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Genom-Entzifferer wollen sich vertragen  
  Der Streit ging monatelang durch die Presse und mündete in einen Wettlauf um die Genom-Entzifferung: Wer würde schneller sein, das private Unternehmen Celera Genomics oder das internationale Projekt HUGO? Am vergangenen Montag wurden die Ergebnisse beider Parteien synchron veröffentlicht - jetzt will man plötzlich doch kooperieren.  
Gemeinsame Konferenz geplant
Nachdem die zwei konkurrierenden Forschergruppen unabhängig voneinander das menschliche Genom entschlüsselten, werden sie nun eine gemeinsame Konferenz abhalten. Ziel des Treffens sei es, den alten Streit beizulegen und eine Kooperation aufzubauen, meldete die BBC.

Das Treffen soll im April in Washington stattfinden. Dort, so der Plan, werde man sich auf neue Forschungsziele verständigen - und auf die kosteneffektivsten Wege zum Erreichen derselben. Das Genom-Projekt war zeitweise zu einer Farce verkommen, man deckte sich mit gegenseitigen Schuldzuweisungen ein.
HUGO kontra Celera

Craig Venter
Der Hintergrund der "Gemom-Affäre": Sowohl HUGO (ein internationales und aus öffentlichen Mitteln gesponsertes Projekt) als auch das private Unternehmen PE Corporation mit Celera Genomics von Craig Venter als Spitzen-Sequenzierinstut lieferten sich über Jahre einen erbitterten Wettlauf um die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts.
->   Human Genom Organisation (HUGO)
->   Celera Genomics
Riesenstreit um Verwertungsrechte
Eine schon damals geplante Kooperation zwischen beiden Unternehmen schlug fehl: Celera hätte bis zu fünf Jahre lang die Nutzungsrechte beansprucht. Weiters hätten die Privat-Genom-Sequenzierer auch gleich Rechte auf die künftige Verwendung der Sequenzierdaten - zum Beispiel bei Gen-Chips - geltend machen wollen. Die Rivalen beschuldigten einander gegenseitig, die Gespräche platzen haben zu lassen.
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Bild: APA

Francis Collins
Details des Streits
1998 erklärte Venter, er würde das komplette menschliche Genom bis 2001 sequenziert haben. Aus Angst um Patent- und Nutzungsrechte kurbelte das "öffentliche" HUGO-Projekt mit dem nationalen US-Human Genome Research Institute (NHGRI) unter Francis Collins samt dem britischen Wellcome-Trust seine Aktivitäten an. NHGRI-Chef Francis Collins erklärte gegenüber Science, die wahre Frage sei, ob das menschliche Genom bzw. dessen Sequenzierdaten in einer Art "Monopol" für drei bis fünf Jahre weggesperrt werden könne oder nicht.
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''Science''/''Nature''-Doppel
So wurden jetzt erste Analysen in zwei verschiedenen Magazinen veröffentlicht: Die Celera-Daten erschienen im US-Wissenschaftsmagazin "Science", während HUGO die Ergebnisse im britischen "Nature" publizierte. Gleichzeitig wurden die Gen-Sequenzen beider Projekte im Internet veröffentlicht.
->   Science Magazine
->   Nature
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Datenzugriff via Internet
Die Informationen vom menschlichen Erbgut breiten sich momentan in Windeseile über den Globus aus. Hunderttausende von Forschern weltweit haben sich seit der Veröffentlichung des menschlichen Genoms im Internet Datenblöcke herunter geladen. Aus 90 Ländern wurde allein die Website der Firma Celera Genomics in den ersten fünf Tagen abgerufen, wie Craig Venter bekannt gab.
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Venter zeigt sich versöhnlich
Craig Venter hofft nun auf ein Ende der alten Streitigkeiten. Es liege nicht im öffentlichen Interesse, wenn durch einen Wettbewerb zwischen Industrie und Regierung Steuergelder verschwendet würden, meinte er gegenüber der BBC.

Der geplante "Workshop" der beiden Genom-Entschlüssler wird sich mit diversen Themen befassen. Darunter fällt auch der Supercomputer, der für die eigentliche Entschlüsselung der Genom-Informationen benötigt wird. Ein weiterer Tagesordnungspunkt wird die Möglichkeit sein, die Codes anderer Lebewesen zu entschlüsseln.
Mehr zum Thema "Menschliches Genom" bei ORF ON Science
->   Genom-Entschlüsselung
->   Was macht das Menschsein aus?
->   Erkenntnisse aus der Genom-Entschlüsselung
->   Vom Genom zum Proteom
 
 
 
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01.01.2010