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Brustkrebs: Fortschritte bei Operation und Therapie  
  Neueste Verfahren machen aus Brustkrebs-Operationen immer minimalere Eingriffe. Zudem steigt dank therapeutischer Fortschritte die Überlebenschance weiter, wie Experten anlässlich einer Tagung berichten.  
Bei einem Teil der Patientinnen kann heute die oft ausgesprochen belastende Entfernung von Lymphknoten in der Achsel unterbleiben. Und neueste Therapien erhöhen die Überlebenschancen. Dies erklärten am Samstag führende österreichische Fachleute bei einem Fachsymposium am "Mammazentrum Wilhelminenspital".
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Mammakarzinom: Prognose wesentlich verbessert
"Die Prognose des Mammakarzinoms konnte in den vergangenen Jahren wesentlich verbessert werden. Einer der entscheidenden Faktoren für diese erfreuliche Entwicklung ist die zunehmende Früherkennung. Daneben spielen auch die verbesserten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten [...] eine zentrale Rolle", formulierten die Organisatoren.
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Gute Vorsorge und Früherkennung in Österreich
"Weltweit sind 70 Prozent aller Mammakarzinomfälle zum Zeitpunkt der Diagnose bereits ein einem fortgeschrittenen Stadium", berichtet Chirurgin Beate Stocker vom Wilhelminenspital. Dank der guten Vorsorge und Früherkennung betrage der Prozentsatz in Österreich lediglich zehn Prozent.

Die Konsequenz: In der Alpenrepublik können bereits mehr als 80 Prozent der Patientinnen brusterhaltend operiert werden. Jährlich wird die Diagnose Brustkrebs bei rund 5.200 Personen gestellt. Im Jahr 2001 starben 1.584 Patientinnen an der Krankheit.
Neues Prinzip: Die "Sentinel Node"-Kontrolle
Doch auch abseits der Frage, ob bei der Operation die von dem Tumor befallene Brust erhalten werden kann oder nicht, gibt es Verbesserungen. Durch die Zusammenarbeit von Chirurgen, Nuklearmedizinern und Pathologen wird nämlich derzeit in immer mehr Spitälern das Prinzip der "Sentinel Node"-Kontrolle ("Wächter-Lymphknoten"-Kontrolle, Anm.) realisiert.

Darunter verstehen die Ärzte eine schonende Kontrolle, ob die nächstgelegenen Lymphknoten zur Brust bösartige Zellen aufweisen oder nicht. Bisher wurden die Lymphknoten in der Achsel entfernt. Viele Patientinnen gaben aber nach der Operation an, sie würden deshalb an Beschwerden leiden.

Umgekehrt wurden häufig Lymphknoten entfernt, die gar nicht befallen waren. Die Entfernung der Lymphknoten war somit sehr belastend und oft nicht notwendig. Die Kontrolle bloß des ersten Lymphknotens der von der Brust wegführenden Lymphbahn ("Wächter-Lymphknoten") könnte hier in Zukunft eine wesentliche Verbesserung bringen.
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Details der Methode: Genauigkeit von 95 Prozent
Dazu ist aber eine ausgefeilte Technik plus entsprechendes Training notwendig: Bei der Operation wird die Lymphbahn samt der Knoten durch einen strahlenden Farbstoff markiert. Mit einer Gammasonde wird ausschließlich nach dem "Wächter-Lymphknoten" gesucht. Er wird entnommen und penibel auf Krebszellen untersucht. Ist er davon frei, kann man der Patientin die größere Operation ersparen. Die Genauigkeit der Methode beträgt mittlerweile an Zentren wie jenem am Wilhelminenspital bereits 95 Prozent. Österreichweit vergleichen bereits zehn Spitalsabteilungen im Rahmen eines Programms ihre Ergebnisse.
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Bessere Chemotherapie - Neue Medikamente
Trotz der modernen Operationsverfahren und vermehrten Frühdiagnosen kann allerdings nur weniger als die Hälfte der Brustkrebspatientinnen durch die Operation allein geheilt werden. Deshalb sind unterstützende Therapien notwendig.

Hier kommen die verschiedene Chemo- und Hormontherapie-Verfahren zum Einsatz. Der Einsatz ist abhängig vom Alter der Patientin, der Tumorgröße, der Frage, ob der Tumor auf den Wachstumsimpuls von Hormonen reagiert oder nicht, Art der bösartigen Zellen, Befall von Lymphknoten bzw. der Frage, ob die Frau schon in der Menopause ist oder nicht.

Österreichische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bei bestimmten Brustkrebspatientinnen eine weniger belastende Hormontherapie sogar wirksamer als eine Zytostatika-Behandlung sein kann.
Antikörper-Präparat kombiniert mit Chemotherapie
Besonders bei Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs einer bestimmten Form, bewährt sich auch das Antikörper-Präparat Herceptin in Kombination mit Chemotherapie. In Nachfolge dieses Prinzips werden auch andere monoklonale Antikörper bei Brustkrebs derzeit in wissenschaftliche Studien erprobt.

Hinzu kommen neue Enzym-Hemmer, welche das Wachstum von Krebszellen blockieren. Bei einem dieser Mittel (Tarceva) zeigte sich eine Wirkung bei etwa 25 Prozent der Erkrankten.
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01.01.2010