News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Medizin und Gesundheit 
 
Schon Babys werden durch TV beeinflusst  
  Kleinkinder vor das TV-Gerät setzen, damit sie eine Ruhe geben? US-Psychologen warnen einmal mehr vor dieser pädagogischen Strategie. Bereits zwölf Monate alte Babys empfangen via Fernsehen "emotionale Informationen" und lassen sich dadurch in ihren eigenen Handlungen beeinflussen.  
Anregungen vom Bildschirm
Was lernen Kleinstkinder, wenn sich Erwachsene in ihrer Umgebung in dieser oder einer anderen Art benehmen? Und wie stark schenken sie einem laufenden Fernsehgerät Beachtung, der sich im gleichen Zimmer befindet? Diesen Fragen ging Donna Mumme, Psychologin der Tufts University (Medford/Massachussetts), in einer aktuellen Studie im Fachjournal "Child Development" nach.

Ihr Schluss: Schon Babys werten die Gefühlsäußerungen ihrer Umwelt aus, um Informationen zu sammeln und Schlüsse für ihr eigenes Verhalten zu ziehen - das betrifft reale Menschen wie auch Ereignisse am TV-Bildschirm.
->   Donna Mumme, Tufts University
...
Die Studie ist unter dem Titel "The Infant as Onlooker: Learning from Emotional Reactions Observed in a Television Scenario" in der Jänner/Februar Ausgabe von "Child Development", einer Publikation der "Society for Research in Child Development", erschienen.
->   Society for Research in Child Development
...
Babys beobachten Umwelt zum Lernen
Wenn Babys oder Kleinkinder nicht gerade schlafen, beobachten sie zumeist ihre Umwelt - u.a. die Handlungen und Reaktionen anderer Menschen: Etwa wenn die Mutter lächelt, sobald sie etwas Erfreuliches hört, oder wenn der Vater eine Grimasse zieht, wenn ein Glas vom Tisch fällt und zerbricht.

In ähnlicher Weise, so die These von Mumme und Anne Fernald von der Standford University, beachten Kinder auch die Geschehnisse beim Fernsehen, gleichgültig, ob es sich um animierte oder reale Personen handelt. Mumme ging der Frage nach, welchen Reim sie sich darauf machen.
Wie die TV-Schauspielerin reagiert ...
Für ihre Studien entwarfen Mumme und Fernald zwei Versuchsanordnungen für zehn und zwölf Monate alte Babys. Ein Videoband mit einer Schauspielerin wurde aufgenommen, die auf verschiedene Objekte unterschiedlich reagierte. Ihre durch Gesichtsausdruck und Stimme ausgedrückten Gefühle gegenüber einigen dieser Objekte waren "positiv", "negativ" oder "neutral", manche Objekte ignorierte sie hingegen vollständig.

Unter den Objekten befanden sich eine rote Spirale, ein blauer Ball und Teile eines gelben Gartenschlauchs.
... so reagierten auch die Babys
Den Babys wurden die gleichen Objekte zum Spielen gegeben, parallel lief der Fernseher mit dem Videoband. Wenn die Schauspielerin im TV-Gerät positiv oder neutral auf das entsprechende Objekt reagierte, spielten die Babys glücklich mit ihrem Spielzeug.

Zeigte sie hingegen negative Reaktionen, begannen die Kinder das jeweilige Objekt zu vermeiden und lieber mit einem anderen zu spielen.
Entscheidungen, die auf TV-Reizen basieren
Der Schluss der Psychologinnen: Die Babys treffen Entscheidungen, die auf den emotionalen Reaktionen der Erwachsenen um sie herum beruhen, und beziehen darin auch jene Information ein, die sie aus dem TV bekommen.

"Das ist überaus bemerkenswert", meinte Mumme in einer Aussendung der Tufts University. Erwachsene sollten deshalb "lieber zweimal nachdenken, bevor sie in der Anwesenheit von Kindern besonders barsch sprechen, oder bevor sie Kinder TV-Programm sehen lassen, die nicht für ihr Alter geeignet sind."
Zehn Monate alte Babys lernen noch nicht aus TV
Diese Lernfähigkeit via Bildschirm scheint sich aber erst zwischen dem zehnten und dem zwölften Lebensmonat zu entwickeln. Bei den Tests mit zehn Monate alten Babys konnten nämlich keine derartigen Reaktionen gefunden werden: Sie griffen zu Spielzeugen, gleichgültig welche Emotion durch die Schauspielerin dazu parallel im TV transportiert wurde.

Die nächsten Studien von Mumme widmen sich daher der Frage, ob die zehn Monate alten Babys vielleicht eher auf die emotionalen Botschaften realer Personen reagieren als auf jene der Videokassette.
->   Arts, Science & Engineering, Tufts University
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Bei Baby-Gebrabbel ist das Sprachzentrum aktiv
->   Babys haben besseren Blick für Affengesichter
->   Babys lernen schon im Schlaf
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010