News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Aids breitet sich weltweit aus, verursacht Hunger  
  Aids breitet sich nach Angaben der UNO in immer weiteren Teilen der Welt aus. In Afrika trägt die Immunschwächekrankheit inzwischen entscheidend zu Hungersnöten bei, da jährlich Hunderttausende von Landarbeitern an ihr sterben. Weltweit haben sich 42 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, allein im Jahr 2002 gibt es fünf Millionen Neuinfektionen.  
Die Immunschwächekrankheit fordert in diesem Jahr 3,1 Millionen Tote. Das sind die Kernpunkte des Welt-Aids-Berichtes, der am Dienstag vom UNAIDS-Programm anlässlich des bevorstehenden Welt-Aids-Tages (1. 12.) präsentiert wurde.
14 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht
"Die HIV-Epidemie verursacht und verschärft eine immer tödlichere Hungersnot in der Subsahara. (...) Gemäß dem neuen Bericht ist diese Hungersnot in Afrika ein klares Beispiel, wie sich die Folgen von HIV/Aids über die reinen Opferzahlen und die Gesundheitskosten hinaus auswirken, die sonst mit der Krankheit in Verbindung stehen. Mehr als 14 Millionen Menschen sind in Lesotho, Malawi, Mozambik, Swaziland, Sambia und Simbabwe vom Hungertod bedroht. Alle diese sechs vorwiegend landwirtschaftlich ausgerichteten Gesellschaften kämpfen mit schweren Aids-Epidemien - mit mehr als fünf Millionen HIV-Infizierten oder Aids-Kranken von einer Gesamtbevölkerung von rund 26 Millionen Menschen", heißt es in dem Report.
->   Der UNAIDS-Bericht "AIDS Epidemic Update"
42 Millionen Infizierte
Grafik: APA
Die Zahlen des UN-AIDS-Berichts:

- Derzeit leben weltweit 42 Millionen Aids-Kranke oder HIV-Infizierte (38,6 Millionen Erwachsene, davon 19,2 Millionen Frauen, und 3,2 Millionen Kinder).

- Die regionale Aufteilung: Aids-krank oder HIV-infiziert sind 29,4 Millionen Menschen in der Subsahara, 550.000 in Nordafrika und im Nahen Osten, sechs Millionen in Süd- und Südostasien. In Ostasien und im pazifischen Raum sind es 1,2 Millionen, in Lateinamerika 1,5 Millionen, in der Karibik 440.000. Bereits 1,2 Millionen Betroffene gibt es in Osteuropa und Zentralasien, in Westeuropa sind es 570.000, in Nordamerika 980.000 und in Australien sowie in Neuseeland 15.000.

- Allein im Jahr 2002 haben sich weltweit fünf Millionen Menschen infiziert (4,2 Millionen Erwachsene, davon zwei Millionen Frauen, und 800.000 Kinder unter 15 Jahren).
Die meisten Neuinfektionen in Afrika
Von den insgesamt fünf Millionen Neuinfizierten entfallen allein 3,5 Millionen auf das Afrika südlich der Sahara. Dann folgen Süd- und Südostasien mit 700.000 Neuinfektionen.

