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Die Novartis Preise 2002  
  Von der Identifizierung von Angriffspunkten für Arzneimittel über Immundermatologie bis zur Evolution biologischer Strukturen reichen die Projekte, die heuer mit den Novartis Preisen ausgezeichnet wurden.  
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Die Preisträger im Überblick
Die österreichischen Spitzenwissenschaftler Peter Stadler (Lehrstuhl für Bioinformatik, Universität Leipzig), Gottfried Baier (Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik, Universität Innsbruck) und Dieter Maurer (Universitätsklinik für Dermatologie der Universität Wien) erhielten die Novartis Preise 2002.
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Der Preis im Fachbereich Chemie
Peter Stadler, der vor kurzem vom Institut für Theoretische Chemie und Molekulare Strukturbiologie der Universität Wien auf den Lehrstuhl für Bioinformatik der Universität Leipzig übersiedelte, erhielt die Auszeichnung für Chemie.

"Man versucht, mathematische Grundlagen für die Computer-Simulation von biologischen Prozessen zu schaffen und so die Struktur von Proteinen und von RNA-Erbgutbestandteilen vorherzusagen. Es geht aber auch darum, zum Beispiel die Evolution wichtiger Prozesse mathematisch zu fassen. Was ist die grundlegende Mechanik hinter Variabilität, Mutationen, Rekombination etc?", beschreibt er seine Arbeiten.
Molekulare Evolutionsdynamik
Dies führt zu Modellen für die molekulare Evolutionsdynamik. Hier kommt es zu zwei Phänomenen: In bestimmten Epochen der Evolution werden im Bereich einer Art von Organismen mit einer konstanten Rate Mutanten erzeugt. Doch an einem bestimmten Punkt treten plötzlich andere Mechanismen auf. Stadler: "Wird ein vorteilhafter Mutant gefunden, wächst er exponenziell."

Das Ergebnis: Die fitteren Organismen überwuchern die weniger gut angepassten. Im Laufe der Evolution des Lebens kam es immer wieder zu einem Wechsel zwischen der Anhäufung von Mutanten und solchen plötzlichen Übergängen.
Der Preis im Fachbereich Medizin
Für seine Arbeiten zur Erforschung der dendritischen Zellen (DZ) erhielt der Wiener Immundermatologe Dieter Maurer, Leiter des neu gegründeten Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die Novartis-Auszeichnung für den Fachbereich Medizin.

Dendritische Zellen patrouillieren durch die Haut und andere Organe des Körpers, fangen mit ihren Oberflächenstrukturen eingedrungene Antigene (Keime, Fremdsubstanzen) ein und präsentieren sie dem Immunsystem zur Auslösung einer Abwehrreaktion.
Funktion der dendritischen Zellen
Maurer: "Besondere Schwerpunkte meiner Forschungen sind die Entwicklung sowie die biologischen Funktionen der dendritischen Zellen des Menschen." So gelang es der Wissenschaftergruppe zum Beispiel zu ergründen, wie dendritische Zellen ihr spezielles Aussehen erlangen. Sie entdeckten aber auch eine neue Unterart dieser Zellen (plasmazytoide dendritische Zellen), die offenbar für die Abwehr von Virus-Infektionen wichtig sind.

Die Forschungsarbeiten sollen aber auch zu besseren Behandlungsmöglichkeiten von Krankheiten wie atopische Dermatitis (auch: Neurodermitis) bzw. Krebs (Tumorvakzine auf der Basis veränderterer DZ) führen.
Der Preis im Fachbereich Biochemie
Einen neuen potenziellen Angriffspunkt für Arzneimittel gegen unerwünschte Immunreaktionen, die mit chronischen Entzündungen verbunden sind, aber auch gegen Autoimmun-Erkrankungen (z.B. Asthma, chronische Polyarthritis etc.), oder gar die Arteriosklerose bzw. Organ-Abstoßungsreaktionen haben Gottfried Baier und sein Team in der Proteinkinase C theta entdeckt.

Baier bekam dafür den Novartis Preis für Biologie bzw. Biochemie.
Aktivierungssignal der T-Zelle
Das Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von T-Lymphozyten. Der Wissenschafter: "Damit T-Zellen ihre Abwehrleistung erbringen können, muss das Aktivierungssignal von der Zelloberfläche in den Zellkern weiter geleitet werden.

Dieses Schlüsselenzym reguliert über mehrere Schritte selektiv die Aktivierung des T-Lymphozyten-Gens für die Produktion des Immunbotenstoffs Interleukin-2 (IL-2). Interleukin-2 ist der wichtigste stimulierende Faktor für durch T-Zellen vermittelte
Immunreaktionen."
Angriffspunkt für Arzneimittelsubstanzen
Weil die Proteinkinase C theta als "Masterswitch" für das Anwerfen bzw. Abdrehen der Produktion von IL-2 vorwiegend in den T-Zellen vorkommt, könnte sie einen sehr gut geeigneten Angriffspunkt für Arzneimittelsubstanzen bilden, welche diese Prozesse hemmen.

Baier und sein Team arbeiten mit namhaften Pharmaunternehmen zusammen, um solche Medikamente zu entwickeln.
 
 
 
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01.01.2010