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Menschen-Klon: Heftige Kritik an Antinori  
  Immer wenn der Fortpflanzungs-Mediziner Severino Antinori von seiner Arbeit berichtet, regt sich heftiger Widerstand seiner Kollegen. So auch diesmal, als er die Geburt des ersten Menschen-Klons ankündigte.  
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Wie science.ORF.at berichtete, hatte Antinori am Dienstag die Geburt eines Menschen-Klons für Anfang Jänner 2003 angekündigt. Über Einzelheiten wie den Ort der Geburt, die Herkunft der Mutter oder gar die reproduktionsmedizinische Methode schwieg sich Antinori aus.
->   science.ORF.at: Frauenarzt kündigt erstes Klon-Baby an
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Angst und Zweifel
Massive Zweifel, ob denn wirklich demnächst der erste Klon-Mensch das Licht der Welt erblickt, gibt es reihenweise. Zugleich gaben aber am Mittwoch Wissenschaftler, Kirchenleute und andere Experten ihre schlimmste Befürchtung zu Protokoll: Die Angst nämlich, dass skrupellose und windige Forscher Antinoris Ankündigung tatsächlich wahr machen.
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"Gefährlicher Scharlatan"
"Für mich ist Antinori ein Scharlatan", sagte Klaus Diedrich, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Ein schlimmeres Urteil ist unter Medizinern kaum denkbar. Doch er fügte hinzu: "Aber er (Antinori) ist natürlich gefährlich."
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Hintergünde im Dunkeln
Mysteriös, Geheimnis umwittert und höchst suspekt ist das angeblich weltweit erste Klon-Projekt. Niemand weiß, in welchem Land und in welchem Hospital der erste "Kunst-Mensch" zur Welt kommen soll, welche Wissenschaftler hinter dem Projekt stehen und - nicht ganz unwichtig - wer das Geld dafür gibt.
Geheimnistuerei aus Selbstschutz?
Antinori meint, man müsse zum Mittel der Geheimnistuerei greifen, um sich vor weiterer "Kriminalisierung" zu schützen: In den meisten westlichen Ländern ist das Klonen von Menschen zum Zweck der Fortpflanzung verboten.

Antinori hatte schon früher angedeutet, der große Coup solle wahrscheinlich in einem islamischen Land oder in einem Ex-Sowjetstaat gelandet werden. Heute schweigt er dazu. Auch, ob er wirklich an dem "Klon-Konsortium" beteiligt ist, bleibt unklar.
Widersprüchliche Angaben
Schwerwiegender sind andere Ungereimheiten. Schon im Frühjahr dieses Jahres hatte der Italiener von mindestens drei Klon- Schwangeren gesprochen, von denen zumindest eine bereits in der achten Schwangerschafts-Woche sei. Handelt es sich dabei um die bevorstehende Geburt? Oder ist da etwas schief gelaufen? Gab es Pannen im Labor?
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Unabsehbare Risiken: Beispiel Klon-Schaf Dolly
Unabsehbar und unkalkulierbar sind auch die Risiken einer Klon-Schwangerschaft. Schafe, Kühe, Mäuse, Ziegen und mindestens eine Katze sind zwar schon als Klone auf der Welt - doch mit ganz unterschiedlichem Erfolg und manchmal eigenartigen Überraschungen. Viele seien "monströs groß" und hätten Defekte an Leber und Lunge, berichten Experten.

Dolly, das erste Klon-Schaf aus Schottland, leidet beispielsweise unter Arthritis und sein Erbgut ist verdächtig alt. Beim Klonen von Rindern werden nur 15 Prozent der erfolgreich geklonten Embryonen zu lebenden Nachkommen, von denen einige zudem
bald erkranken.
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Verbrechen gegen Menschenrechte?
Markus Montag, Reproduktions-Mediziner von der Universität Bonn, betonte, alle Versuche hätten bisher vor allem eines gelehrt: Dass das Tier-Klonen höchst risikoreich sei. "Dies wäre auch beim Menschen zu erwarten."

Man müsse sich die erschreckende Frage stellen, wie viele kranke und abgetriebene geklonte Kinder auf einen gesunden Klon kämen. "Muss man Herrn Antinori dann nicht wegen Verbrechen gegen grundlegende Menschenrechte oder gegen die Menschenwürde vor Gericht stellen?"
"Der Geist ist längst aus der Flasche."
Solche Einwände hatten Antinori und sein amerikanischer Kollege Panayiotis Zavos schon vor einiger Zeit als Unkenrufe beiseite gewischt. In Wirklichkeit seien die Gefahren beim Klonen kaum größer als bei anderen künstlichen Schwangerschaften.

Auch die Fabel vom Superwesen, wonach Klonen zwangsläufig zur menschlichen Auslese führe, sei nichts als Angstmacherei. Und überhaupt: Ob die Klon-Gegner wollten oder nicht, die Sache werde ihren Weg gehen. "Wir haben viel Geld", kündigte der Amerikaner schon vor einem Jahr an: "Der Geist ist längst aus der Flasche."
->   Sämtliche science.ORF.at-Meldungen um Severino Antinori
->   Das science.ORF.at-Archiv zum Thema Klonen
 
 
 
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01.01.2010