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Artenschutz: Elfenbeinhandel begrenzt erlaubt  
  Mit der umstrittenen Freigabe eines begrenzten Elfenbeinhandels und überraschenden Schutzmaßnahmen für andere Tiere ist die 12. Artenschutzkonferenz in der chilenischen Hauptstadt Santiago am Freitag zu Ende gegangen.  
Vorsichtiger Optimismus
Im Bereich des Walschutzes scheiterte Japan erneut mit seinem Vorhaben, das absolute Handelsverbot für Zwerg- und Brydewale aufzuheben. Unter den verschärften Schutz des internationalen Artenschutzabkommens wurden u.a. Seepferde, Schildkröten und die Wal- und Riesenhaie aufgenommen. Und auch Mahagonibäume sollen noch stärker geschützt werden als bisher.

Artenschützer schwankten angesichts der Ergebnisse zwischen vorsichtigem Optimismus und Kritik. So äußerten sie etwa die Sorge, dass die Wilderei von Elefanten nun wieder zunehmen könne.
Delfine unter Schutz, Seehechte nicht
Gegen den erheblichen Widerstand kommerzieller Interessen ist nun auch der Schwarzmeer-Tümmler in die Liste des Artenschutzabkommens aufgenommen worden. Dieser Delfin unterliegt künftig einem absoluten Handelsverbot.

Ein auch nur eingeschränkter Schutz für den ebenfalls akut gefährdeten Schwarzen Seehecht scheiterte jedoch am Widerstand der Fischereinationen. "Dies ist sehr bedauerlich", sagte Andrea Cederquist von Greenpeace in Santiago.
60 Tonnen Elfenbein aus Lagerbeständen zu verkaufen
Breiten Raum nahm auf der zweiwöchigen Konferenz die Diskussion über den Schutz von Elefanten und Walen ein. Die Entscheidung für den begrenzten Elfenbeinhandel bedeutet, dass ab Mai 2004 insgesamt 60 Tonnen Elfenbein verkauft werden können.

Namibia, Botswana und Südafrika erhielten die Erlaubnis, das Elfenbein aus Lagerbeständen unter strengen Auflagen auf den Markt zu bringen.
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Nächste Konferenz 2004
Die 12. Artenschutzkonferenz ging am Freitag in der chilenischen Hauptstadt Santiago zu Ende. Die nächste CITES-Konferenz ist für 2004 in Thailand geplant.
->   Die Dokumente der CITES 2002
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Warnung vor Zunahme der Wilderei
Umweltschützer von Greenpeace und Pro Wildlife hatten vor einer Freigabe des Handels gewarnt, weil es dann auch wieder Absatzmöglichkeiten für illegales Elfenbein und damit ein Wiederaufflammen der Wilderei geben könne.

Die Kontrollmechanismen gegen die Wilderei von Elefanten und den Schmuggel von Elfenbein seien noch nicht ausgereift, sagte Cederquist. "Und wir halten es für ausgeschlossen, dass Kontrollen wirksam die Wilderei unterbinden können", fügte die Biologin hinzu.

Viele Elefantenbestände Asiens und Afrikas sind stark geschrumpft und die Tiere teilweise vom Aussterben bedroht. "Hier wurde eine Entscheidung getroffen, deren Folgen nicht kontrollierbar sind", kritisierte Daniela Freyer von der Umweltschutzorganisation Pro Wildlife.
Übernahme von WWF-Schutzvorschriften
Volker Homes hob in Santiago jedoch die Empfehlungen seiner Organisation WWF zum Schutz der Elefanten hervor, die weitgehend übernommen worden seien. Elfenbein aus legalen Quellen darf demnach nur dann ab Mai 2004 verkauft werden, wenn das CITES-Sekretariat zuvor festgestellt hat, dass die Kontrollmechanismen gegen Wilderei (Mike) und gegen Elfenbeinschmuggel (Etis) effektiv funktionieren.

