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Initiative: Mehr Bewusstsein für Magenkrankheit  
  Österreichs Sozialversicherungen geben jährlich 124 Millionen Euro für Magen- und Darm-Medikamente aus. Damit haben sich die Kosten innerhalb der letzten zehn Jahre verfünffacht. In einer gemeinsamen Initiative von Sozialversicherung, Arzneimittelwirtschaft und Ärzteschaft soll nun mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass therapeutische Freiheit und vernünftiger Umgang mit Arzneimitteln kein Widerspruch sind.  
Leichtsinn: Viele gehen nicht zum Arzt
Nach einer Studie leidet jeder Dritte mindestens einmal im Jahr an einer nicht nur "vorrübergehenden Magenverstimmung". Davon sucht aber wiederum nur jeder Dritte einen Arzt auf.

Brigitte Dragosics von der Wiener Gebietskrankenkasse und Gastroenterologin hält dies für Leichtsinn, denn: "Wenn Magenbeschwerden, die mit Erbrechen, vermehrtem Sodbrennen und dergleichen einhergehen, auch dann nicht aufhören, wenn man den Alkoholkonsum zurückschraubt, das Rauchen reduziert und die Ernährungsgewohnheiten umstellt - dann gehört man zum Arzt." Dann deute einiges darauf hin, dass eine Gastritis vorliegt, eine Entzündung der Magenschleimhaut, so Brigitte Dragosics im ORF-Radio.
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Helicobacter pylori
Es sieht aus wie ein schraubenförmig gewundenes Stäbchen mit zwei bis sechs Geißeln an einem Ende und ist etwa sechstausendstel Millimeter lang - das ist Helicobacter pylori, ein Bakterium, das sich noch mehr auf den Magen schlägt als Stress, Ärger und Kummer. Seit etwa zehn Jahren weiß man, dass der Helicobacter pylori zu chronischen Entzündungen der Magenschleimhaut und in der Folge zu Magen und Zwölfingerdarmgeschwüren bis hin zu Magenkrebs führen kann.
->   Mehr dazu in: Einem tödlichen Bakterium auf der Spur
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Therapie: Antibiotikum plus Säurehemmer
Durch entsprechende Therapie mit einem Antibiotikum und zwei verschiedenen Säurehemmern, die bei uns erst seit zehn Jahren von den Krankenkassen bezahlt werden, ist das Bakterium relativ zuverlässig auszurotten. Die Erfolgsrate liegt bei 85 Prozent. Gegebenenfalls kann die über eine Woche gehende Kombinationstherapie wiederholt werden.
Neue Leitlinien
Im Sinne von vernünftigem Umgang mit Medikamenten bei Magenleiden haben Sozialversicherung, Arzneimittelhersteller und Fachärzteschaft nun neue Leitlinien herausgegeben, wie am gezieltesten zu diagnostizieren und mit welchen spezifischen Medikamenten (Protonenpumpeninhibitoren) am wirkungsvollsten und dabei kostengünstig zu behandeln ist.

Patienten sollen durch Änderung des Lebensstils selbst dazu angeleitet werden, zur Linderung oder Heilung der Beschwerden beizutragen.
Saurer Magen - viel ist psychisch bedingt
Auch wenn Entzündungen der Magenschleimhaut meist durch bakterielle Infektionen oder regelmäßige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln hervorgerufenen werden, gibt es Magenleiden, denen man mit Antibiotika oder Säurehemmern nichts anhaben kann.

Brigitte Dragosics im ORF-Radio: "Unser Sprichwort 'es liegt mir etwas im Magen' signalisiert sehr gut, was wir immer wieder erkennen. Es sind ja ungefähr 60 Prozent aller Beschwerden, die wir auf den Magen projizieren nur funktioneller Art und davon wieder ein Großteil durch nicht gelöste Probleme."

In solchen Fällen sei es schwierig einen Rat zu erteilen. "Wir können dem Patienten nur rückversichern, dass er nicht organisch krank ist, und ihm anbieten, eine Gesprächstherapie bei anderen Fachärzten zu suchen", so Dragosics.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Brigitte Dragosics, Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH)
->   Mehr über Helicobacter in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010