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Astronomen entdeckten Sternenring um die Milchstraße  
  US-Astronomen haben ein bisher unbekanntes Band von Sternen am Rande der Milchstraße entdeckt. Der Ring, der sich rund um die Galaxie erstreckt, könnte nach Ansicht der Wissenschaftler als Überrest einer Kollision der Milchstraße mit einer kleinen Galaxie entstanden sein - vor Milliarden von Jahren. Details der Entdeckung sollen auch Aufschlüsse über die Frühzeit der Milchstraße geben.  
Heidi Jo Newberg und Brian Yanny vom "Sloan Digital Sky Survey" stellten die Beobachtung auf dem Kongress der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft (AAS) vor, der am Montag in Seattle begonnen hat.
Spiralgalaxie mit Milliarden Sonnen
Die Milchstraße ist eine Spiralgalaxie und enthält mindestens 100 Milliarden Sonnen sowie Staub- und Gaswolken. Der Mittelpunkt des diskusförmigen Gebildes liegt - von der Erde aus gesehen - etwa 26.000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Schütze.
Verborgen hinter Sternen und Gas
 
Bild: Rensselaer Polytechnic Institute f¿r den Sloan Digital Sky Survey

Der auf dem Bild erkennbare Ring aus Sternen (linkes Bild: Gesamtansicht; rechtes Bild: Detail) rund um die Milchstraße könnte Überrest einer Kollision zwischen unserer Galaxie und einer kleineren Satelliten-Galaxie sein - entstanden vor Milliarden von Jahren.

Der hinter den Sternen und Gaswolken der Milchstraße fast verborgene Sternenring hat dem Bericht zufolge einen Durchmesser von etwa 120.000 Lichtjahren und umschließt die Milchstraße. Ein Lichtjahr entspricht knapp zehn Billionen Kilometern. Von der nächsten Stelle des Rings sind es rund 40.000 Lichtjahre bis zur Erde.

"Wenn wir große Gruppen von Sternen in ringförmigen Formationen finden, ist dies ein Zeichen dafür, dass zumindest Teile unserer Galaxie durch eine Gruppe kleinerer Galaxien oder Zwergengalaxien gebildet wurde, die sich vermengten", erklärte Newberg, die am Rensselaer Polytechnischen Institut in Troy (US-Staat New York) arbeitet.
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AAS-Tagung: 1.300 Arbeiten in drei Tagen
An der dreitägigen AAS-Fachtagung, auf der mehr als 1.300 wissenschaftliche Arbeiten präsentiert werden, nehmen mehr als 2.000 Astronomen teil. So begeisterte etwa das Chandra-Teleskop der NASA die Wissenschaftler auf dem Kongress mit Erkenntnissen über das supermassive Schwarze Loch "Sagittarius A*" im Herzen der Milchstraße. Wie Frederick Baganoff vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) mitteilte, richtete die NASA ihr Teleskop in einem Zweiwochenzeitraum 164 Stunden lang auf das Schwarze Loch und konnte so zeigen, das es zu ungestümen Ausbrüchen und gelegentlichen Explosionen neigt.
->   Mehr zu "Sagittarius A*" in science.ORF.at
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Schwerkraft von Dunkler Materie hält das Band
Der Sternenring sei möglicherweise die größte in einer Reihe ähnlicher Formationen, heißt es in einer Aussendung des Rensselaer Polytechnischen Instituts. Demnach könnten die beim Zerfall von kleineren Galaxien entstehenden Überreste sich in "Sternenströme" um größere Galaxien herum auflösen.

Schwerkraft - hauptsächlich von der nicht sichtbaren Dunklen Materie stammend - halte den Ring in einem fast kreisförmigen Orbit um die Milchstraße.

"Das Neue ist die Position des Sternengürtels in den Außenbereichen der Milchstraße - eine ideale Position, um Verteilung und Menge von dunkler und heller Masse innerhalb des Bandes zu untersuchen", wird Brian Yanny zitiert, Astrophysiker des Fermilab und einer der beteiligten Wissenschaftler.
Fotografien des Sloan Digital Sky Survey als Beweis
Newberg, Yanni und eine Gruppe weiterer Wissenschaftler vom "Sloan Digital Sky Survey"-Projekt (SDSS) haben vier Jahre lang die Verteilung der Sterne innerhalb der Milchstraße untersucht.

Die Beiweise für das unerwartete Sternenband kamen in Form von Fotografien von Hunderten Quadratgraden des Weltalls sowie zahlreichen spektroskopischen Aufnahmen.

Am äußersten Rand der Galaxie fanden die Forscher unerwartet Zehntausende Sterne. Erst dreidimensionale Karten des SDSS zeigten schließlich, dass die Sterne Bestandteil einer Formation außerhalb der Milchstraße waren.
SDSS - das größte Vorhaben seiner Art
Das "Sloan Digital Sky Survey"-Projekt - größtes internationales Vorhaben seiner Art - soll ein Viertel der gesamten Himmelskugel aufnehmen und die Position sowie Helligkeit von rund 100 Millionen Himmelsobjekten bestimmen.

Im Rahmen des SDSS wollen die Wissenschaftler auch die Entfernungen zu mehr als einer Million Galaxien und Quasaren messen. Beteiligt sind neben einer Reihe weiterer Forschungseinrichtungen auch das Max-Planck-Institut für Astronomie und das Max-Planck-Institut für Astrophysik.
->   Homepage des AAS-Kongresses
->   Sloan Digital Sky Survey
->   Rensselaer Polytechnic Institute
Mehr Beiträge zur Astrophysik der Milchstraße in science.ORF.at:
->   Die Milchstraße - von außen betrachtet
->   Dunkle Materie in unserer Galaxie entdeckt
->   Ein Schwarzes Loch rast durch die Milchstraße
 
 
 
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01.01.2010