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Anstieg von Malaria durch die Klimaerwärmung  
  Die Frage, ob die weltweit festgestellte Klimaerwärmung auch zum Ansteigen einer Reihe von Krankheiten führt, gilt in Fachkreisen als längst nicht geklärt. Eine frühere Studie hat beispielsweise keinen Zusammenhang zwischen Witterungsverhältnissen und einer Zunahme von Malaria gefunden. Zu anderen Ergebnissen kommen jetzt US-Forscher: Demnach sind sehr wohl Parallelen zu beobachten.  
Ein Wissenschaftlerteam der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, des britischen Tyndall Centre for Climate Change Research und anderer Forschungsinstitutionen sieht deutliche Parallelen zwischen der Zunahme von Malaria-Infektionen in Ostafrika und einer klimatischen Erwärmung während der vergangenen Dekaden.

Damit stehen ihre Ergebnisse im Gegensatz zu einer Studie, die im Februar in "Nature" erschienen ist und die betreffenden Regionen analysiert hatte. Der Artikel des internationalen Forscherteams ist nun ebenfalls in dem Fachmagazin erschienen.
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"Regional warming and malaria resurgence"
Der Artikel "Regional warming and malaria resurgence" von Jonathan A. Patz, Mike Hulme, Cynthia Rosenzweig, Timothy D. Mitchell, Richard A. Goldberg, Andrew K. Githeko, Subhash Lele, Anthony J. McMichael, und David Le Sueur ist erschienen in "Nature", Bd. 420, Seiten 627-628, vom 12. Dezember 2002 (doi:10.1038/420628a).
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Tropenkrankheit Malaria: Zwei Millionen Tote pro Jahr
An Malaria erkranken nach groben Schätzungen der WHO zwischen 300 und 500 Millionen Menschen jährlich - mit rund zwei Millionen Toten zählt die Tropenkrankheit zu den weltweit gefährlichsten Infektionserkrankungen.

Schon im alten Rom war Malaria als gefährliche Krankheit bekannt - bis ins 19. Jahrhundert hinein war Malaria in Europa weit verbreitet. Tatsächlich gab es bis zum 1. Weltkrieg etwa fünf Millionen europäische Fälle jährlich, heute jedoch sind vor allem afrikanische Staaten betroffen.
->   Mehr über Malaria (www.medicine-worldwide.de)
Erste Studie untersuchte Zusammenhänge in Ostafrika
Die Autoren der ersten in "Nature" erschienenen Studie konzentrierten sich bei ihrern Untersuchungen folgerichtig auf ostafrikanische, von Malaria stark betroffene Staaten wie Kenia, Uganda, Ruanda und Burundi.

Die Malariafälle in diesen Regionen haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten überdimensional stark zugenommen - in manchen Regionen ließ sich ein Anstieg um das Fünffache feststellen.

Wie die Forscher in "Nature" berichteten, habe eine Analyse der Witterungsverhältnisse der vier Staaten in der Zeit von 1911 bis 1995 - mittels Computersimulationen und Klimaaufzeichnungen - keine Hinweise auf signifikante Klimaveränderungen erbracht.
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"Malariaausbreitung von Klimaerwärmung unabhängig"
"Das Klima hat sich in der von uns aufgezeichneten und untersuchten Zeit praktisch nicht geändert. Deshalb kann es auch nicht für die drastische Zunahme an Malariainfektionen verantwortlich gemacht werden", erklärten Simon Hay von der "University of Oxford" und Kollegen in ihrem Artikel. Die Forscher warnten darüber hinaus vor allzu einfach konstruierten Verbindungen zwischen sich ausbreitenden Tropenkrankheiten und globalen Klimaveränderungen. Dies könnte zu falschen Gegenstrategien zur Bekämpfung solcher Krankheiten führen.
->   Mehr dazu in science.ORF.at (Artikel vom 21.2.02)
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Neue Studie: Verwendung der "falschen" Klima-Daten
Wetterdaten aus Ostafrika seien besonders selten, kommentiert nun Jonathan Patz von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, unter dessen Leitung die neue Analyse entstanden ist.

Und: "Die Klima-Datenbank, die verwendet wurde, ist ursprünglich geschaffen worden, um Informationen zur Analyse großer geografischer Gebiete zusammenzufassen", so Patz weiter. Daher sei es möglich, zur falschen Schlüssen zu gelangen, untersuche man mit Hilfe dieser Daten Krankheiten auf einer lokalen Ebene.
Ansatz ignoriert Variabilität von Temperatur
Die Wissenschaftler meinen, dass der Ansatz ihrer Kollegen auf entscheidende Weise die Variabilität von Temperatur ignoriert habe, die innerhalb einer Gegend mit solch großen Höhenunterschieden wesentlich sei.

Und Malaria ist eine der klimatisch sensibelsten Krankheiten weltweit - für die Studie dieser Erkrankungen sind die afrikanischen Hochebenen ein Gebiet von besonderer Bedeutung: Denn höher gelegene Gegenden reagieren sensibler auf Klimaveränderungen.
Kritik an der "maßstäblichen Verkleinerung"
"Die verwendete Klima-Datenbank wurde nicht konzipiert, um klimatische Trends für ganz spezifische Standorte zu enthüllen", so Mike Hulme vom Tyndall Centre for Climate Change Research und Co-Autor der Studie.

Die Datenbank sei vielmehr dafür gedacht, Informationen im Maßstab auf ganze Regionen Afrikas zu vergrößern, nicht aber für das (maßstäbliche) Verkleinern auf sehr kleine Gebiete, so Experte Hulme weiter.
Neue Analyse zeigt Zusammenhang
Die neue Analyse der verfügbaren Daten hat nach Angaben der Wissenschaftler einen geringen Trend zur Erwärmung ergeben - und einen deutlichen Zusammenhang zwischen Malariainfektionen und Temperaturanomalien.

Und schließlich, so meinen die Forscher, erlaube die Abwesenheit eines klimatischen Auslösers in der Vergangenheit noch keine eindeutigen Aussagen über den Einfluss zukünftiger klimatischer Veränderungen.
->   Johns Hopkins University Bloomberg School of Public Health
->   Tyndall Centre for Climate Change Research
->   Alles zum Thema Malaria in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010