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Impfplan 2003 empfiehlt Pneumokokken-Schutz  
  Ab 2003 gibt es einen neuen erweiterten österreichischen Impfplan. Erstmals empfiehlt der oberste Sanitätsrat darin auch den Schutz vor Pneumokokken, von denen vor allem Kleinkinder bedroht sind.  
In Österreich bekommen rund 20 von 100.000 Kleinkindern eine Pneumokokken-Infektion mit schweren Folgen. 10 Prozent von ihnen überleben die Infektion nicht.
Schwaches Immunsystem erhöht Risiko
Babys und Kleinkinder haben ein schwaches Immunsystem. Deshalb lösen die für Erwachsene ungefährlichen Pneumokokken-Bakterien bei ihnen schwere Krankheiten aus - in erster Linie Lungenentzündung, manchmal auch Gehirnhaut - oder Mittelohrentzündung.
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Pneumokokken-Infektion
Pneumokokken sind Bakterien, die im Mund- und Rachenraum von Erwachsenen leben. Ihnen tun diese Bakterien nichts. Aber sobald sie mit Säuglingen und Kleinkindern in Berührung kommen, werden sie gefährlich. Zehn Prozent der Kleinkinder überleben die Infektion nicht, da bei ihnen Antibiotika keine Wirkung zeigen. Zu den Folgen einer überstandenen Pneumokokken-Infektion zählen Hörstörungen, Lähmungen und Taubheit. Die Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle.
->   Mehr über Pneumokokken
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Impfen ab dem dritten Lebensmonat
Der oberste Sanitätsrat empfiehlt nun die Impfung zum Schutz vor Pneumokokken ab dem dritten Lebensmonat.

Bis zum zweiten Lebensjahr muss sie dreimal aufgefrischt werden. Nach dem zweiten Lebensjahr wird die Impfung für Risikogruppen empfohlen.
Kleinkinder generell früher impfen
Neu ist auch die Empfehlung des obersten Sanitätsrates, gegen Masern, Mumps und Röteln schon früher als bisher impfen zu lassen - und zwar im zweiten Lebensjahr. Der Grund ist, dass die Komplikationsrate größer ist je jünger die Kinder im Falle einer Erkrankung sind.

Die schlimmste Komplikation ist eine Gehirnentzündung, die bei einem Viertel der Betroffenen tödlich endet. Weitere Komplikationen sind Fieberkrämpfe und lebenslange Schwerhörigkeit.
Keine Angst vor Impfung
Manche Eltern lassen ihre Kinder aus Angst vor Nebenwirkungen nicht impfen. Eine neue Studie aus Finnland belegt aber, dass Nebenwirkungen äußerst selten sind.

Bei 1,8 Millionen gegen Masern-Mumps-Röteln Geimpften gab es 46 allergische Reaktionen, 30 Fieberkrämpfe und drei Gehirnentzündungen.
Mehr Nutzen als Risiken
Erschreckende Zahlen, die sich beim Vergleich mit den Risiken von Kinderkrankheiten relativieren.

Die finnische Studie ergab, dass eines von 2.000 an Masern erkrankten Kindern eine Gehirnentzündung bekommt, bei Mumps eines von 5.000 Erkrankten. Außerdem führte Mumps bei jedem 2.000sten Kind zu Schwerhörigkeit.
Hohe Verantwortung der Eltern
"Die Eltern brauchen keine Angst vor Nebenwirkungen haben", meinte Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck im ORF-Radio.

"Die Impfstoffe sind von Jahr zu Jahr besser geworden. Es ist wichtig, dass man den Menschen sagt, dass sie sich freiwillig impfen lassen können und keinem Zwang unterliegen. Es ist eine hohe Verantwortung für Eltern. Sollten sie sich entscheiden, die empfohlenen Impfungen nicht durchführen zu lassen, müssen sie sich schon des hohen Krankheitsrisikos bewusst sein", so Waneck.
Impfungen für Erwachsene ...
Der neue Impfplan sieht auch eine Kontrolle des Masern-Mumps-Röteln-Impfstatus beim Schuleintritt und im 13.Lebensjahr vor. Außerdem empfiehlt er eine Impfung im Erwachsenenalter, wenn man als Kind nicht Masern gehabt hat oder noch nicht geimpft ist.
... gegen Keuchhusten
Auch zum Schutz vor Keuchhusten empfiehlt der Impfplan für Erwachsene regelmäßige Auffrischungs-Impfungen. Der Grund ist, dass Keuchhusten immer häufiger auftritt.
... gegen Diphterie, Tetanus und Kinderlähmung
Empfohlen wird auch ein neuer Zeitplan für Impfungen für Erwachsene gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung. Ab dem Alter von 25 Jahren soll alle 10 Jahre geimpft werden. Wenn man älter wird, öfter. Und zwar alle 5 Jahre.
... gegen Pneumokokken
Für ältere Menschen ab 60 empfiehlt der Impfplan ebenfalls regelmäßige Pneumokokken-Impfungen. Denn ab diesem Alter wird das Immunsystem schwächer und der Körper kann die Bakterien nicht mehr so leicht abwehren.
Impfung für Kinder gratis
Erwachsene bekommen für die Impfungen einen finanziellen Zuschuss. Für Kinder sind die Impfungen gratis. Und zwar bis zum abgeschlossenen Pflichtschulalter.

Auch die Pneumokokken-Impfung ist gratis. Allerdings ist die Kostendeckung für diese Impfung im Rahmen des Impfkonzeptes noch nicht ausgehandelt.
Neu: Meningokokken-Schutz
Neu ist auch die Impfempfehlung zum Schutz vor Meningokokken C für Jugendliche, die in eine Gemeinschaftswohneinrichtung einziehen. Denn die Infektionsgefahr ist dann am Größten.
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Meningokokken
Meningokokken lösen Gehirnentzündungen aus. In Österreich gibt es jährlich rund 100 Erkrankungsfälle. Mehr als die Hälfte davon werden allerdings durch den Meningokokken-Typ B ausgelöst, gegen den es noch keinen Impfstoff gibt.
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Mehr Influenza-Impfungen
Auch zum Schutz vor Influenza wurde der Impfplan erweitert. Diese jährliche Impfung sollte allen Betreuungspersonen von Säuglingen und Kleinkindern angeraten werden, heißt es im Impfplan.

Aber auch die Kinder selbst sollen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat geimpft werden. Die Influenza-Impfung wird auch für Schwangere empfohlen, wenn die Geburt in der Influenza-Saison zu erwarten ist.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr über Pneumokokken in science.ORF.at
->   Mehr zum Thema "impfen" in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010