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Gut getarnt? Die UV-Tricks der Krabbenspinne  
  Seit langem kennen Biologen die Tarn-Tricks einiger Arten von Krabbenspinnen: Die Tiere zeigen farblich große Ähnlichkeit mit den Blütenblättern, auf denen sie auf Beute lauern. Eine australische Spezies geht sogar noch raffinierter vor, wie österreichische Forscher im aktuellen "Nature" berichten: Sie nutzt die Tatsache, dass ihre bevorzugte Beute - Honigbienen - im UV-Spektrum sieht.  
Die Biologin Astrid Heiling vom Institut für Zoologie der Universität Wien hat zusammen mit ihren Kollegen Marie Herberstein und Lars Chittka untersucht, wie die Australische Krabbenspinne Thomisus spectabilis anfliegende Honigbienen täuscht.
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"Crab-spiders manipulate flower signals"
Der Artikel "Crab-spiders manipulate flower signals" von Astrid Heiling, Marie Herberstein und Lars Chittka ist in "Nature" (Bd. 421, Nr. 6921, Seite 334) erschienen.
->   Nature
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Weiße Spinne, weiße Blüten - aber reflektiertes UV-Licht
Die Spinne ist weiß und passt sich damit hervorragend den weißen Blütenblättern der Gänseblümchenart Chrysanthemum frutescens an, auf der sie lebt. Für den menschlichen Beobachter ist das Insekt dank seiner Tarnung tatsächlich unsichtbar.

Die Honigbiene allerdings - bevorzugtes Beutetier der Krabbenspinne - kann im ultravioletten Spektrum sehen, Thomisus spectabilis jedoch reflektiert UV-Licht. Die Tarnung der Spinne sollte damit hinfällig sein.
->   Informationen zu Krabbenspinnen
Kontrastreiche Farben von Bienen bevorzugt
Ein Detail kommt der räuberischen Spinne aber offenbar zu Hilfe: Wie die Forscher in ihrem Artikel schreiben, zeigen empirische Daten, dass Bienen tatsächlich kontrastreiche farbige Markierungen auf Blüten bevorzugen.

Die im UV-Bereich sichtbare Spinne könnte also - so die Theorie der Forscher - wie eine solche Markierung aussehen und auf diese Weise die Bienen nicht nur täuschen, sondern gar verstärkt anlocken.
Visuelle Signale manipulieren die Beute
Die These der Forscher: Visuelle Signale, die auf UV-Wellenlängen kommuniziert werden, sind zwar für Menschen unsichtbar und daher schwer zu analysieren, sie könnten jedoch von "im Hinterhalt" lauernden Räubern verwendet werden, um das Verhalten ihrer Beute zu manipulieren und ihren Fangerfolg zu steigern.
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Überprüfung: Die Versuche im Detail
Um dies zu überprüfen, testeten sie die Insekten im Labor: Die Wissenschaftler konfrontierten Honigbienen unter natürlichen Lichtverhältnissen mit Paaren von willkürlich ausgewählten Gänseblümchen - auf jeweils einer der Blumen lag eine betäubte Spinne - und zeichneten auf, welche der beiden Blüten zuerst angeflogen wurde.

Das Experiment wurde wiederholt, wobei diesmal eine transparente Plastikfolie die Blüten und Spinnen abdeckte, um auf diese Weise olfaktorische Hinweise als Ursache auszuschließen.
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Blüten mit Spinnen wirken attraktiver
Das Ergebnis der Versuche: Im Vergleich mit "leeren" Blüten lockten Blumen mit weißen Krabbenspinnen auf ihren Blättern die Honigbienen deutlich stärker an - ganz egal, ob die Plastikfolie Gerüche aussparte oder nicht.

"Dies legt nahe, dass die Bienen alleine durch visuelle Signale geleitet wurden", schreibt das Biologenteam: "Und dass die von den Spinnen erzeugten visuellen Signale die Blüten für die Bienen einladender erscheinen lassen."

"Die Spinne nützt offensichtlich die schon vorher existierende Vorliebe der Bienen für Blumen mit Farbmustern aus", so die Wissenschaftler in ihrem Artikel. Demnach produzieren die Spinnen - sichtbar nur für die Bienen, nicht aber für den menschlichen Beobachter - einen starken Kontrast.
->   Institut für Zoologie der Universität Wien
Mehr zu diesem Thema im science.ORF.at-Archiv:
->   Täuschen statt Tarnen - Die Farbtricks der Stachelspinne
->   Die Evolution von Tarnung und Täuschung
->   Tarnen und Täuschen: Eine Geschichte aus dem Regenwald
 
 
 
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01.01.2010