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Mehrfachverletzte: 3D-Diagnose binnen Minuten  
  Mit Hilfe der neuesten Computertomographie-Technik ist auf den Sub-Millimeter-Bereich genaue 3D-Diagnostik von Mehrfachverletzungen binnen Minuten möglich: Erstmals in Europa gibt es dieses System nun in Wien.  
Das Konzept wurde in die Neugestaltung eines Schockraums im Lorenz Böhler-Unfallkrankenhaus (LBK) der AUVA integriert.
Volumina statt Schichtbilder
"Was früher 20 oder 30 Minuten gedauert hat, ist jetzt in Sekunden möglich. Wir bringen den Patienten vom Hubschrauber in das CT (Computertomographie). Die Diagnose haben wir innerhalb von zwei Minuten. Dann wird der Verletzte weiter stabilisiert und operiert", erklärte der Ärztliche Leiter des LBK, Harald Hertz, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Hinter dem System stecken die rasanten Fortschritte der bildgebenden Diagnostik per CT-Technik. Martin Deutschmann (Siemens): "Mit dem Konzept CT3 kommen wir von Schichten (Schichtbildern, Anm.) zu Volumina. Was wir bisher in Schichten gesehen haben, sehen wir jetzt auf einen Blick. Die Welt ist einfach nicht flach." - Der Körper des Menschen erst recht nicht.
Das Gerät: "Somatom Sensation 16"
Im LBK ist dafür ein "Somatom Sensation 16"-CT für 1,1 Mio. Euro in einem neuen Schockraum integriert. Es handelt sich dabei um Gerät, bei dem mit einer Spiral-Umdrehung der Detektoren um den Körper des Patienten 16 Schichtbilder angefertigt werden können.

Binnen einer Sekunde sind das dann zwei Umdrehungen mit 32 Schichten. Die Daten werden fast in Echtzeit - also binnen Sekunden - in 3D-Bilder umgesetzt. Die farbliche 3D-Rekonstruktion dauert nur wenige Minuten.
Unfallchirurgische Versorgung setzt früher ein
Der Vorteil: Während Schwerstverletzte bisher zunächst einmal in den Schockraum kamen und dann erst zu den notwendigen Untersuchungen gebracht wurden, wird dieser Ablauf am LBK Zeit sparend auf den Kopf gestellt. Der bereits vom Notarzt stabilisierte Schwerverletzte kommt im Schockraum in den neuen CT. Die Diagnose ist innerhalb weniger Minuten gestellt, dann folgt bereits die unfallchirurgische Versorgung.
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Komplette Angiographie
Gleichzeitig gibt es im Rahmen der CT-Untersuchung auch die Möglichkeit für sofortige diagnostische bzw. therapeutische Eingriffe. Hertz: "Wir können auch eine komplette Angiographie (Darstellung der Blutgefäße, Anm.) machen." So werden zugleich allfällige Gefäßverletzungen erkennbar. Die 3D-Bilder erlauben aber auch - zum Beispiel bei Beckenverletzungen - die exakte Festlegung jenes optimalen Zugangs, den der Chirurg bei der Operation wählen sollte.
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Spart langfristig Geld
Hartmut Pelinka, Leitender Arzt der AUVA: "Die Behandlungskosten bei Verletzungen sind immer niedriger als die Folgekosten. Wir wollen sämtliche AUVA-Krankenhäuser mit diesem Konzept ausstatten."
Patienten: 43.000 stationär, 270.000 ambulant
In den sieben AUVA-Krankenhäusern und vier Rehabilitationszentren werden pro Jahr rund 43.000 Patienten stationär und 270.000 ambulant versorgt. Die Kosten für die "Unfallheilbehandlung" liegen insgesamt bei 280 Mio. Euro, das sind 30 Prozent aller Aufwendungen der AUVA.

Am LBK in Wien werden derzeit pro Jahr rund 60.000 Patienten behandelt. Das Krankenhaus in Wien-Brigittenau mit mittlerweile rund 30 Jahren "Tradition" wurde in den vergangenen Jahren mit einem Kostenaufwand von rund 1,2 Mrd. S (87,2 Mill. Euro) von Grund auf modernisiert.
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01.01.2010