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"Zahnpasta" reinigt verschmutzte Kirchenfenster  
  Mit einer neuen und vergleichsweise billigen Methode reinigen deutsche Forscher verschmutzte Kirchenfenster. Die eigentliche Putzarbeit erledigt eine Paste, Zahncreme nicht unähnlich.  
Wie das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC) in Bronnbach (Baden-Württemberg) bekannt gab, werden derzeit die stark verschmutzten gotischen Fenster des Mariendoms in Erfurt gereinigt.
Weiches Glas lässt Gips entstehen
Eines der Probleme, mit denen Kirchen-Restauratoren zu kämpfen haben, ist die Tatsache, dass Gläser und Glasscheiben aus dem Mittelalter deutlich weicher sind als heutiges Fensterglas. Das Material wurde damals bei niederen Temperaturen verarbeitet und hat einen höheren Kalziumanteil.

"Dieses Kalzium kann etwa durch Feuchtigkeit aus dem Glas gelöst werden, in Zusammenwirken mit sauren Schadgasen wie Schwefeldioxid entsteht dann an der Oberfläche eine Schicht aus Gips", sagte Hannelore Römich vom ISC gegenüber der APA.
Paste löst Gipskruste auf
Bild: Fraunhofer-Gesellschaft
Nun tritt die Paste der deutschen Forscher in Aktion: Sie enthält als Wirkstoff vor allem Ammoniumcarbonat, dies löst die Gipskruste auf chemischem Wege auf. Eine mechanische Belastung der unwiederbringlichen Scheiben entfällt.

Auch können die Restauratoren über die Einwirkzeit steuern, ob die Gipsschicht komplett oder nur teilweise abgelöst wird. Denn eine verbleibende dünne Schicht ist oft durchaus erwünscht, da sie die Gläser schützt.
Billige, aber langsame Methode
Die trübende Schicht entsteht in erster Linie an den Außenfenstern, im Laufe der Jahre bis Jahrzehnte lässt sie immer weniger Licht ins Innere des Gebäudes. Bisher eingesetzte Verfahren zur Reinigung der alten Gläser, wie etwa die Laserreinigung sind nach Angaben der Forscher teurer und aufwändiger.

Ein Nachteil der Paste: Letztendlich dauert es rund ein Jahr, bis ein ganzes Fenster wieder in seiner vollen Farbenpracht erstrahlt.
->   Fraunhofer-Institut für Silicatforschung, Bronnbach
 
 
 
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01.01.2010