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HIV-Infizierte: Ausgrenzung und Armut  
  HIV-Infizierte sind nicht nur von den desaströsen medizinischen Folgen der Immunschwächekrankheit betroffen: Viele Patienten leiden zudem unter Ausgrenzung und finanzieller Mittellosigkeit.  
500 Menschen infizieren sich in Österreich pro Jahr mit dem Immunschwächevirus HIV. Tendenz steigend. Die Aids-Hilfe Wien macht rund um den Welt-Aids-Tag am 1. Dezember darauf aufmerksam, dass das Risiko einer Infektion heute weit unterschätzt wird.
Mangelhaftes Risikobewusstsein
Rund 15.000 Österreicher sind derzeit mit dem HI-Virus infiziert. Kaum jemand außerhalb der so genannten "klassischen Risikogruppen" der Drogenabhängigen und Homosexuellen denkt daran, dass er betroffen sein könnte. Und praktiziert deshalb auch nicht safer sex mit Kondom. Das ist der Hauptgrund, warum sich die Infektion rascher ausbreitet.
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"Das geht mich nichts an"
Claudia Kuderna von der Aids-Hilfe Wien: "Leider ist es immer noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen, dass das Kondom das einzige ist, das schützt. Leider werden immer noch zu wenige Kondome verwendet. Das liegt daran, dass aus den Köpfen der Menschen diese veralteten Risikogruppen immer noch nicht hinausgegangen sind und viele, die nicht homosexuell sind fälschlicherweise glauben: 'Das geht mich nichts an.' Und vergessen, dass der Urlaubsflirt am Wörthersee eine genauso 'unsafe' Situation ist und sie sich hier einem Risiko ausgesetzt haben könnten."
->   Mehr dazu: Mehr HIV-Infizierte außerhalb der Risikogruppen
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Unter der Armutsgrenze
Zwei Drittel der Infizierten sind Männer, ein Drittel Frauen. Viele von ihnen fühlen sich immer noch ausgegrenzt aufgrund ihrer Infektion. Viele verlieren den Job, weil sie öfter krank sind, zu Untersuchungen müssen und sich psychisch schlecht fühlen.

Die Armutsspirale dreht sich dann weiter, wenn sie aufgrund ihres jungen Alters noch zu wenige Versicherungszeiten haben und von Notstandshilfe leben müssen. Nicht selten drängen Alimentationszahlungen die Betroffenen ins Elend.

Die Hälfte der Klienten der Aids-Hilfe Wien, die von Sozialarbeitern betreut werden, sind überschuldet. Mehr als die Hälfte haben 580 Euro und weniger im Monat zum Leben.
Ausgrenzungen
Von einer Akzeptanz HIV-positiver Menschen sei man heute noch weit entfernt, sagt Claudia Kuderna, Geschäftsführerin der Aids-Hilfe Wien. Viele bekommen keinen Arbeitsplatz, weil sie bei Vorstellungsgesprächen sagen, dass sie HIV-positiv sind.

Die psychischen Belastungen, denen sie aufgrund der Infektion ausgesetzt sind, würden nicht ernst genommen. Und man sehe in der letzten Zeit einen Trend zur "Medizinalisierung" von Aids.
Reduktion auf medizinische Werte
Claudia Kuderna: "Viele Betroffene klagen darüber, dass sie allein auf ihre Werte reduziert werden. Die Werte seien ohnehin in Ordnung, es ginge ihnen ja eh gut. Aber Wohlbefinden hat viel mit psychischem und gesellschaftlichem Wohlbefinden zu tun. Das hat damit zu tun, dass ich einer Gesellschaft gegenüberstehe, die offen und tolerant ist und der ich auch sagen kann, was mit mir los ist."
Bessere Medikamente
Viele der psychischen Probleme sind auch Nebenwirkungen von Medikamenten. Angst, Depressionen, Schlaflosigkeit, Lethargie und auch Aggressionen können durch Medikamente ausgelöst oder verstärkt werden.

Nebenwirkungen sind auch hohe Cholesterin- und Blutfettwerte und Fettansatz im Gesicht und am Nacken. Dazu kömmt, dass die Infizierten die Medikamente oft nicht vertragen oder auch resistent dagegen werden. Die Pharmaindustrie entwickelt deshalb immer neue Medikamente.
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Protease-Hemmer
Mit Dezember 2002 wird am pulmologischen Zentrum in Wien ein neues Medikament getestet, das weniger Nebenwirkungen hat. Es ist ein so genannter Fusionshemmer, der das Virus am Eindringen in die Zelle hindert. Ab Mitte nächsten Jahres wird es auch einen neuen Protease-Hemmer geben, der weniger Nebenwirkungen hat und nur mehr ein Mal am Tag eingenommen werden muss.
->   Mehr dazu: HIV-Entdecker - Erste Impfstoff-Resultate bis 2004
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Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   UNAIDS-Bericht: Aids breitet sich weltweit aus, verursacht Hunger
->   Sämtliche Artikel zum Thema Aids in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010