News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Fachleute warnen: Zeitbombe Ernährung  
  Die Zeitbombe tickt immer lauter, denn Ärzte und Ernährungswissenschaftler haben bisher offenbar nicht die richtigen Strategie gefunden: Trotz zahlreicher Kampagnen und Initiativen nimmt die Zahl der Übergewichtigen ungebremst zu. Anlass für die österreichische Ärztekammer, nun neue Strategien und vor allem politische Maßnahmen zu fordern. Und auch von den Ärzten wird mehr diesbezügliches Engagement verlangt.  
Man braucht andere Strategien um das nötige Problembewusstsein zu schaffen, sagen Ärztekammerpräsident Otto Pieta und Kinderarzt sowie Ernährungsexperte Kurt Widhalm, der Präsident des österreichischen Instituts für Ernährungsmedizin.
...
Neue Strategie: Positive Botschaften statt Angstmache
Die Menschen wollen oder können es offensichtlich nicht mehr hören, dass Übergewicht die Gesundheit lebensverkürzend gefährdet. Ernährungs- und Gesundheitsberichte bringen es zu Tage: trotz aller Aufklärungsanstrengungen sind in Österreich bereits elf Prozent fettsüchtig. Als übergewichtig gilt mittlerweile fast jeder Zweite. Mit den bisherigen Anstrengungen lag man falsch, so der Stoffwechselexperte Kurt Widhalm. Durch negative Botschaften, durch Verschrecken, indem man immer von Krankheiten und vom Tod spricht, werde man die Leute nicht dazu bringen ihre Gewohnheiten zu ändern.
...
Was Hänschen nicht lernt: Ernährung im Unterricht?
Nur wenn man so früh wie möglich beginnt, breitest mögliche Informationen über die Zusammenhänge anzubieten, wird sich die tickende Bombe entschärfen lassen - das meinen die Fachleute.

Nach Ärztekammerpräsident Otto Pieta ist daher ein Unterrichtsgegenstand "Ernährung" zu fordern. So früh wie möglich heißt für Kurt Widhalm, dass man auch die Kindergartenzeit diesbezüglich nicht ungenützt verstreichen lassen darf.
Mehr Engagement der Ärzte gefragt
Das ernährungsmedizinische Angebot der Ärzte in ihren Praxen und in den Spitälern muss verstärkt werden, appelliert Kammerpräsident Otto Pieta an die Ärzteschaft. Es sei zu wenig, wenn offensichtliche Gewichts- oder Ernährungsprobleme höchstens im Zuge von Vorsorgeuntersuchungen angesprochen werden.

Kammerpräsident Pieta empfiehlt seinen Ärzten, dass ihre Ordinationen so strukturiert sein sollten, "dass man auch die Zeit findet innerhalb des täglichen Praxisalltages ein Beratungsgespräch zu führen, die Ernährung nicht als Anhängsel zu einem Krankheitsbild zu behandeln - sondern als wichtiges Thema der Lebensführung."

Dass auch die Ärzte diese Notwendigkeit erkennen, zeigt sich daran, dass sich bereits 600 Ärzte in Ernährungsmedizin ausbilden ließen.
Forderung: Ernährungsausschuss im Obersten Sanitätsrat
Unterstützt vom Stoffwechselexperten Kurt Widhalm fordert Otto Pieta, dass im Obersten Sanitätsrat ein eigener Ernährungsausschuss eingerichtet werde - so wie es auch einen Impfausschuss gibt, der regelmäßige Empfehlungen abgibt.

Dieser Ausschuss sollte - meint Kurt Widhalm - Richtlinien ausgeben, und zwar nicht nur für die Bevölkerung allgemein, sondern auch für Gemeinschaftsverpflegseinrichtungen wie Altersheime und Schulen. Diese könnten Anhaltspunkt für konkrete Maßnahmen sein.

Solche Empfehlungen seien überfällig. Wie es einen Impfausschuss gibt, sollte es auch einen Ernährungsausschuss im Obersten Sanitätsrat geben - denn sich gesundheitsgerecht zu ernähren ist nicht weniger wichtig als sich impfen zu lassen.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr dazu in ORF.at: Fettsucht-Welle über Österreich
->   Österreichische Ärztekammer
->   Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin
Weitere relevante Artikel aus dem science.ORF.at-Archiv:
->   Ernährungsstudie: Wie und was die Österreicher essen
->   "Kukurendl"-Kampagne für vielseitigere Ernährung
->   Österreich isst sich krank
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010