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Zwei Modelle für eine verbesserte Lawinenwarnung  
  Eine Lawinenkatastrophe wie in Galtür im Februar 1999 lässt sich zwar noch nicht exakt vorhersagen, eine bessere Abschätzung der Lawinengefahr soll aber in Zukunft möglich sein: Durch die Koppelung eines Schneedecken- und meteorologischen Atmosphärenmodells will ein Wiener Meteorologe gemeinsam mit seinem Forschungsteam - gefördert vom Wissenschaftsfonds (FWF) - die Entstehung und Veränderung von Schneedecken und damit die Lawinengefahr besser vorhersagen.  
Ausgehend von dem Schweizer "Snowpack-Modell", einem Prozessmodell zur numerischen Beschreibung der Entwicklung von Schneedecken, entwickelt der Meteorologe Gerald Spreitzhofer vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Uni Wien ein neuartiges System.

Es entsteht in Zusammenarbeit mit seinen Kollegen vom Schweizer Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos und soll künftig bessere Möglichkeiten zur Abschätzung der Lawinengefahr bieten.
Grundidee: Schneedeckenberechnung
"Die Grundidee des Snowpack-Modells ist es, die Entwicklung von Schneedecken an Orten zu berechnen und simulieren, an denen man üblicherweise nur schwer regelmäßige Messungen der Schneedecke durchführen kann - beispielsweise im Hochgebirge und in Gletscherregionen", erläutert Spreitzhofer das Projekt, das der Meteorologe im Zuge seines vom FWF geförderten Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendiums in Davos durchführt.
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Weitere Details zum "Snowpack-Projekt" des SLF
Snowpack liefert ein Modell der Schneedecke. Es simuliert, wie sich der Schnee mit der Zeit setzt, wohin Wasser transportiert wird oder ob sich Reif bildet. Diese Veränderungen in der Schneedecke können über einen ganzen Winter verfolgt werden. Für die Modelle der Schneedecke werden Daten von rund 70 automatischen Schnee- und Windstationen in der ganzen Schweiz herangezogen.
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Koppelung mit Atmosphärenmodell ...
"Bislang konnten wir mit diesem Modell nur die vergangene Schneedecken-Entwicklung beschreiben, nicht jedoch künftige Situationen vorhersagen", erklärt Spreitzhofer die Problematik.

Durch die Koppelung mit einem Atmosphärenmodell - genauer gesagt: mit dem "Alpine Model" (aLMo) des Wetterdienstes MeteoSwiss, das normalerweise zur Wettervorhersage dient - kommen die Wissenschaftler über einen kleinen Umweg an die notwendigen Messdaten für eine Prognose.
... für den Blick in die Zukunft
"Über von aLMo prognostizierten Atmosphärendaten wie Temperatur, Wind oder Feuchtigkeit berechnen und simulieren wir die künftige Schneebeschaffenheit an einem bestimmten Ort", so Spreitzhofer. "Dies erlaubt uns wichtige Rückschlüsse auf die Gefahr eines Lawinenabgangs."
Vereinfachte Benutzeroberfläche in Entwicklung
Um das neue Modell möglichst einfach und bedienerfreundlich zu gestalten, entwickelt Spreitzhofer parallel dazu noch eine vereinfachte, auf Internettechnologien basierende grafische Benutzeroberfläche.

Denn: "Das beste Modell ist nur bedingt hilfreich, wenn die Resultate nicht auf einfach und anschauliche Weise grafisch dargestellt werden können", resümiert der Meteorologe.

Derzeit werden am Gaudergrat bei Davos erste Mess- und Simulationsversuche mit dem Prototyp durchgeführt. Mitte 2003 sollen erste Ergebnisse vorliegen.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin/ science.ORF.at
->   Institut für Meteorologie und Geophysik der Uni Wien
->   Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
->   Universum Magazin
->   Mehr zum Thema Lawinen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010