Außerdem darf jedes Land sein Elfenbein nur in einer Partie an ein Land verkaufen. Damit käme als Käufer voraussichtlich nur Japan in Frage, sagte Homes.
->   Mike
->   Etis
Dialog mit Händler-Staaten bleibt wichtig
Es sei auch wichtig, dass der Dialog mit den afrikanischen Staaten über den Elefantenschutz nicht abgerissen sei. Sonst drohe eine Entwicklung wie beim Walschutz, wo die am Walfang interessierten Länder Entscheidungen der internationalen Gemeinschaft faktisch ignorieren würden, sagte der WWF-Experte.
Keine Freigabe des Elfenbeinhandels
Die Anträge Sambias und Simbabwes für eine teilweise Freigabe des Elfenbeinhandels wurden hingegen auch im Schlussplenum abgelehnt. Im Fall Sambias gilt der Elefantenbestand als instabil oder sogar rückläufig.

Bei Simbabwe sei auch die als undemokratisch kritisierte Regierung von Präsident Robert Mugabe abgestraft worden, sagte ein Experte am Rande der Konferenz.
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Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES)
Das 1973 unterzeichnete Washingtoner Artenschutzabkommen ist eines der ältesten zum Umwelt- und Naturschutz. Es trat 1975 erstmalig in Kraft. Inzwischen umfasst die Liste der Mitgliedsländer 158 Staaten weltweit. In Österreich ist das Übereinkommen seit 1982 in Kraft. Der Strafrahmen für Verstöße bewegt sich bei 35.000 Euro. Für besonders schwere Verstöße drohen Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren.

Etwa alle zwei Jahre treffen sich die CITES-Mitglieder zur Artenschutzkonferenz, um zu entscheiden, welche Arten so gefährdet sind, dass sie in die Liste aufgenommen werden müssen. Derzeit sind rund 5.000 Tier- und 25.000 Pflanzenarten erfasst.
->   CITES
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Schutz der Mahagonibäume
Doch nicht nur um den Schutz von Tieren ging es in Santiago. Auch Mahagonibäume sollen in Zukunft noch stärker unter Kuratel gestellt werden. Ihre Bestände sind in der Hauptlieferregion Südamerika vielerorts so stark reduziert, dass eine wirtschaftliche Nutzung kaum noch möglich ist.

Die CITES-Schutzmaßnahmen, die strenge Kontrollen beim Einschlag sowie beim Export und Import der Hölzer vorschreiben, kommen buchstäblich im letzten Augenblick. Ohne Schutz hätte es nach Einschätzung von Artenschützern schon in fünf Jahren keine nennenswerten, wirtschaftlich verwertbaren Bestände mehr gegeben.
Teilweise bereits 80 Prozent der Bestände verschwunden
In Costa Rica, El Salvador und Mexiko sind bereits mehr als 80 Prozent der Bestände verschwunden und auch in Panama und Venezuela sind es mehr als 70 Prozent. Etwas besser ist die Situation in den Regenwäldern Brasiliens sowie in Peru und Ecuador.

Nach Angaben des Artenschutzprogramms Traffic betrugen die Mahagoni-Exporte aus Lateinamerika Mitte der 90er Jahre noch jährlich 150.000 Kubikmeter vor allem in die USA und zu einem kleineren Teil nach Europa. Fünf Jahre später habe sich Menge schon auf 120.000 Kubikmeter vermindert.
Kokain-Barone entdecken neues Geschäft
Während die Lieferungen aus Brasilien wegen strengerer Kontrollen um ein Drittel schrumpften, schossen die Exporte Perus zugleich von jährlich 11.000 Tonnen auf 74.000 Tonnen in die Höhe.

Dort wachsen die Bäume in denselben Regionen wie die Koka- Sträucher. Die Kokain-Barone entdeckten schnell den Wert des Mahagoni und kontrollieren nun auch den illegalen Einschlag und den Schmuggel.

Das dunkle und harte Mahagoniholz wächst nur sehr langsam. Bis ein Baum seine volle Größe erlangt hat, dauert es bis zu 120 Jahre. Wegen des Raubbaus werden jedoch schon Exemplare gefällt, die erst 30 Jahre alt sind.
->   WWF
->   Greenpeace
->   Mehr über CITES und Artenschutz in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010