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Rituale und Routine für die "familiäre Gesundheit"  
  Familiäre Routinen und Rituale - wie sie beispielsweise rund um das Weihnachtsfest gepflegt werden - sind auch heute noch wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden der modernen Familien: So lautet zumindest das Ergebnis einer Bestandsaufnahme von 50 Jahren Forschung in diesem Bereich. Die Autoren sehen in diesen Traditionen wichtige und machtvolle "Organisatoren" des Familienlebens, die Stabilität garantieren - auch und vor allem während stressiger Zeiten.  
Die Bestandsaufnahme über 50 Jahre Forschung zum Thema Familien-Routinen und -Rituale ist Teil einer speziellen Dezember-Ausgabe des Fachjournals "Journal of Family Psychology" der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft (APA).
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"50 Years of Research on Family Routines and Rituals"
Die Arbeit "A Review of 50 Years of Research on Naturally Occurring Family Routines and Rituals: Cause for Celebration?" von Barbara Fiese, Thomas Tomcho, Michael Douglas, Kimberly Josephs, Scott Poltrock, and Tim Baker ist erschienen im "Journal of Family Psychology" (Bd. 16, Nr. 4) vom 9. Dezember 2002.
->   Journal of Family Psychology
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Gesunde Kinder, glückliche Eltern, starke Bindungen ...
Wie die Autoren um die Psychologin Barbara Fiese von der Syracuse University in ihrem Artikel schreiben, sind Familien-Routinen und Rituale sehr lebendig - und werden etwa verbunden mit gesunden Kindern, glücklichen Ehepaaren, starken familiären Bindungen und einem Bewusstsein für die eigene Identität bei Jugendlichen.

Zudem sei das Studium solcher Rituale wichtig, um Informationen darüber zu erhalten, wie eine Familie als bestimmte Gruppe organisiert ist und Bedeutung als eine Einheit erhält.
Rituale kontra Routinen: Instrumentell und symbolisch
Dabei unterscheiden die Psychologen sehr genau zwischen Ritualen einerseits und Routinen andererseits: Letztere beinhalten eine instrumentelle Kommunikation, die Informationen darüber enthält, "was getan werden muss". Nach Beendigung findet sich wenig - wenn überhaupt - Nachdenken darüber.

Demgegenüber umfassen Rituale eine Art symbolische Kommunikation: Sie transportieren ein Gemeinschaftsgefühl wie "das sind wir" für eine bestimmte Gruppe und bieten über Generationen hinweg Kontinuität.
Erneutes Durchleben positiver Erfahrungen
Zudem, so die Definition der Autoren, gebe es bei Ritualen häufig eine emotionale Prägung, wenn die Handlung an sich schon abgeschlossen sei: Viele würden das Erlebte in der Erinnerung erneut durchleben, um positive Erfahrungen zu wiederholen.

Jede Routine jedoch habe das Potential ein Ritual zu werden: Dies könne geschehen, sobald die Handlung von einer instrumentellen Aktion zu einer symbolischen wechselt.
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Die häufigsten familiären Routinen und Rituale
Die Wissenschaftler haben insgesamt 32 Studien überprüft, dabei wurden als häufigste Routinen genannt: gemeinsames Abendessen, das Zubettbringen der Kinder, Hausarbeiten und weitere alltägliche Handlungen. Unter den am häufigsten genannten Familien-Ritualen waren: Geburtstage, Weihnachten und andere Feiertage, Familientreffen sowie sonntägliche Aktivitäten - darunter vor allem das gemeinsame Sonntagsessen.
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Schnelleres Einschlafen, weniger Atemwegsinfektionen
Studien haben demnach etwa gezeigt, dass während der ersten sechs Lebensjahre Kinder gesünder sind und ein positiveres Verhalten zeigen, wenn es vorhersehbare Routinen im Alltag der Familie gibt.

Kinder mit regelmäßigen Routinen des Zubettgehens schlafen schneller ein und wachen nachts weniger oft auf. Ganz allgemein helfen die familiären Routinen gegen Infektionen der Atemwege bei Kleinkindern und verbessern insgesamt die Gesundheit der Kinder.

Andere Studien hatten die Auswirkungen solcher Routinen und Rituale bei Familien mit nur mehr einem Elternteil untersucht. Laut den Ergebnissen helfen diese, negative Effekte von belastenden Erfahrungen wie der Trennung der Eltern zu minimieren.
Nur ein Teil eines umfassenden "familiären Codes"
Dennoch, so die Conclusio der Psychologen, sind familiäre Rituale und Routinen - wenn auch über einen langen Zeitraum hinweg - zusammen etwa mit Familien-Geschichten nur Teil eines umfassenden "familiären Codes":

Familien seien organisierte Systeme, in denen Verhalten und Äußerungen kodiert seien, um bestimmte Entwicklungen zu fördern, schreiben die Autoren. Es werde deutlich, wie Kultur, Familienleben und individuelle Charakteristiken sich kreuzen, um eine "ganze Familie" zu formen.
"Weitere Forschungen sind notwendig"
Die wissenschaftliche Untersuchung von Routinen und Ritualen bleibe jedoch relativ unfertig - daher rufen die Psychologen dazu auf, Forschungen in diesem Bereich zu intensivieren. So müsse etwa verstärkt zwischen direkten und indirekten Auswirkungen unterschieden werden.

Ihre Botschaft: Rituale und Routinen helfen dabei, die Anforderungen eines modernen Lebens zwischen Arbeit und Familie zu bewältigen.
->   Amerikanische Psychologische Gesellschaft (APA)
->   Syracuse University Department of Psychology
->   science.ORF.at: Weihnachtsdekoration gegen Feiertagsstress
 
 
 
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01.01.2010