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Großversuch: 56 Kälber werden mit BSE infiziert  
  Die ersten von insgesamt 56 Kälbern stehen auf der Ostseeinsel Riems für den größten BSE-Versuch Deutschlands bereit. Sie sollen künstlich mit dem tödlichen BSE-Erreger infiziert werden.  
Infektionsweg erforschen
Das drei Monate alte Fleckvieh eines vorpommerschen Biohofes bezog am Mittwoch auf der Insel einen neuen Spezialstall der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV).

Mit dem Langzeitversuch (Start: Jänner 2003) wolle das Forscherteam dem Infektionsweg des Rinderwahnsinns auf die Schliche kommen und damit Voraussetzungen für die Entwicklung effektiver BSE-Lebendtests für Rinder schaffen, erklärt der Leiter des Instituts für neue und neuartige Tierseuchenerreger, Martin Groschup.
Prionen: Weg ins Gehirn unbekannt
Viele Fragen um die Hintergründe der Krankheit sind bis heute offen. So gilt in der BSE-Forschung als relativ gesichert, dass der Erreger über Tiermehl und Milchaustauscher in den Organismus der Tiere gelangt. Unbekannt ist hingegen, wie die Prionen aus dem Darmtrakt in das Gehirn gelangen, um dort das zentrale Nervensystem zu schädigen.
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Tests im Entwicklungsstadium
"Wenn wir diese Fragen beantworten, können kranke Tiere möglicherweise bereits in der Inkubationszeit erkannt werden", erklärt der BSE-Forscher. Zudem bilden die Untersuchungen eine wichtige Grundlage für Tests an lebenden Rindern. Mehrere Unternehmen forschen nach Angaben der BFAV, die zugleich als deutsche Zulassungsstelle fungiert, an Methoden, die den Erreger im Blut, in der Gehirnflüssigkeit oder sogar im Harn nachweisen können. Bis zur Marktreife sei bisher noch keiner dieser Tests gelangt.
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Fütterung mit infektiösem Hirngewebe
Mitte Jänner wollen die Riemser BSE-Forscher die Kälber mit je 100-Gramm-Dosen infektiösem Hirngewebe füttern. Rund 5,7 Kilogramm Gewebe von nachweislich an Rinderwahn erkrankten britischen Tieren seien dafür in Großbritannien bestellt worden, sagte der Sprecher der Forschungsanstalt, Knut Janßen.

Von Februar an werden dann jeweils vier Tiere im Abstand von vier Monaten getötet und das Gewebe genauestens untersucht.
Tests an Gewebeproben und Mäusen
"Die Analyse von je 80 Gewebeproben pro Tier soll Aufschluss darüber geben, wie weit der Erreger jeweils vorgedrungen ist", erklärt Groschup. Dazu werde das Gewebematerial auch in selbst gezüchtete Mäuse injiziert, die besonders sensibel auf veränderte Prionen reagieren. Werde das Tier krank, wäre das ein wichtiger Hinweis auf das Vorhandensein von BSE-Erregern.
Das Leid minimieren
Trotz der geringen Lebenserwartung der Rinder garantieren die Forscher weitgehend artgerechte Lebensbedingungen in dem Stall: Die Tiere könnten jederzeit in einen Freiluftbereich gelangen, in dem Netzfenster und sonnendurchlässige Dächer dafür sorgen, dass die Rinder zwar frische Luft und Sonne schnuppern können, von anderen Tieren aber isoliert bleiben.
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01.01.2010