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Mangelnde Versorgung nach Schädel-Hirn-Trauma  
  Mehr als 60.000 Menschen pro Jahr erleiden nach Unfällen in Österreich ein so genanntes Schädelhirntrauma. Ärzte kritisieren nun die mangelnde Nachversorgung dieser Patienten.  
Schwere Gehirnverletzungen
Nach Unfällen mit einem Schädelhirntrauma folgen meist langwierige Behandlungen. Denn die Folgen sind oft verheerend: sie reichen von Gedächtnisstörungen über lebenslange Behinderungen bis zum Wachkoma.

Die Ursachen des Schädelhirntraumas sind Hirnrindenprellungen, Blutungen an der Gehirnoberfläche oder Zerreißen von Nervenfasern in den Tiefen des Gehirns. Gravierend sind Schwellungen des gesamten Gehirns, deren Folge die Einklemmung des Hirnstamms ist.

Dabei werden vitale Zentren gequetscht, was zum Tod führen kann. 20 Prozent der Unfallopfer sterben nach einem Schädelhirntrauma.
Defizit bei Nachbehandlung
Die Intensivbehandlung und stationäre Betreuung der Hirnverletzungen in den Krankenhäusern ist ausreichend, aber die neurologische Behandlung danach lässt zu wünschen übrig. Das haben am Donnerstag Ärzte und Selbsthilfegruppen kritisiert.

Die Menschen haben nach einer Gehirnverletzung starke Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Seh- und Sprechstörungen sowie starke Gedächtnis- und Konzentrationslücken. Damit sie nicht behindert bleiben, braucht es eine lange Rehabilitation. Aber diese sei nicht gewährleistet, meinte Walter Oder vom Meidlinger Unfallkrankenhaus im ORF-Radio.
Fehlende Einrichtungen
"Es fehlt ein Netz von wohnortnahen Einrichtungen - spezialisierten Tageskliniken, in denen mit den komplexen Problemen nach Hirnverletzungen kompetent umgegangen wird", so Oder.

Sehr häufig fänden ambulante Behandlungen dann bei niedergelassenen Therapeuten und in physikalischen Instituten statt. Dies sei aber keine kompetente Neuro-Rehabilitation, wo "multidisziplinär in Absprache mit den einzelnen Berufsgruppen das optimale Gesundungspotential ausgeschöpft" werde, meinte Oder im ORF-Radio.
Schwierigkeiten am Arbeitsplatz
Ziel der Behandlung sei, dass die Betroffenen wieder in die Lage kommen, ein aktives Mitglied der Gesellschaft zu werden und wieder einer Arbeit nachgehen zu können. Die Betroffenen würden vor allem tagesklinische Einrichtungen benötigen.

Dort können sie unter Tag von Spezialisten betreut werden und abends nach Hause gehen. Viele landen aufgrund des Mangels an Therapieplätzen in Pflegeheimen. Aber auch wenn eine Rehabilitation geschafft ist, haben es viele schwer einen Arbeitsplatz zu finden. Meist finden sie nur einen Behindertenarbeitsplatz, weil das Vertrauen vieler Arbeitgeber fehlt.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   Selbsthilfegruppen für Schädelhirntrauma
->   Österreichische Gesellschaft für Neurorehabilitation
->   Unfallkrankenhaus Meidling
 
 
 
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01.01.2010