin zur fehlenden Ankündigung im Vorlesungsverzeichnis, beschreibt Kock.

Elke Ziegler, ULG
->   Projektzentrum Genderforschung, Uni Wien
->   Vorlesungsverzeichnis Genderforschung, Uni Wien
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Elke Ziegler ist Teilnehmerin des Universitätslehrgangs für Wissenschaftskommunikation (ULG).
->   ULG
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01.01.2010