Täglich infizieren sich weltweit trotz aller Bemühungen zur Bekämpfung der Aids-Epidemie rund 14.000 Menschen mit HIV. 95 Prozent davon leben in den Entwicklungsländern, 2.000 davon sind Kinder.
3,1 Millionen Tote
In diesem Jahr erliegen 3,1 Millionen Personen der Immunschwächekrankheit (2,5 Millionen Erwachsene, davon 1,2 Millionen Frauen, und 610.00 Kinder).
Schnellstes Wachstum in Osteuropa
Grafik: APA
Der Schrecken geht weiter. Das UN-Aids-Programm: "Die am schnellsten wachsende HIV/Aids-Epidemie gibt es heute in Osteuropa und den Staaten Zentralasiens. Dort erfolgten im Jahr 2002 rund 250.000 Neuinfektionen, die Gesamtzahl beträgt jetzt 1,2 Millionen. In einigen Staaten, zum Beispiel in Usbekistan, ist dieses Wachstum besonders frappierend. Dort wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2002 mehr Neuinfektionen registriert als in den zehn Jahren davor."
->   UNICEF-Alarm: Aids-Epidemie in Osteuropa
...
500 Neu-Infizierungen in Östereich pro Jahr
Jedes Jahr stecken sich in Österreich rund 500 Menschen mit dem HI-Virus an. Durch bessere Behandlungsmöglichkeiten sterben heute zwar weniger Menschen an Aids, aber die Zahl der Infizierten steigt - vor allem bei Personen, die nicht zu den so genannten Risikogruppen zählen. Viele von ihnen wollen die Infektion nicht wahrhaben und werden viel zu spät behandelt.
->   Mehr zur aktuellen Situation in Österreich
...
Gefahrenraum Asien und pazifischer Raum
Völlig außer Kontrolle kommen könnte die Aids-Seuche in den kommenden Jahren in Asien und im pazifischen Raum sowie in China, Indonesien und Papua-Neuguinea. Dort könnten sich bis zum Jahr 2007 elf Millionen Menschen mit HIV infizieren.
...
Therapien: Bis 2004 neuer Impfstoff
Die effektivste Behandlungsmethode von AIDS ist nach wie die so genannte Kombinationstherapie. Sie könnte schon bald von neuen Techniken abgelöst werden - und auch mit dem langgesuchten Impfstoff ist zu rechnen. Bis 2004 sollten die ersten klinischen Testresultate des neuen Vakzins vorliegen, meinte vor kurzem der HI-Virus-Co-Entdecker Robert C. Gallo.
->   Mehr dazu
...
Epidemie beeinflusst alle Lebensbereiche
Dazu Peter Piot, Chef von UN-Aids: "Diese Hungersnöte sind ein tragisches Beispiel dafür, wie die Epidemie mit anderen Krisen zu noch größeren Katastrophen führt. Was heute im südlichen Afrika geschieht, illustriert, dass man Aids nicht isoliert sehen darf. Unsere Antwort muss darauf Rücksicht nehmen, dass die Epidemie einen Einfluss auf alle Bereiche der Wirtschaft und des Soziallebens hat."
Positive Entwicklungen in Südafrika und Kambodscha
Neben vielen negativen Aussagen enthält der neue Welt-Aids-Bericht auch einige positive Aspekte: So hat sich in Südafrika der Anteil der HIV-positiven Schwangeren in der Altersgruppe unter 20 Jahren von 21 Prozent im Jahr 1998 auf 15,4 Prozent im Jahr 2001 verringert.

Uganda reduziert weiterhin von Jahr zu Jahr die Zahl der HIV-Neuinfektionen. In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba scheint der Anteil der HIV-infizierten Frauen zurückzugehen.

Und in Kambodscha ist der Anteil der Aids-Infektionen unter den Prostituierten von 42 Prozent im Jahr 1998 auf 29 Prozent im Jahr 2002 zurück gegangen.
Übertragung durch Spritzentausch nimmt zu
Doch auf der anderen Seite grassiert Aids in immer mehr Regionen der Welt. Neben der sexuellen Übertragung spielt hier der Spritzentausch unter i.v.-Drogensüchtigen eine enorme Rolle.

Der UN-Aids-Bericht: "In Indonesien war das Injizieren von Drogen vor zehn Jahren praktisch noch unbekannt. Dort beobachtet man einen starken Anstieg des i.v.-Drogenkonsums mit den Risiken einer großen Aids-Epidemie. Derzeit gibt es dort bereits 200.000 Abhängige, die Suchtgift spritzen. Der Anteil der HIV-Positiven unter den i.v-Drogensüchtigen in Jakarta beträgt aktuell 50 Prozent im Vergleich zu Null Prozent im Jahr 1998."
Ohne Prophylaxe 45 Millionen neue Infektionen
Vorbeugung würde sich auf jeden Fall auszahlen. Piot: "Wir könnten in diesem Jahrzehnt 29 Millionen neue HIV-Infektionen verhüten, wenn wir ein volles Prophylaxe-Programm bis zum Jahr 2005 global in die Realität umsetzen. Sonst könnte es bis zum Jahr 2010 allein in den ärmeren Ländern weitere 45 Millionen Aids-Infektionen geben.

Um die Seuche in den Entwicklungsstaaten und in den Ländern mittleren Bruttosozialprodukts wirkungsvoll zu bekämpfen, sind laut UN-Aids bis zum Jahr 2005 rund 10,1 Milliarden Euro notwendig.
->   Das science.ORF.at-Archiv zum Thema "Aids"
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010