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Magnetische Stimulation steigert Hirnleistung  
  Forschern gelang der sensationelle Nachweis, dass die Leistung des Hirns mit technischen Hilfsmitteln gesteigert werden kann: Die magnetische Stimulation einer Hirnregion führt zu signifikant besserem Lösungsvermögen von Denkaufgaben.  
Direktwirkungen zwischen einem Magnetfeld und dem Gehirn wurden bisher meistens nur in Hinblick auf mögliche Schädigungen diskutiert. Mit dem Versuch von Wissenschaftlern der Universitäten Salzburg und Tübingen wurde nun gezeigt, dass diese Direktwirkungen therapeutisch nutzbar gemacht werden können.
Alpha-Wellen im EEG
Der Alpha-Bereich des menschlichen Elektroencephalogramms (Wellen von acht bis zwölf Hertz) steht in direktem Zusammenhang mit der Denkleistung.

Das Team von Wolfgang Klimesch vom Institut für Psychologie der Universität Salzburg wusste bereits, dass hohe Alpha-Ausschläge unmittelbar vor einer Denkleistung ein Signal für die erfolgreiche Lösung von Aufgaben sind.
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Magnetstimulation
In einer aktuellen Studie arbeitete der Salzburger Psychologe Paul Sauseng gemeinsam mit Neurologen der Universität Tübingen an einer Magnetstimulation des Gehirns, der so genannten rTMS. In Vorversuchen wurde aber zunächst überprüft, ob diese Kurzzeitstimulation, bei der äußere Magnetfelder einer Doppelspule kleinräumig ein elektrisches Feld in einem Gehirnareal erzeugen, auch tatsächlich keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
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Ergebnis: "Nicht schneller, aber besser"
Im Hauptversuch wurde durch 24 Magnetimpulse von je 0,2 Mikrosekunden mit maximal 2,5 Tesla im rechten Hinterhauptlappen gezielt ein "Gehirnkitzel" gesetzt, der in einer für räumliches Denken zuständigen Hirnregion die Alpha-Amplitude erhöhte.

Sauseng: "Stellt man diese Impulse genau auf den individuellen Alpha-Rhythmus der Versuchsperson ein und stimuliert kurz vor einer räumlichen Denkaufgabe, wird diese zwar nicht schneller gelöst, aber signifikant besser, also fehlerfreier."
Medizinische Anwendungen möglich
Damit geht ein uralter Traum der Hirnforschung in Erfüllung. Der ersten Euphorie, die bei der Präsentation der Ergebnisse an derm Universität Salzburg durchklang, begegnet Sauseng aber vorsichtig:

"Die Effekte sind nur bei gezielter und individuell abgestimmter Stimulation vor der Aufgabe signifikant. Eine Stimulation während der Aufgabe verschlechtert das Ergebnis sogar. Das rTMS-Verfahren wirkt spezifisch und kurz, nicht etwa als breitbandige Langzeittherapie."

Die Salzburger Forscher planen nun, ihre Ergebnisse in Zukunft zur Behandlung von Störungen mit kognitiven Einbußen einzusetzen.
->   Uni Salzburg
->   Uni Tübingen
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01.01.2010