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"MedAustron" setzt auf internationale Kooperation  
  Anfang des Jahres wurde bekannt, dass das Großforschungsprojekt "Austron" aus finanziellen Gründen gescheitert ist. Beim Krebsforschungszentrum "MedAustron" setzen die Verantwortlichen nun auf internationale Kooperation.  
In Wiener Neustadt, dem geplanten Standort der Einrichtung, hat am Mittwoch der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) einen Kooperationsvertrag zwischen dem Land Niederösterreich, der Stadtgemeinde Wiener Neustadt und dem Projektteam MedAustron auf der einen Seite und fünf renommierten europäischen Forschungsinstituten auf der anderen Seite unterzeichnet.
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Behandlung mit Ionen-Strahlen
Bei MedAustron sollen Krebspatienten mit Ionen-Strahlen behandelt werden. Diese in einem Teilchenbeschleuniger erzeugten Strahlen zeichnen sich durch eine hohe biologische Wirksamkeit bei gleichzeitiger größtmöglicher Schonung des um den Tumor liegenden Gewebes aus. MedAustron war ursprünglich Teil der geplanten internationalen Großforschungseinrichtung Austron, hat sich aber rasch als eigenes Projekt emanzipiert.
->   MedAustron
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Gemeinsame europäische Anstrengung nötig
"Ohne dieses internationale Top-Netzwerk wäre MedAustron nicht zu realisieren, da sämtliche Forschungskapazitäten Österreichs zusammengenommen ein derartiges Projekt alleine nicht umsetzen könnten", erklärte der technische Projektleiter von MedAustron, Erich Griesmayer.

Das Vorhaben könne nur dann erfolgreich sein, wenn es eine gemeinsame europäische Anstrengung sei.
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Die Kooperationspartner
Kooperationspartner der Niederösterreicher sind das Europäische Labor für Teilchenphysik CERN bei Genf, das Paul Scherrer Institut in Villigen (Schweiz), die Technische Universität Bratislava (Slowakei), das Jozef Stefan Institut in Laibach (Slowenien) und die Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt (Deutschland). Die Kooperation umfasst sowohl die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern als auch die technische und medizinphysikalische Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Ionentherapie.
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Projektkosten: 100 Millionen
Griesmayer bezifferte die Projektkosten mit rund 100 Millionen Euro. Eine Machbarkeitsstudie wurde bereits 1998 abgeschlossen. Die Firma fotec, eine Tochter der Fachhochschule Wiener Neustadt, wurde im Vorjahr vom Land Niederösterreich und der Stadt Wiener Neustadt mit dem Projektmanagement und der Ausarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen beauftragt. Stadt und Land haben dafür fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Politische Entscheidungen stehen aus
Vom Bund erhoffen sich die Verantwortlichen noch heuer die Finanzierung der noch fehlenden Projektentwicklungskosten in Höhe von zehn Millionen Euro und schließlich eine politische Entscheidung der Bundesregierung über die Finanzierung der gesamten Projektkosten.

Rückenwind hat das Projekt kürzlich vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) erhalten, der in seinem kürzlich vorgelegten "Nationalen Forschungs- und Innovationsplan" die "zügige Fortsetzung der laufenden Planungsarbeiten und eine rasche Realisierung von MedAustron" empfohlen hat.
->   Mehr über den "Nationalen Forschungsplan"
Gewebsschonend: Mit Ionen gegen Krebs
Mit einer völlig neuen Strahlentherapie wollen österreichische Wissenschafter Krebs bekämpfen. In MedAustron sollen Tumore mit Ionen, konkret Wasserstoff-Kernen (Protonen) und Kohlenstoff-Kernen, bestrahlt und damit zerstört werden.

Vorteil dieser Therapie im Vergleich mit bisher eingesetzten Behandlungsformen mit Röntgen- und Gammastrahlen, bzw. Elektronen: Die Ionen haben eine deutlich höhere biologische Wirksamkeit, die so gesteuert werden kann, dass sie sich fast ausschließlich im Tumor entfaltet. Dadurch wird das umliegende gesunde Gewebe größtmöglich geschont.
Kreisförmiger Teilchenbeschleuniger
In internationaler Zusammenarbeit haben österreichische Wissenschafter am Europäischen Labor für Teilchenphysik CERN bei Genf ein völlig neuartiges Medizinbeschleuniger-Konzept entwickelt.

Kernstück der Anlage ist ein kreisförmiger Teilchenbeschleuniger mit einem Umfang von rund 70 Metern. Wasserstoff- oder Kohlenstoff-Kerne werden in dem Beschleuniger durch elektrische Hochfrequenzfelder beschleunigt, von Magneten auf einer Kreisbahn gehalten und fokussiert.
Bis zu 2.300 Patienten pro Jahr
Sobald die Teilchen die entsprechende Energie haben - etwa halbe Lichtgeschwindigkeit -, werden sie zu den Behandlungsplätzen bzw. Forschungseinrichtungen geführt.

Im Endausbau sind fünf Behandlungsplätze geplant, drei für die Bestrahlung mit Protonen, zwei für Kohlenstoff-Ionen. Bei einem Zwei-Schicht-Betrieb könnten damit bis zu 2.300 Patienten pro Jahr behandelt werden.
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Exakte Positionierung nötig
An den einzelnen Behandlungsplätzen müssen die Patienten ganz exakt positioniert und fixiert werden. Denn der Ionenstrahl trifft mit einer Präzision von 0,5 Millimeter auf bzw. in das erkrankte Gewebe des Patienten.
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Umliegende Organe werden geschont
In der steuerbaren Reichweite des Strahls im Gewebe liegt der besondere Vorteil dieser Therapieform. Im Gegensatz zur heute üblichen Strahlentherapie, die den ganzen Körper durchdringt, werden bei der Bestrahlung mit Ionen die hinter dem Tumor liegenden Organe nahezu völlig geschont. Auch das vor dem Tumor liegende gesunde Gewebe wird weit geringer belastet als bei herkömmlicher Strahlentherapie.
->   Austron
->   RFT
->   science.ORF.at: Austron "nicht realistisch"
 
 
 
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01.01.2010