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Pechsträhne in der Raumfahrt  
  Mittwochnacht erlebte die europäische Raumfahrt neuerlich einen spektakulären Fehlschlag. Nur drei Minuten nach dem Start vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana war der Jungfernflug der neuen Trägerrakete Ariane 5 schon gescheitert. Die Rakete musste über dem Atlantik gesprengt werden. Ähnliches widerfuhr dem Kommunikationssatelliten Astra 1K am Dienstag: Die Weltraumfahrt scheint derzeit eine Pechsträhne zu erleben.  
Zwei Satelliten verloren
Die Ariane 5 hätte der Startschuss in eine neue Ära des Satellitentransports werden sollen. Es war die stärkste zivile Trägerrakete der Welt, sie hätte erstmals zehn Tonnen ins All befördern sollen. Die Idee war, gleich zwei Satelliten ins All zu bringen und so Kosten zu sparen.

Nun sind aber gleich zwei Satelliten zerstört worden, der Multimedia-Satellit Hotbird und ein Forschungssatellit. Der Schaden: im dreistelligen Millionenbereich.

Schon vor zwei Wochen war der Start in letzter Sekunde wegen einer Computerpanne gestoppt worden.
->   Ariane 5 (ESA)
Österreichische Beteiligung
Österreich war an der Mission beteiligt, Austrian Aerospace lieferte Treibstoffleitungen. Auch hier wartet man gespannt auf die Bekanntgabe der genauen Ursache für das Desaster.

Das Bittere sei, dass das Problem ersten Informationen zufolge in der ersten Stufe der Rakete aufgetreten ist - und die fliege bereits seit zwei Jahren, meinte Max Kowatsch von Austrian Aerospace im ORF-Radio.
Belastungen für Material sind gestiegen
"Die Systeme sind sicher komplexer geworden, und die Leistung der Trägerraketen ist stark gestiegen", so Kowatsch. "Die Energie, die beim Start freigesetzt wird, hat sich drastisch erhöht. Die Belastungen, denen die Materialien nun ausgesetzt sind, sind stark gewachsen. Damit sind natürlich auch neue mögliche Fehlermechanismen vorhanden."
->   Austrian Aerospace
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Auch Astra-1K abestürzt
Bereits am Dienstag (10.12.) stürzte der 110 Millionen Euro teure Kommunikationssatellit Astra-1K in den Pazifik. Verantwortlich dafür waren die russischen Experten vom Weltraumbahnhof Baikonur. Der größte je für zivile Zwecke hergestellte Satellit hatte wegen eines Fehlers bei einer Zündung seine Position in 36.000 Kilometer Höhe nicht erreicht. Der zweite Schub fehlte, deshalb blieb der Satellit in 400 Kilometern hängen, wo er völlig nutzlos war. Astra 1K wurde deswegen gezielt zum Absturz gebracht. Auch hier wird die österreichische Industrie die Folgen zu tragen haben, Austrian Aerospace lieferte die Thermalisolation.
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Kometen-Mission von Rosetta gefährdet?
"Natürlich kann dieser Fehlschlag dazu führen, dass nun Mittel für Korrekturmaßnahmen benötigt werden, die bei anderen Programmen fehlen werden", befürchtet Kowatsch.

Fraglich sei auch der für Jänner geplante Rosetta-Start. "Für diesen Start gibt es ein sehr enges Zeitfenster. Die Frage ist, ob er stattfinden kann, wenn die Ursache für die Fehler heute Nacht (12.12.) nicht rechtzeitig gefunden werden kann", so Kowatsch im ORF-Radio.
NASA-Vorreiter Contour gescheitert
Der Satellit Rosetta ist die wichtigste Mission der europäischen Raumfahrt seit langem. Am 13. Jänner soll der Kometenjäger ins All geschickt werden, um im Jahr 2012 auf dem Kometen Wirtanen zu landen - erstmals in der Geschichte der Raumfahrt. Gestartet wird wieder mit einer Ariane 5 vom Weltraumbahnhof Kourou.

Es gibt nur ganz wenige mögliche Starttermine, weil der Komet nur bei dieser Planetenkonstellation erreicht werden kann. Für Europa ist das eine einmalige Chance: Die NASA hatte ihre bereits. Sie verlor im August den Kontakt zum Kometenjäger Contour, wie sich später herausstellte, war der Satellit zerbrochen. Europa übernimmt damit eine unerwartete Führungsrolle in der Kometenforschung - vorausgesetzt, der Start klappt.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr über die Rosetta-Mission in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010