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Zentrum für Migrationsforschung gefordert  
  Vor sieben Jahren startete das Wissenschaftsministerium den Forschungsschwerpunkt "Fremdenfeindlichkeit". Während die Ergebnisse nun vorliegen, fordern die Experten die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Migrationsforschung.  
14 Prozent Migranten
14 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind Migranten. Das sind insgesamt 1,1 Millionen Menschen, die ausländische Staatsbürger sind oder die als Österreicher im Ausland geboren wurden, erklärte Rainer Bauböck von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im ORF Radio. Die Forscher bekamen heuer erstmals völlig neue Daten.
Volkszählung präziser
"Es gibt einen großen Fortschritt für die österreichische Migrationsforschung: die Volkszählung 2001 hat erstmals gefragt, wo die Leute geboren worden sind, und nicht nur, welche Staatsbürgerschaft sie haben", freute sich Bauböck.

"Wir können daher erstmals Untersuchungen darüber anstellen, was aus den Eingebürgerten geworden ist, und uns von der alten Idee verabschieden, Einwanderer sind Ausländer. Einwanderer sind zunehmend auch Eingebürgerte."

Unter dem Begriff Migrationsbevölkerung seien sowohl jene zusammenzuzählen, die im Ausland geboren sind, als auch jene, die einen ausländischen Pass besitzen. Das umfasse sowohl die erste Generation, als auch Teile der zweiten Generation, weil auch in Österreich Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft geboren werden.
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Forschungsschwerpunkt Fremdenfeindlichkeit
Im Jahr 1995 war der europaweite Anstieg fremdenfeindlicher und rassistischer Aktivitäten sowie die unzureichende wissenschaftliche Thematisierung dieses Phänomens für das Wissenschaftsministerium Anlass, den Forschungsschwerpunkt "Fremdenfeindlichkeit, Erforschung, Gegenstrategien" einzurichten. Die Arbeiten wurden mit 2,2 Millionen Euro gefördert. Als Resultat liegen nun sieben im Drava-Verlag erschienene Publikationen vor - unter anderem verfasst von der Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak, dem Politikwissenschafter Rainer Bauböck, dem Raumforscher Heinz Fassmann und dem Psychologen Klaus Ottomeyer. Im Vordergrund standen dabei nicht nur Bestandsaufnahmen, sondern auch Empfehlungen für die Politik.
->   Drava-Verlag
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Forschungslandschaft zersplittert
Die Forschungslandschaft selbst sei derzeit extrem zersplittert, resumierte Elisabeth Menasse-Wiesbauer, Initiatorin des Forschungsschwerpunktes.

Es gebe kein einziges Institut für Migrationsforschung, sondern viele Forscher, die sich nebenbei mit dem Thema befassen. "Es ist gelungen, eine international anerkannte Expertise in Österreich aufzubauen. Es gibt einige hervorragende international anerkannte Wissenschaftler", so Menasse-Wiesbauer.
Kompetenzzentrum
Ihr Wunsch für die Zukunft ist eine stärkere Vernetzung dieser Expertise mit dem Ziel eines Kompetenzzentrums zur Migrationsforschung, das virtuell oder real existiert, um auf dem internationalen Forschungsmarkt teilhaben zu können.

Die Geisteswissenschaften würden es zunehmend als ihre Aufgabe betrachten, näher an die Politik heranzukommen. Denn Österreich sei ein Einwanderungsland.

In zahlreichen anderen Ländern gibt es hochrangige Expertenkommissionen, die die Politik beraten. Bekanntestes Beispiel ist die Süssmuth-Kommission in Deutschland. Nur in Österreich wird die Expertise nicht wirklich genutzt.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   Forschungsschwerpunkt Fremdenfeindlichkeit (Bildungsministerium)
->   Mehr über Migration in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010