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Deutschland: Erster Stammzellen-Import  
  Nach jahrelangem Streit kann in Deutschland nun mit Erlaubnis der Behörden umfangreich an menschlichen embryonalen Stammzellen geforscht werden: Die Einfuhr wurde erstmals genehmigt.  
Als erstem deutschen Wissenschaftler hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin dem Bonner Gehirnforscher Oliver Brüstle die Einfuhr der umstrittenen Zellen genehmigt. Das teilten Brüstle und das Institut am Montag mit.
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Einfuhr für Jänner geplant
Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) begrüßte die Importgenehmigung. Der Kölner Herzspezialist Jürgen Hescheler sagte der dpa, das RKI habe auch seinen entsprechenden Antrag genehmigt. Beide Forscher wollen die Stammzellen bereits im Jänner einführen.
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Neue Therapien gegen Gehirnerkrankungen?
"Unsere Begeisterung hält sich angesichts des langen Wartens in Grenzen", sagte Brüstle. "Aber natürlich sind wir froh, dass es jetzt endlich losgehen kann." Brüstle will die Stammzellen am Institut für Rekonstruktive Neurobiologie an der Universität Bonn vermehren und gezielt in Zellen des Nervensystems umwandeln.

Der Forscher hofft auf neue Therapien zur Linderung von Gehirnerkrankungen. Die Zellen aus Israel werden in den nächsten Tagen erwartet.
Kontroverse Debatte rund um Stammzell-Forschung
Brüstle hatte als erster deutscher Forscher im August 2000 bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Fördermittel für seine Stammzellen-Forschungbeantragt und eine kontroverse Debatte ausgelöst.

Die DFG verschob ihre Entscheidung auf Bitten von Politikern und Parlament zu Gunsten einer breiten Diskussion drei Mal. Danach blieben die Fördergelder bis zum grünen Licht vom RKI auf Eis.
Heilung von Parkinson, Diabetes ... erhofft
Von der Forschungmit den Stammzellen erhoffen sich die Wissenschaftler Therapien gegen schwer heilbare Krankheiten wie Parkinson, Diabetes oder Multiple Sklerose. Kritiker wie die Kirchen befürchten dagegen einen ethischen Dammbruch.

Die Gewinnung von menschlichen embryonalen Stammzellen für die Forschungist in Deutschland verboten. Im Januar 2002 hatte sich der Bundestag nach einer als historisch eingestuften Debatte grundsätzlich für den Import von Stammzellen unter strengen Auflagen ausgesprochen.
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Details der gesetzlichen Regelung in Deutschland
So dürfen die Stammzellen nur aus überzähligen Embryonen stammen, die bei einer künstlichen Befruchtung nicht mehr für eine Schwangerschaft benötigt werden. Im April wurde das Stammzellengesetz verabschiedet, am 1. Juli trat es in Kraft. Über Import oder Verwendung von Stammzellen entscheidet das RKI. Die eingelagerten Zellen müssen vor dem 1. Januar 2002 erzeugt worden sein und für ein "hochrangiges" Vorhaben verwendet werden. Der aktuellen RKI-Entscheidung ging ein positives Votum der Zentralen Ethik-Kommission für Stammzellenforschung voraus.
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Weitere Forscherteams in den Startlöchern
Neben Brüstles Team stehen weitere deutsche Forscher in den Startlöchern, um mit embryonalen Stammzellen zu arbeiten. Der RKI-Sprecher betonte, der erste Bescheid sei am Freitag an Brüstle gegangen.

Im Oktober hatte die DFG die finanzielle Förderung eines weiteren Projekt mit embryonalen Stammzellen genehmigt. Das Vorhaben hatte der Münchner Arzt Wolfgang- Michael Franz eingereicht, der auf dem Gebiet des Herzinfarktes forscht.
->   Robert-Koch-Institut (RKI)
->   Alles zum Thema Stammzellen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010