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Wissenschaftlerin des Jahres: Renee Schroeder  
  Die Mikrobiologin Renee Schroeder (49) wurde vom Österreichischen Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zur "Wissenschaftlerin des Jahres 2002" gewählt. Schroeder arbeitet am Institut für Mikrobiologie und Genetik am Wiener Biocenter, wo sie vor allem über Ribonukleinsäure (RNA) und ihre Wechselwirkung mit Antibiotika forscht. Sie ist Mitglied der Bioethik-Kommission und engagiert sich speziell für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft.  
Die Auszeichnung wurde am Mittwoch in Wien vom Präsidenten des Klubs, Manfred Jochum, der Forscherin überreicht.
Ziel: Erreichen einer breiten Öffentlichkeit
Bild: APA
Renee Schroeder
Mit der Auszeichnung wollen die Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten vor allem das Bemühen von Forschern würdigen, ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und damit das Image der österreichischen Forschung zu heben.

Die gesellschaftliche Vermittlung ihrer Forschungsarbeiten ist Schroeder ein besonderes Anliegen, entsprechend oft ist sie bei öffentlichen Veranstaltungen, Aktionstagen, in Schulen oder vor Pensionisten anzutreffen, um der geringen öffentlichen Akzeptanz der Wissenschaft entgegenzuwirken.
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science.ORF.at-Host Schroeder
Ein Mittel, um Öffentlichkeit zu erreichen, nimmt Renee Schroeder im Rahmen von science.ORF.at wahr. In unregelmäßigen Abständen verfasst sie als Host Beiträge - unter anderem über ihr Hauptforschungsgebiet, die RNA-Welt, und die Glasdecke für Frauen in den Biowissenschaften. Auch im Vorjahr war ein science.ORF.at-Host zum Wissenschaftler des Jahres gewählt worden - der evangelische Theologe und Bioethiker Ulrich Körtner.
->   Ulrich Körtner ist "Wissenschaftler des Jahres 2001"
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Im Kampf gegen "Glasdecken"
Chemie hat Renee Schroeder schon in ihrer Schulzeit gefallen, als "bodenständige" Disziplin erlebt sie ihr Fach Mikrobiologie noch heute. Trotz dieser Bodenständigkeit wollte die "Wissenschaftlerin des Jahres 2002" in ihrer Karriere durchaus hoch hinaus - hat sich aber "den Schädel bereits zwei Mal an der Glasdecke" angehaut, die an Universitäten nach wie vor Frauen in ihrer Laufbahn behindert, wie sie im Gespräch mit der APA erklärte.

Aus diesem Grund engagiert sich die 49-jährige Mikrobiologin besonders für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft.
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Lebenslauf
Schroeders Lebenslauf beginnt exotisch: geboren am 18. Mai 1953 in Joao Monlevade, Brasilien. Ihr Vater, ein Luxemburger, war Elektrotechniker in der Stahlindustrie. Im Alter von 14 Jahren übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Bruck an der Mur (Steiermark). 1972 begann sie ein Biochemie-Studium an der Universität Wien, das sie 1981 mit dem Doktorat abschloss. Bereits in ihrer Dissertation entdeckte sie die Faszination der Ribonukleinsäure (RNA), die seither ihr persönlicher Spezialforschungsbereich ist. Nach mehrjährigen Aufenthalten in Frankreich und den USA wechselte sie 1986 als Assistentin ans Institut für Mikrobiologie und Genetik der Universität Wien. 1993 habilitierte sich Schroeder mit einer Arbeit über die Wechselwirkung von Antibiotika mit der RNA, seit 1995 ist sie außerordentliche Professorin an dem am Vienna Biocenter angesiedelten Institut.
->   Vienna Biocenter
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Mitgliedschaften und Auszeichnungen
Schroeder ist Mitglied der Bioethik-Kommission des Bundeskanzlers. Zudem ist sie gewähltes Mitglied der European Molecular Biology Organisation (EMBO) und seit dem Vorjahr korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

1984 wurde sie mit dem Theodor-Körner-Stiftungspreis für Wissenschaft und Kunst, 1992 mit dem "Sandoz-Forschungspreis für Biologie" ausgezeichnet. 2001 erhielt sie den von der Firma L'Oreal und der Unesco vergebenen "Special Honor Award für Frauen in der Wissenschaft".
->   L'Oreal Special Honor Award an Renee Schroeder
Engagement für Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen
Mit diesem Preis wurde speziell auch Schroeders Engagement im Mentoring-Programm für Frauen an der Uni Wien gewürdigt, das Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen den Zugang zu Förderungen sowie zu formellen und informellen Netzwerken ermöglicht.

Dieses Programm hält Schroeder gerade an ihrer Fakultät für sehr wichtig, da sie diese für "extrem frauenfeindlich" hält. Vor allem die "mittelmäßigen Professoren" würden erfolgreiche Forscherinnen nicht aushalten, "weil diese im Gegensatz zu den starken Leuten tatsächlich etwas zu verlieren haben".
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Die Vorgänger Schroeders
Bisherige "Wissenschafter des Jahres" waren Ulrich Körtner (2001), evangelischer Theologe, Uni Wien; Hildegunde Piza (2000), Plastische Chirurgin, Uni Innsbruck; Christoph Badelt (1999), Sozialforscher, Wirtschaftsuniversität Wien; Herbert Budka (1998) Prionen-Forscher, Uni Wien; Rudolf Rieder und Heinrich Wänke (1997), Mars-Forscher vom Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz; Anton Zeilinger (1996), Experimentalphysiker, Uni Innsbruck; Stefan Karner (1995), Zeithistoriker, Uni Graz; und Georg Wick (1994), Altersforscher, Uni Innsbruck.
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Für Erweiterung des Studienangebotes
Als Kommissionsvorsitzende für die Schaffung des neuen Studienzweiges "Molekulare Biologie" hat Schroeder einen wesentlichen Beitrag zur Erweiterung des Studienangebotes der Universität Wien geleistet. Besonders hat sie sich dabei für die Einbeziehung der Öffentlichkeitsarbeit als Studienschwerpunkt eingesetzt.
Kaum Zeit für Freizeit
Fast verwundert reagiert die zweifache Mutter auf die Frage nach Hobbys - für so etwas bleibe neben Beruf und Kindern keine Zeit. Entspannung findet sie bei seltenen Kaffeehausbesuchen, und in jüngster Zeit hat sie Yoga entdeckt.
->   Renee Schroeder's Lab
 
 
 
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01.01.2010