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Föhn-Schäden: Falsche Forstwirtschaft als Grund?  
  Der Föhnsturm der vergangenenTage hat vor allem auch große Schäden in den österreichischen Wäldern verursacht. Ein Hauptgrund dafür könnte nach Ansicht von Experten die falsche Forstwirtschaft sein.  
Nach dem Föhnsturm der letzten Tage liegen 200 Millionen Festmeter Holz am Boden. Das sind zehn Prozent des jährlichen Einschlages. Drei Naturwaldreservate wurden fast völlig zerstört.

Ein Hauptgrund für die großen Schäden könnte die falsche Forstwirtschaft sein, denn ein Drittel des österreichischen Waldes ist nicht mehr naturnah. Das wurde am Montag bei der Präsentation einer Studie des Umweltbundesamtes kritisiert.
Aufforstung mit Fichte und Kiefer
Viele Wälder wurden mit Fichte und Kiefer aufgeforstet. Alle Bäume sind daher gleich alt und nicht besonders standfest. Der starke Wind führt in diesen Kunstforsten viel leichter zu Schäden als in einem natürlich gewachsenen Wald, sagt Georg Grabherr vom Institut für Ökologie und Naturschutzforschung an der Universität Wien.
Bundesministerium: Nur 150.000 Hektar "standortwidrig"
Johannes Schima vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft hält dem entgegen: "Diese standortwidrigen Reinbestände sind nur 150.000 Hektar Wald - bei einem Waldanteil von 47 Prozent der Gesamtfläche Österreichs. Man sollten die Relationen im Kopfe behalten." Der Großteil seien naturnahe, natürliche oder wenig veränderte Waldbestände.
Seltene Buchen- und Auwälder ...
Nur zwei Drittel des Waldes gelten derzeit noch als naturnah, darunter auch sehr viele seltene Wälder. Das Umweltbundesamt hat nun eine rote Liste der gefährdeten Wald-Biotoptypen erstellt - ganz nach dem Vorbild der Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.

Besonders selten sind demnach Buchenwälder, Eichenmischwälder, Moorwälder, aber auch Auwälder - vor allem durch die forstwirtschaftliche Nutzung. Die Hälfte der österreichischen Waldtypen scheint auf dieser Liste auf, Urwälder fehlen in Österreich fast schon ganz.
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Rote Liste: 53 heimische Waldbiotoptypen gefährdet
Obwohl rote Listen gefährdeter Arten eine lange Tradition im Naturschutz haben, stellen rote Listen für Biotope in Europa eine neue Entwicklung dar. Nach Deutschland stellt nun auch Österreich eine Liste mit 93 verschiedenen Waldbiotoptypen zusammen.

53 dieser gelisteten Waldtypen sind laut Umweltbundesamt gefährdet. Die Hauptursache geht laut Studie in den tieferen Lagen von der fast flächendeckenden forstwirtschaftlichen Nutzung aus. Einerseits gibt es zu wenig naturnahe Wälder mit alten Bäumen und Totholz, andererseits werden immer noch zu oft Nadelbäume statt Laubbäume aufgeforstet.
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Neue Forstpolitik gefordert
"Viele Buchenwälder sind in Fichtenforste oder Mischbestände umgewandelt worden. Eine Bestandsrückwandlung in Buchenwald wäre ein wesentliches Element zukünftiger Forstpolitik", so Grabherr. "Alle Betriebe sollten in diese Richtung unterstützt werden."

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   Umweltbundesamt
->   Institut für Ökologie und Naturschutzforschung der Universität Wien
->   Mehr zum Thema Föhn in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010