News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Hippokratischer Eid für die Wissenschaft?  
  Sollten Wissenschaftler ähnlich den Ärzten einen Schwur leisten, mit ihren Forschungen ausschließlich dem Wohle der Menschheit zu dienen?  
Diese Frage, die seit Jahren in der Luft liegt, deren Klärung aber vor sich hin dämmert, wurde kürzlich wieder aufgegriffen.

Auf einem Symposium während des Jahrestreffens der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in San Francisco wurde über die Vorzüge diskutiert, einen Hippokratischen Eid für alle wissenschaftlichen Disziplinen einzusetzen. So berichtet die jüngste Ausgabe von "Nature" (Bd. 409, S.971).
Mehr Vertrauen Seitens der Öffentlichkeit
Ein solcher Eid würde der Wissenschaft zu mehr Vertrauen von Seiten der Öffentlichkeit verhelfen, argumentieren die Befürworter.

Die Gegner jedoch meinen, ein Eid könne dazu führen, bestimmte wissenschaftliche Richtungen zu blockieren, die langfristig der Menschheit dienen könnten.
...
Die Forderungen nach einem allgemeinen Eid wurde in den USA vornehmlich während des Rüstungswettlaufs in den 80er Jahren laut. In Europa hat die Frage derzeit Brisanz: angesichts der öffentlichen Besorgnis über die Rolle der Wissenschaft bei der BSE-Katastrophe. Aber auch in Bezug auf die Debatte um gentechnisch modifizierte Lebensmittel.
...
Pflichten gegenüber der Öffentlichkeit
Französische Wissenschaftler debattieren ernsthaft die Vor- und Nachteile eines wissenschaftlichen Eids, sagte Gerard Toulouse, wissenschaftlicher Direktor am Laboratoire de Physique Théorique de l'École Normal Supérieure in Paris, auf dem Symposium.

Eine derartiger Eid könnte Anstoß dafür sein, dass Wissenschaftler sich ihrer Pflichten gegenüber der Öffentlichkeit bewusster werden.
Wissenschaftliche Ergebnisse nicht vorhersehbar
Irving Lerch von der American Physical Society hingegen ist sich nicht sicher, ob ein geleisteter Eid tatsächlich das öffentliche Vertrauen sichern könnte.

Es sei schwer für Wissenschaftler zu schwören, nur für das Wohl der Menschheit zu arbeiten, wenn sie die Ergebnisse nicht vorhersagen könnten. Noch viel weniger könnten sie im Vorhinein wissen, was jemand anderer aus ihren Forschungsergebnissen macht.
Wer setzt den Eid durch?
Damit ein Eid überhaupt einen Sinn hat, müsste irgendjemand auch durchsetzen, dass sich die Scientific Community daran hält. Wissenschaftliche Gesellschaften jedenfalls scheinen diese Rolle nicht gerne übernehmen zu wollen.
...
Kritik von Bürgerrechtlern
Nur wenige Blocks vom Tagungsort der AAAS entfernt gab es eine Aktion von Interessenverbände und Wissenschaftlern. Forscher sollten sich in einer Unterschriftenaktion von der Arbeit an allen Massenvernichtungswaffen lossagen. Greg Mellow von der Los Alamos Study Group, die die Unterschriftenaktion durchführen, übte Kritik an Gesellschaften wie der AAAS - die die Pressekonferenz für diesen Eid nicht in ihr Programm aufnehmen wollte. Sie führten zwar vage Diskussionen über derartige wissenschaftliche Selbstverpflichtungen. Doch würden sie "alles unterlassen, was direkt mit dem beruflichen Fortkommen von Individuen in Konflikt stehe".
->   Los Alamos Study Group
...
Ich bin für einen allgemeinen hippokratischen Eid für Wissenschaftler.
 


 ja

 nein

 weiß nicht

 
->   Nature
->   Laboratoire de Physique Théorique de l'École Normal Supérieure
->   American Physical Society
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010