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Wie Kunst fotografiert und dokumentiert wird  
  Fotografien von Kunstwerken gehören zu den wichtigsten Arbeitsmitteln der kunsthistorischen Forschung. Entwicklung, Stil und Rolle der Dokumentationsfotografie untersucht nun eine junge Kunsthistorikerin.  
Wissenschaftliche Fotografie
Detail oder Ansicht, Perspektive und Beleuchtung - über die "richtige" Fotografie von Kunstwerken lässt sich lange streiten.

Die Kunsthistorikerin Angela Matyssek vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin erforscht, wie sich die wissenschaftliche Fotografie von Kunstwerken im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, welche Konventionen sich herausgebildet haben und wie diese Einfluss auf die Deutung der Kunst nehmen.
Schwerpunkt "Foto Marburg"
Matyssek konzentriert ihre Forschung auf das "Bildarchiv Foto Marburg". Es wurde 1913 von Richard Hamann, Professor für Kunstgeschichte an der Marburger Universität, gegründet. Seine Fotografien wurden an Wissenschaftler in der ganzen Welt geliefert.

Hamanns Fotografen waren seine Studenten. Sie lernten bei ihm das Fotografieren und Entwickeln und begleiteten ihn bei seinen Fotokampagnen durch ganz Europa.
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Stichwort "Foto Marburg"
Das Bildarchiv hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bau- und Kunstwerke zu fotografieren und damit Kunstgeschichte zu dokumentieren. Im "Bildarchiv Foto Marburg" haben sich in den vergangenen 90 Jahren 1,4 Millionen Fotos von Bau- und Kunstwerken aus aller Welt angesammelt: z.B. aus Frankreich, Russland oder China. Aus Österreich finden sich 20.000 Fotos im Archiv, einige aus dem 19. Jahrhundert, die meisten aus der Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges. Mittlerweile steht ein Teil der Aufnahmen auch digital zur Verfügung.
->   Foto Marburg
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Wie ordnen Archive ihre Bestände?
Die Kunsthistorikerin Angela Matyssek hinterfragt, nach welchen Gesichtspunkten Fotos in Bildarchiven gesammelt und geordnet werden. "Durch diese Ordnung werden bestimmte Fragen möglich gemacht und andere unmöglich gemacht. Wenn ein Archiv zum Beispiel topographisch geordnet ist (nach Ländern und nach Städten), dann ist es unmöglich, Fragen zur Motivgeschichte zu stellen."
Digitalisierung von Bildarchiven
Durch die fortschreitende Digitalisierung von Bildarchiven ist eine Recherche am Computer nach mehreren und verschiedenen Schlagworten möglich. Wobei bei der Digitalisierung wieder eine Ordnung erstellt wird, je nachdem welche Schlagworte vergeben werden.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
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Vortrag: Die "Belgischen Kunstdenkmäler" im Ersten Weltkrieg
Angela Matyssek hält am Montag, 2. Dezember, einen Vortrag in Wien am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK). Während der Besetzung Belgiens im Ersten Weltkrieg wurden vom "deutschen Kunstschutz" Kunstwerke und Baudenkmäler mittels Fotos inventarisiert.

Das Resultat war die Publikation "Belgische Kunstdenkmäler" von 1923. An diesem Projekt war mit dem "Bildarchiv Foto Marburg" ein wichtiger Lieferant von Fotos für KunsthistorikerInnen beteiligt. Ein Projekt zwischen kunsthistorischer Forschung und kulturimperialistischer Vereinnahmung.

IFK: 1010 Wien; Reichsratsstraße 17
Zeit: 2. Dezember, 18:00 Uhr
->   Mehr über den Vortrag am IFK
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01.01.2010