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Neuer Antitumor-Wirkstoff aus Meeres-Bakterium  
  Auch in maritimen Lebensräumen wird nach medizinischen Wirkstoffen gesucht: Forscher haben nun ein Bakterium genauer unter die Lupe genommen und sind dabei auf einen neuen Antitumor-Wirkstoff gestoßen.  
Schon lange nimmt die Pharmaforschung die natürlichen Antibiotika aus Actinomyceten - aufgrund ihres pilzartigen Geflechtes auch Strahlenpilze genannte Bodenbakterien - als Vorbild und Ausgangspunkt für Medikamente. Beispiele dafür sind etwa die Antibiotika Actinomycin und Streptomycin.
Bakterien in Meeres-Sedimenten ...
Mittlerweile ist das Repertoire dieser Mikroorganismen ausgereizt, eine kalifornische Forschergruppe um William Fenical von Scripp Institute of Oceanography hat nun aber eine völlig neue Quelle für diese Organismen entdeckt: in tropischen und subtropischen Meeres-Sedimenten.
... produzieren hoch wirksame Substanzen
Ebenso wie ihre bekannten erdverbundenen Vettern produzieren die marinen Actinomyceten hoch wirksame Substanzen. Einen besonders vielversprechenden Kandidaten, der das Zeug zum Krebs-Therapeutikum haben könnte, hat Fenicals Team nun näher unter die Lupe genommen.

Aus dem Zellextrakt von Stamm CNB-392 der "Salinospora" getauften neuen Salzwasser-Bakterienart konnten Fenical und sein Team eine Substanz isolieren, die auf verschiedene menschliche Krebsarten inhibierend wirkt.
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Struktur der Substanz identifiziert: Ringsystem
Mit Hilfe von Röntgenbeugung und weiteren spektrometrischen Untersuchungen konnten sie die Struktur der "Salinosporamid A" genannten Verbindung identifizieren. Zentrales Strukturelement ist ein Ringsystem aus einem Vier- und einem Fünfring, das neben Kohlenstoff auch Sauerstoff und Stickstoff enthält.
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Hemmung eines zellulären "Shredders"
Das charakteristische Ringsystem hat die Substanz gemein mit Omuralid, dem ersten bekannten spezifischen Proteasom-Hemmstoff - und auch "Salinosporamid A" unterdrückt selektiv das Proteasom - wie Fenicals Untersuchungen ergaben sogar 35 mal stärker als Omuralid.

Das Proteasom ist ein Zellbestandteil, dem eine wichtige Rolle bei der zellulären "Müllabfuhr" zukommt: Es ist der "Shredder", der fehlerhafte, beschädigte oder nicht mehr benötigte Proteine in kleine Schnipsel "zerschneidet".
Erste Tests zeigen cytotoxische Wirkung
Die Blockade dieses zellulären Shredders kann essenzielle Prozesse in der Zelle lahmlegen. Tumorzellen sind besonders auf funktionstüchtige Shredder angewiesen und entsprechend störanfällig, wenn sie blockiert werden.

"Erste Tests an Zellkulturen zeigten eine starke und selektive cytotoxische Wirkung von Salinosporamid A gegenüber verschiedenen Krebs-Zelllinien," zeigt sich Fenical optimistisch.
->   Scripps Institution of Oceanography
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01.01.2010