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Großforschungsprojekt Austron "nicht realistisch"  
  Nach mehr als zehn Jahren Planung scheint das österreichische Großforschungsprojekt Austron endgültig gestorben zu sein. Laut dem Rat für Forschung und Technologieentwicklung ist das Projekt mit den derzeitigen Ressourcen nicht zu verwirklichen.  
"Unter den aktuellen Voraussetzungen von Geld- und der Human-Ressourcen ist Austron derzeit nicht zu erheben", erklärte der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Knut Consemüller, im Gespräch mit der APA.

Im kürzlich vorgelegten "Nationalen Forschungs- und Innovationsplan" befürwortet der Rat zwar nach wie vor den Aufbau einer Großforschungseinrichtung in Österreich, nennt in diesem Zusammenhang aber ausschließlich das Projekt Med-Austron, ein Krebsforschungs- und -therapiezentrum.
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Das Austron-Projekt
1990 hatten SPÖ und ÖVP in der Regierungserklärung den Plan gefasst, eine internationale Großforschungseinrichtung nach Österreich zu bringen. Die Neutronen-Quelle Austron ging als Sieger aus mehreren potenziellen Projekten hervor. In der Anlage sollten mit Hilfe von Neutronen verschiedenste Materialien untersucht werden. Die Suche nach internationaler Beteiligung lief über Jahre - relativ erfolglos, denn über allgemeine Interessensbekundungen hinaus gab es nie konkrete Finanzierungszusagen. Das ursprünglich als Nebenprodukt von Austron geplante Krebs-Therapiezentrum Med-Austron hatte sich im Laufe der Jahre als eigenes Projekt emanzipiert.
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Großes Interesse aber keine Zusagen
Rund 400 Mio. Euro Gesamtprojektkosten wurden zuletzt für Austron veranschlagt. Die einzige Chance auf Finanzierung dieser Summe wäre eine 60-prozentige Beteiligung der EU oder anderer Staaten gewesen.

Das Interesse sei "wahnsinnig groß gewesen, aber es gab nirgendwo handfeste Zusagen. Deshalb ist es so wenig realistisch, das zu verwirklichen", erklärte Consemüller, der dafür plädierte, "mit aller Kraft weiteren Aufwand und weitere Kosten zu vermeiden".
Med-Austron statt Austron
Im Forschungsplan meint der RFT nun, dass eine Großforschungseinrichtung in Österreich "den Strukturen des Landes angepasst sein, sich in den Europäischen Forschungsraum einfügen und den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprechen muss".

Das Projekt Med-Austron erfülle diese Anforderungen, heißt es in dem Papier, in dem der Rat "die zügige Fortsetzung der laufenden Planungsarbeiten und eine rasche Realisierung von Med-Austron" fordert.
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Med-Austron
In dem Krebsforschungs- und -therapiezentrum Med-Austron sollen Protone und leichte Ionen in einem Beschleuniger auf hohe Energien gebracht und dann zur Bestrahlung von Tumoren eingesetzt werden. Der Vorteil ist, dass diese Teilchen sehr genau gesteuert werden können, nur im Tumor ihre zerstörerische Wirkung entfalten und das umliegende Gewebe weitgehend verschonen. Die Errichtungskosten für das Zentrum werden mit rund 110 Mill. Euro beziffert, als möglicher Standort hat sich bisher vor allem Wiener Neustadt hervorgetan. Pro Jahr sollen rund 2.000 Patienten in dem Zentrum behandelt werden.
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Bedarf an Grundlagenforschung und Anwendung
"Was aus unserer Sicht kommen sollte - von der Forschungsquote, aber auch vom inhaltlichen her - ist Med-Austron. Das ist eine wunderbare Kombination von Grundlagenforschung und Anwendung, nämlich der Patientenbehandlung", sagte der RFT-Chef.

Die EU brauche mindestens sechs solcher zentraler Behandlungszentren und werde auch mitfinanzieren. Es gebe bereits die Baugründe, die Infrastruktur, die Förderung und die Mittel, deshalb sei die Empfehlung des Rates, das sehr schnell durchzuführen.
Ein Neben- wird zum Hauptprojekt
Bisher war Austron als Hauptprojekt geplant und als medizinische Ergänzung Med-Austron. Consemüller sieht für die Realisierung von Austron nur noch eine Chance im umgekehrten Weg: "Med-Austron könnte unter Umständen ein guter Kristallisationspunkt für das große Austron werden, weil ein schneller Rückfluss der Mittel durch die Behandlungen gesichert werden kann."
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
->   Forschungs- und Technologieförderungsgesetz - FTFG
->   Med-Austron
->   Austron
 
 
 
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01.01.2010