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Zerbrechliche Knochen: Osteoporose unterschätzt?  
  Geschätzte 700.000 Menschen in Österreich leiden an Osteoporose. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation Knochenschwund zu den 10 häufigsten Erkrankungen zählt, werde Osteoporose unterschätzt, sagen Experten.  
Unter dem Motto "Aktion gesunde Knochen" informieren wissenschaftliche Gesellschaften und Selbsthilfeverbände anhand von Broschüren und Plakaten über Vorbeugung, Diagnose und Therapie der Osteoporose.
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Die "Aktion gesunde Knochen" ist eine Initiative des ÖGKV Instituts für Osteoporose-Prävention zur Implementierung der EU-Empfehlungen zur Osteoporose in Österreich.
->   Mehr dazu: www.osteroporose.cc
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"Unterschätzte Volkskrankheit"
Kurt Weber von der Universitätsklinik Graz bezeichnet Osteoporose als die "am meisten unterschätzte Volkskrankheit der heutigen Zeit". Die Krankheit finde sich auch im österreichischen Nationalen Gesundheitsplan nicht unter den Top 10, sagt Weber.

Derzeit gebe es in Österreich pro Jahr 12.000 Schenkelhalsfrakturen. Bis 2040 werde die Zahl voraussichtlich auf 25.000 ansteigen, schätzt Weber.
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Osteoporose: Statistische Daten
- Pro Jahr und 1.000 Personen erleiden 5,7 Männer und 10,7 Frauen über 50 eine Wirbelkörperfraktur durch Osteoporose.

- Je 1.000 Menschen kommen pro Jahr 0,8 Männer und 1,2 Frauen in der Altersgruppe über 50 mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Spital.

- Pro Jahr und 1.000 Personen erleiden 1,7 Männer und 7,3 Frauen über 50 eine Unterarmfraktur in Folge der Osteoporose.

- Zwölf Prozent der Männer und Frauen über 50 weisen den Einbruch eines Wirbels auf. In der Altersgruppe über 75 sind es bereits 22 bis 24 Prozent.
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90 Prozent erhalten keine passende Therapie
In Österreich werden laut Weber EU-weit die meisten Knochendichtemessungen durchgeführt: Von den Frauen über 50 Jahre gehen 25% jährlich zur Messung, im EU-Schnitt sind es 15%. In Österreich gibt es auch die weltweit meisten Knochendichtemessgeräte (pro Kopf).

Trotzdem und trotz der hohen Ärztedichte sowie der verfügbaren und kostenerstattungsfähigen Medikamente habe sich gezeigt, dass bis zu 90 Prozent der Patienten mit Knochenbrüchen aufgrund von Osteoporose keine passende Therapie erhalten, so Weber.
Oberschenkelhalsbruch: meist durch Knochenschwund
Oberschenkelhalsbrüche seien fast ausschließlich auf Osteoporose zurückzuführen (95 Prozent der Fälle), sagt Weber, dennoch bekämen die meisten Patienten nach solchen Unfällen keine Therapie der Grunderkrankung:

Bei 1.194 Patienten, die in der Steiermark 1997 wegen eines Schenkelhalsbruches an einer Unfallchirurgie behandelt wurden, wurde bei 4% die Diagnose Osteoporose gestellt und eine Therapie eingeleitet. Im Jahr 2000 waren es bei 1.151 Patienten 7%. Noch seltener (1%) würde Osteoporose bei Patienten mit Oberschenkelhalsbruch in den USA und Kanada behandelt.
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Jeder Fünfte stribt
- 20 Prozent der Opfer von Oberschenkelhalsbrüchen sterben. Daran sind Komplikationen nach der Operation schuld, die betagte Menschen besonders treffen.

- 30 Prozent bleiben behindert.

- Nur 50 Prozent der Patienten erlangen wieder jene Mobilität, die
sie vor dem Unfall hatten.
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Vorsorge und Richtinien
Vom Dachverband Osteologie der deutschsprachigen wissenschaftlichen Gesellschaften wird derzeit eine Leitlinie erarbeitet, damit Ärzte Osteoporose rechtzeitig feststellen und behandeln können.

Weber empfiehlt eine Knochendichtemessung für Frauen in den Wechseljahren, weiters für Personen, in deren Familie Knochenschwund vorkommt oder für Personen, die aufgrund von Unverträglichkeit wenig Milch trinken.

Telefonhotline "Nationale Initiative gegen Osteoporose": 0810-820-280

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
Das science.ORF.at-Archiv zum Thema Osteoporose:
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01.01.2010