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Biomedizin: Europäischer Kongress in Wien  
  Die Welt der Biomedizin-Technik: Von Zellkulturen bis zu Laser-Verfahren, Operationsrobotern und völlig neuen Theorien über das Funktionieren von Zellen. Am Mittwoch begann im Austria Center Vienna die "European Medical and Biological Engineering Conference".  
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"Genomentschlüsseölung hat Tür geöffnet..."
"Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat uns eine Tür zu einem Raum eröffnet, dessen Größe wir aber noch nicht kennen. Aber es ist ein enormer Fortschritt", erklärte der Kongresspräsident, der Grazer Experte Helmut Hutten Mittwochvormittag bei einer Pressekonferenz. Bei dem Kongress diskutieren rund 1.200 Wissenschafter praktisch alle neuen Entwicklungen auf dem weiten Feld der Biomedizin-Technik-Forschung.
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Das Physiom-Projekt: Vom Gen zum Organ
Ein Beispiel dafür ist das Physiom-Projekt. Dov Jaron, Präsident der internationalen Föderation für Biomedizin-Technik, von der Drexel University in Philadelphia (USA):

"Auf diesem Gebiet arbeiten bereits mehrere Wissenschaftergruppen weltweit. Von der Kenntnis der Genom-Sequenz wollen Wissenschafter zunächst im Rahmen der Proteom-Forschung auf die Eiweißstoffe schließen, welche in der Erbsubstanz kodiert sind."

"Doch die Physiom-Forscher wollen weiter gehen. Sie arbeiten daran, die Physiologie ganzer Organe von der Genetik bis zu ihrem Funktionieren aufzuklären", so Jaron.
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Neue Elektroporose-Technik
Die Biomedizin-Techniker stecken jedenfalls hinter den meisten Fortschritten, die heute in der High-Tech-Medizin gemacht werden. Dazu gibt es beispielsweise neue Verfahren für die Gentherapie bzw. das gezielte Einbringen von Arzneimittelsubstanzen in Zellen. So wird bei der Konferenz in Wien von dem deutschen Experten E. Neumann die Arbeit mit dem relativ neuen Verfahren der Elektroporose vorgestellt: Durch Anlegen einer elektrischen Spannung an Gewebe bilden sich in den Zellen vorübergehend Löcher. Durch sie lassen sich DNA-Teile (Gentherapie) oder gar Arzneimittelwirkstoff einschleusen.
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Muskelmoleküle im Mikroskop beobachten
Für Aufsehen unter den Biomedizin-Technik-Wissenschaftern sorgen auch die Arbeiten des Japaners T. Ando. Kongresspräsident Helmut Hutten:

"Mit dem Hochgeschwindigkeits-Atom-Kräfte-Mikroskop hat er erstmals große Moleküle bei ihrer 'Arbeit' beobachten können."

So gelingt es mit dem Verfahren, die kleinsten Myosin-Bestandteile von Muskelzellen zu beobachten, wie sie sich bewegen und die Funktion von Muskeln ausmachen.
Neue Theorie des Zellaufbaus
Eine revolutionäre Theorie über den Aufbau von Zellen stellt bei dem Kongress in Wien US-Wissenschafter Gerald Pollack vor: Zellen sollen als Gel - und nicht als Membran-umhüllte Flüssigkeits-Blasen verstanden werden.
Ist das Kanal-Konzept der Zellbiologie falsch?
Dov Jaron, Präsident der internationalen Biomedizintechniker-Föderation und Freund des Wissenschafters mit der revolutionären Idee:

"Bisher hieß es, dass Stoffe in Zellen über Ionen-Kanäle hinein- oder herauskommen. Immer, wenn man einen neuen solchen Mechanismus entdeckt hat, hat man einfach die Existenz eines neuen derartigen Kanals postuliert. - Bis man auf hunderte solcher Strukturen kam."
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Stoffaustausch soll nicht durch Poren funktionieren
Laut Pollack ist dieses Konzept aber falsch. Gemäß seiner Theorie bestehen Zellen aus dem Zellkern und ein ihn umgebendes Gel aus Eiweißsubstanzen und Zell-Organellen.

Die Zelle benötigt auch keine "Poren" für den Stoffaustausch mit der Umwelt, sondern regelt das über ganz andere Mechanismen. Stimmt das, könnte die Theorie auch für die Entwicklung neuer Medikamente und Anwendungsformen von Arzneimitteln völlig neue Anstöße geben.
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01.01.2010